Wirtschaft hat die Krise überwunden

Die weltweite Wirtschaftskrise brach Anfang 2009 fast ohne Vorwarnung, dafür aber mit voller Wucht über die Region Hildesheim herein: Arbeitslosenzahlen schossen in die Höhe, die Kurzarbeit nahm Ausmaße an, wie sie die Arbeitsagentur seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hatte. Doch ausgerechnet das Modell Kurzarbeit war es, das den Betrieben nun überraschend schnell wieder auf die Beine geholfen hat.

Arbeitsagentur zieht für das abgelaufene Jahr eine hoffnungsvolle Bilanz / Bald wieder Fachkräftemangel?

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 02.02.11) Hildesheim. Die weltweite Wirtschaftskrise brach Anfang 2009 fast ohne Vorwarnung, dafür aber mit voller Wucht über die Region Hildesheim herein: Arbeitslosenzahlen schossen in die Höhe, die Kurzarbeit nahm Ausmaße an, wie sie die Arbeitsagentur seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hatte. Doch ausgerechnet das Modell Kurzarbeit war es, das den Betrieben nun überraschend schnell wieder auf die Beine geholfen hat. Die Firmen konnten damit nämlich ihre Facharbeiter und erprobten Strukturen behalten – und vor allem im zweiten Halbjahr 2010 mit voller Kraft wieder durchstarten.

Das ist das Bild, das die Arbeitsagentur in ihrer Jahresbilanz 2010 gestern für den Bezirk Hildesheim zeichnete. Zwar lag die Arbeitslosenquote mit 8,5 Prozent im Jahresmittel über dem Durchschnitt von Niedersachsen (7,5 Prozent) und Westdeutschland (6,6 Prozent), allerdings ist die Arbeitslosigkeit hier vergleichbar mit den Nachbarn Braunschweig, Hameln, Göttingen, obwohl Hildesheim mit seiner starken Ausrichtung auf die Automobilbranche besonders zu kämpfen hatte.

Hoffnungsvoll stimmt, dass alle Kennzahlen für 2010 besser ausgefallen sind als im Horror-Jahr 2009. "In den letzten Monaten haben wir die Trendwende geschafft", ist sich der kommissarische Chef der Arbeitsagentur, Michael Schmidt, sicher. Und trotz des eisigen Jahresbeginns ist die aktuelle Arbeitslosenzahl sogar geringer als im Januar 2010. Passiert in den nächsten Monaten nichts Unvorhersehbares, dürfte sich der Markt schon bald wieder dem entspannten Vorkrisenjahr 2008 angenähert haben.

Henrik Steen, Schmidts Stellvertreter, geht sogar davon aus, dass in Kürze der Kampf um Facharbeiter wieder an Schärfe gewinnen wird. Im gewerblich-technischen Bereich etwa seien schon jetzt Fachleute Mangelware. Dabei haben nach Einschätzung der Agentur viele Firmen den demografischen Wandel noch gar nicht verinnerlicht: In den kommenden Jahren wird es immer weniger Schulabgänger geben, Schüler können sich dann ihre Lehrstellen aussuchen, tüchtige Gesellen und Meister können pokern, wenn Firmen sie händeringend brauchen.

Damit allerdings könnten dann auch die wieder eine Chance bekommen, die die Personal- und Firmenchefs bislang noch links liegen lassen: Schwerbehinderte, Langzeitarbeitslose, Ältere über 50 Jahre. Im vergangenen Jahr stieg ihre Zahl deutlich. Allein bei den Älteren um 343, bei den Langzeitarbeitslosen, die seit mehr als einem Jahr aus dem Rennen sind, um 324. Erfreulich hingegen: Zumindest bei den jungen Leuten unter 25 Jahren ging die Arbeitslosigkeit zurück.

Ein stabiler Indikator für die Lage der Wirtschaft ist immer auch die Zeitarbeit: Zeitarbeiter sind die ersten, die gehen müssen, wenn es brenzlig wird. Sie sind aber auch die ersten, die wieder eingestellt werden, wenn es einen Silberstreif am Horizont gibt. Sollte die Wirtschaft weiter Schwung aufnehmen, könnten einige Zeitarbeiter sogar auf eineÜbernahme in die Stammbelegschaft hoffen.

Tatsächlich zählte die Agentur für den Bezirk Hildesheim2010 auch wieder mehr Stellenausschreibungen für sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen: Bei der Zeitarbeit gab es ein Plus von 59,9 Prozent auf 2094; fast jede dritte offene Stelle kam damit von Zeitarbeitsfirmen. Beim wirtschaftlich wichtigen verarbeitenden Gewerbe stieg das Stellenangebot um 88,7 Prozent auf 836. Mitarbeiter gesucht wurden auch im Gesundheits- und Sozialwesen (935), im Kfz-Bereich (702), Baugewerbe(561), bei Dienstleistern(264), im Gastgewerbe (256). Hier fiel der prozentuale Anstieg allerdings geringer aus.

Der Kampf gegen den Kollaps der Betriebe in der Weltwirtschaftskrise war allerdings nicht ganz billig: Um das konjunkturelle Kurzarbeitergeld bezahlen zu können, gab die Agentur allein für den Raum Hildesheim 27,1 Millionen Euro aus; 16,8 Millionen im Jahr 2009 und 10,3 Millionen vorrangig in den ersten Monaten des Jahres 2010.

Kategorie

Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik | Wirtschaft und Verkehr

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