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Gemeinde Diekholzen will sich bei Bad Salzdetfurther Stadtwerken einkaufen
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 22.02.11) Bad Salzdetfurth / Diekholzen. Die Stadtwerke Bad Salzdetfurth wollen sich einen Partner ins Boot holen: die Gemeinde Diekholzen. Die westliche Nachbargemeinde will aber nicht nur Mitglied der Netzgesellschaft werden oder seine Bürger als Kunden bei den Stadtwerken Bad Salzdetfurths wissen, sondern sich gleich bei dem städtischen Unternehmen einkaufen. Die Bürgermeister Erich Schaper (Bad Salzdetfurth) und Jürgen Meier (Diekholzen) stellten gestern die Pläne für den gemeinsamen Weg in die Zukunft vor.
"Wir haben die Gunst der Stunde genutzt", so Schaper. Denn in Kürze laufen die Konzessionsverträge zwischen Diekholzen und dem Energieversorger e.on Avacon aus. "Da war es an der Zeit, sich zu überlegen, wie es weitergehen soll", so Meier. Die Stromversorgung – wie in Bad Salzdetfurth – allein in die Hände zu nehmen, komme für Diekholzen nicht in Frage. "Der Aufwand dafür wäre einfach zu groß", so Meier. Sie aber in lokale Hände abzugeben lag als Möglichkeit nahe.
Hinter verschlossenen Türen haben die Verwaltungsspitzen, der Aufsichtsrat und die Geschäftsführung der Stadtwerke in den vergangenen Monaten mehrfach zusammengesessen und über eine Partnerschaft verhandelt. "Ich bin sehr für Paketlösungen", sagt Meier. Sich nur an der Netzgesellschaft zu beteiligen, die die Stadtwerke und e.on Avacon vor einigen Monaten gegründet haben, reichte ihm nicht aus. Als Anteilseigner habe die Gemeinde künftig mehr Einfluss.
Das war vor einigen Jahren auch einer der Gründe, weshalb sich die Stadt Bad Salzdetfurth nach Öffnung des einst so starren Energiemarktes entschloss, sich selbst mit seinen Stadtwerken in den Wettbewerb einzumischen. "Damals wurde immer gesagt, die Kleinen haben auf dem Markt gegen die großen Anbieter keine Chance", erinnert Schaper. Doch die kleinen Stadtwerke Bad Salzdetfurth hätten sich mittlerweile "sehr gut positioniert". Mit einem Partner wie Diekholzen an der Seite könne das nur noch besser werden.
Dass Diekholzen sich für die Kurstadt entschieden hat, freut Stadtwerke-Geschäftsführer Heiko Räther. Denn Meier führt gleich mehrere Gründe für die Entscheidung an: "Zum einen die räumliche Nähe, zum anderen kooperieren wir bereits in einigen Verwaltungsangelegenheiten, und es besteht ein enges Vertrauensverhältnis." Diekholzen hatte zunächst auch Interesse angemeldet, sich mit Giesen, Harsum, Algermissen, Schellerten, Holle, Bockenem, Nordstemmen und Söhlde zu einer Netzgesellschaft zusammenzuschließen (diese Zeitung berichtete). Meier hatte dann von diesem Vorhaben aber wieder Abstand genommen. "Weil wir eben mehr als nur eine Beteiligung in einer reinen Netzgesellschaft wollen", so Meier.
Mit wie viel Prozent Diekholzen an den Stadtwerken künftig beteiligt werden könnte, wollen die Verantwortlichen noch nicht sagen. Jetzt gehe es erst einmal an den Feinschliff. Und auch über einen neuen Namen der Bad Salzdetfurther Stadtwerke werde noch gesprochen. Und dann müssten letztlich die Räte den Plänen zustimmen. Dass das auch passiert, daran haben Schaper und Meier aber keinen Zweifel. Bis Mitte des Jahres seien alle Hürden genommen.
Geht alles glatt über die Bühne, ist Diekholzen ab 1. Januar 2012 Miteigentümer der Stadtwerke und der Netzgesellschaft. Das Diekholzener Stromnetz wird in die Gesellschaft mit eingebracht.
Auf Werbefeldzug gehen die Stadtwerke aber ab sofort. Die rund 3500 Diekholzener Haushalte werden nämlich nicht automatisch Kunden der Stadtwerke Bad Salzdetfurth. Sie müssen einen neuen Vertrag mit dem Unternehmen abschließen – "geplant ist, zu den gleichen Konditionen wie die Bad Salzdetfurther Kunden", so Räther. Meier und Schaper hoffen, dass viele Diekholzener den Wechsel mitmachen. Denn jeder Kunde stärke das lokale Unternehmen. "Natürlich wollen wir auch Geld verdienen. Geld, das in die Region zurückfließt", so Stadtrat Thomas Kasten. Er erinnerte daran, dass die Stadtwerke auch bislang schon kulturelle und sportliche Ereignisse in der Stadt unterstützen.
Ein aktueller Preisvergleich zwischen den Stadtwerken Bad Salzdetfurth und e.on Avacon zeigt: Derzeit ist der Helmstedter Energieversorger für die meisten Haushalte günstiger – erst bei gut 4000 Kilowattstunden pro Jahr kippt das Verhältnis. Allerdings: Bis Ende des Jahres kann sich bei den Strompreisen bekanntlich noch eine Menge tun. Und sicher werden die Stadtwerke – wie schon in Bad Salzdetfurth – damit werben, dass das Geld der Kunden in der Region bleibt.
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