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Ungewöhnliches Treffen hinter Gefängnismauern
(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 02.06.08) Hildesheim. Der Arbeitskreis Grüne-Frauenpolitik hat vor wenigen Wochen zur Fahrradspende für Insassen des Frauengefängnisses aufgerufen. Jetzt haben die Spender die Fahrräder ihren neuen Besitzern überreicht: Der Startschuss für ein besonderes Treffen.
Langsam öffnen sich die fast vier Meter hohen Stahltüren, die zum Innenhof der Justizvollzugsanstalt Hildesheim führen. Die neugierigen Blicke der drei Besucher, die ihre Fahrräder neben sich herschieben, schweifen langsam über das Gelände, das für sie sonst unzugänglich ist. Im grün bepflanzten Hofgarten warten an einem liebevoll gedeckten Kaffeetisch sitzend, vier Frauen. Sie alle fiebern Tagen, an denen es ein Lebenszeichen von "Außen" gibt, stets entgegen. So eine gemütliche Atmosphäre wie an diesem Tag allerdings, bekommen selbst die Familienangehörigen nicht geboten.
Die Rentnerin Elke Simbürger und der Rentner Josef Petsch samt Ehefrau hatten von der Fahrradspendeaktion, die auch von Andrea Marsal, Abteilungsleiterin des Gefängnisses, initiiert wurde, gehört und gehandelt.
Als sie die Fahrräder abgegeben haben, setzen sich die Gäste mit den Insassen an einen Tisch, trinken Kaffee und kommen ins Gespräch. "Dem Holzklotzwerfer hätte ich kein Fahrrad geschenkt", brüskiert sich Josef Petsch. Die 37-jährige Gefangene Nicole entgegnet schnell und etwas provokant: "Aber Sie wissen ja gar nicht weswegen wir hier sitzen." Sie lebt bereits seit zwei Jahren hier. Durch eine Lockerung ihres Strafvollzugs darf sie ihren 14-jährigen Sohn an den Wochenenden besuchen.
"Dieser Knast gehört zu meinem Leben", Nicole stützt ihre Ellenbogen auf den Tisch, "aber ich habe auch dort draußen, während meiner Freigänge ein Leben." Besucher und Mitinsassen lauschen gespannt den Worten der eloquenten Rothaarigen. Sie habe selber nie gedacht, dass sie jemals im Gefängnis sitzen würde, hatte sie doch bereits ein geregeltes Leben.
Und so geht es vielen der Frauen hier, mit einer eigenen Geschichte, die sie hierher brachte. Ständig in der "Zweckgemeinschaft" lebend, sind sie sehr interessiert an dem, was man draußen über sie denkt. "Hier drinnen ist man ständig in Gedanken an seine Kinder, die Familie. Man wird gequält von Gewissensbissen, was das Leben nicht gerade leicht macht", schweift Nicole in die Runde schauend ab. Was denn der Sohn über das Leben seiner Mutti denke, interessiert sich die Rentnerin Simbürger. "Mein Sohn findet das ja alles gar nicht schlimm, ich habe zu Essen, kann Fernsehen und darf gelegentlich auch raus" flachst Nicole. Alle am Tisch müssen lachen.
Margret Köster vom Arbeitskreis Grüne-Frauenpolitik erklärt im Anschluss, dass es vor fünf Monaten noch undenkbar gewesen wäre, dass die Frauen so offen vor Fremden über ihr Leben sprechen. Durch diverse Angebote, wie zum Beispiel Mal- und Kunstkurse würden innere Barrieren nach und nach abgebaut. "Für Menschen, die im Leben irgendwie Pech hatten ist es das Wichtigste, dass sich andere für ihre Schicksale interessieren" unterstreicht Pothmer die Wichtigkeit Aktion.
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