BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Kreisverband Hildesheim

Keine Mehrheit für Tempo 20 in Schuhstraße

Es ist eines der Mosaikstückchen des neuen Verkehrskonzeptes, mit dem die Stadt den Durchgangsverkehr aus dem Zentrum drängen will. Dass aber Tempo 20 in der Schuhstraße nicht jedem gefallen würde, zeigte sich bereits in den ersten Reaktionen, nachdem die HAZ die Idee im Herbst publik gemacht hatte. Die forsa-Umfrage hat dieses Gefühl nun empirisch bestätigt.

17.05.11 –

Die Hälfte der Bürger ist gegen eine Verkehrsberuhigung – vor allem jene, die es mit der CDU oder der SPD halten

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 17.05.11) VON RAINER BREDA Hildesheim. Es ist eines der Mosaikstückchen des neuen Verkehrskonzeptes, mit dem die Stadt den Durchgangsverkehr aus dem Zentrum drängen will. Dass aber Tempo 20 in der Schuhstraße nicht jedem gefallen würde, zeigte sich bereits in den ersten Reaktionen, nachdem die HAZ die Idee im Herbst publik gemacht hatte. Die forsa-Umfrage hat dieses Gefühl nun empirisch bestätigt.

Danach hält die Hälfte der Befragten (genau 50 Prozent) nichts von einem Tempolimit auf dem Möchtegern-"Boulevard" – einen solchen hatte die Stadt ja einst vollmundig versprochen, bevor sie die Schuhstraße umgebaut hatte. Klar ist auch: Setzen CDU und SPD das Vorhaben im Stadtrat durch, steht ihnen Ärger mit ihren Anhängern ins Haus. Denn in beiden politischen Lagern gibt es ganz deutliche Mehrheiten gegen das Tempolimit, wie forsa herausgefunden hat.

Dass die Autos an den Läden in der Schuhstraßekünftignurnochmit20Stundenkilometern vorbeirollen sollen, finden grundsätzlich nur 46 Prozent aller wahlberechtigten Hildesheimer gut. Vier Prozent wissen noch nicht so recht, was sie von den Überlegungen halten sollen.

Denen können gerade die jüngsten und die ältesten Autofahrer nichts abgewinnen. In der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen sind 52 Prozent dagegen. Bei den über 60-Jährigen lehnen sogar 56 Prozent ein Tempolimit ab. Ein solches findet bei den Altersgruppen dazwischen allerdings eine Mehrheit, unter den 30- bis 44-Jährigen sogar eine eindeutige. Garantiert keinen Beifall finden die Sandkastenspiele der Verwaltung bei den Selbstständigen, 58 Prozent von ihnen lehnen die Idee ab.

Ähnlich verläuft die Front bei den Arbeitern: Von ihnen möchten 52 Prozent weiter aufs Gaspedal drücken, nur 43 Prozent können sich ein Tempolimit vorstellen. Das wiederum halten die meisten Beamten für den richtigen Ansatz: Etwas mehr als die Hälfte von ihnen würde eine Regulierung begrüßen. Völlig eindeutig fallen die Urteile je nach politischer Präferenz der Befragten aus. Unter jenen Hildesheimern, die sich zur CDU bekennen, lehnen 58 Prozent eine Verkehrsberuhigung in der Schuhstraße ab, nur 39 Prozent sagen dazu ja. Noch deutlicher sind die Zahlen bei den Sozialdemokraten. Unter ihren Anhängern wollen 60 Prozent nichts von Tempo 20 wissen, nur etwas mehr als ein Drittel ist dafür. Die Rückendeckung ihrer Klientel für einen solchen Schritt hätte von den drei Parteien, die derzeit laut forsa in der Gunst der Hildesheimer Wähler am besten dastehen, nur die Grünen: 50 Prozent ihrer Anhängerschaft steht hinter einer Geschwindigkeitsbegrenzung, 41 Prozent lehnen sie ab.

Doch auch dieser Wert kann das Gesamtbild nicht wesentlich aufhübschen: Unterm Strich stehen die Hildesheimer dem Konzept eher skeptisch gegenüber. "Das ist keine Überraschung", findet Hans-Uwe Bringmann. Der Chef der Werbegemeinschaft "Die Freundlichen Hildesheimer" hält selbst nichts von Tempo 20. "Das bremst den Kunden, deshalb will der Handel das auch nicht." Im Übrigen verfehle der Eingriff seinen Zweck. Denn schon heute gehe es in der Schuhstraße kaum schneller voran: "Das wäre also höchstens noch eine Beschleunigsmaßnahme, wenn man da in Zukunft 20 fahren dürfte", stichelt Bringmann.

Wann und ob es überhaupt dazu kommt, lässt sich zurzeit nicht absehen. Zwar hatte Stadtbaurat Dr. Kay Brummer im vergangenen Herbst gegenüber Journalisten angekündigt, das Thema Schuhstraße stehe ganz oben auf der Verkehrskonzept- Agenda. Doch bislang ist davon nichts zu sehen – und das soll sich bis zur Kommunalwahl im Herbst nun auch nicht mehr ändern.

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