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Windräder auf der Deponie? / Kurt Renner will Bürgerinitiative wiederbeleben
(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 07.09.12) Heinde. Der Wirbel um den eventuellen Windradstandort auf dem Deponiegelände bei Heinde reißt nicht ab. Nach Lechstedt und Listringen scheint sich nun auch in Heinde Widerstand zu formieren. Bei der Ortsratssitzung zum Thema saßen zumindest rund 40 Bürger im Saal - gut die Hälfte davon wohnt allerdings in Lechstedt und Listringen.
Wie mehrfach berichtet, schlägt der Landkreis im Rahmen der Überarbeitung des Regionalen Raumordnungsprogrammes Standorte für Windräder vor. Dazu ist er gesetzlich verpflichtet. Neben dem Windpark bei Breinum könnte demnach ein weiterer am Deponiegelände in Heinde entstehen, mit voraussichtlich drei Anlagen. Ob sich dieser Standort tatsächlich eignet, muss sich im Prüfverfahren zeigen. Den Start dafür hat der Bad Salzdetfurther Stadtrat in der Sitzung vor der Sommerpause mit großer Mehrheit gegeben.
Und genau das hat in den betroffenen Orten für viel Unmut gesorgt. Auch in Heinde äußerten Bürger ihr Unverständnis über die Eile, die die Verwaltung ihrer Meinung nach an den Tag gelegt habe.
Anstehendes Prüfverfahren hin oder her, viele Bürger sehen den Planungen mit großer Skepsis entgegen. Grundsätzlich sei zwar niemand gegen Windenergie und seien alle für den von der Bundesregierung beschlossenen Atomausstieg. Doch einige Heinder, Lechstedter und Listringer haben ihre Zweifel, dass es bei drei Windrädern bleiben würde, fürchten eine Aufhebung des angrenzenden Landschaftsschutzgebietes und fühlen sich von Mülldeponie und der nahen Autobahn bereits ausreichend belastet. Kurzum, sie wollen die Windräder dort nicht haben, fragen sich, warum der ehemals favorisierte Standort in der Bünte keine Rolle mehr spiele. "Da hat die Golf-Lobby wieder zugeschlagen", ist sich Ortsratsmitglied Kurt Renner (SPD) sicher. Er zog seine Parallelen zu der Situation vor rund 20 Jahren, als die Mülldeponie beschlossen wurde. "Der, der uns damals verkauft hat, ist heute Landrat", ärgerte sich Renner und regte an, wie damals, eine Bürgerinitiative ins Leben zu rufen.
Da half auch Curd von Lenthes (CDU) Empfehlung nicht, mal zu versuchen, den Windrädern etwas Positives abzugewinnen. Denn immerhin ließe sich damit auf geringer Fläche und ohne den Einsatz von Ressourcen viel Energie gewinnen. Kai Schwetje (SPD) machte keinen Hehl daraus, dass ihm ganz besonders die Vorgehensweise der Verwaltung stinke. Er aber auch befürchte, Heinde mit einem Windpark in seiner Entwicklung zu bremsen. In einem möglichen Baugebiet am Ortsausgang in Richtung Wendhausen ließe sich doch dann kein Baugrundstück mehr verkaufen.
Ortsbürgermeisterin Bärbel Lehrke hatte Bad Salzdetfurths Bürgermeister Erich Schaper und Bauamtsleiter Hans- Joachim Kamrowski in die Sitzung eingeladen, damit sie direkt zu den Fragen und Vorwürfen der Bürger Stellung beziehen konnten - auch wenn das meiste schon in den Sitzungen in Lechstedt und Listringen von Vertretern der Verwaltung erläutert worden war. Schaper versuchte noch einmal deutlich zu machen, dass zum einen noch überhaupt keine Entscheidung für den Standort Heinde gefallen sei, die Stadt aber auch keine Wahl hätte und Areale für Windräder ausweisen müsse. Schützenhilfe bekamer von Jürgen Flory, dem Leiter der Stabstelle für Kreisentwicklung beim Landkreis Hildesheim. Auch der Kreis sei rechtlich verpflichtet, das Regionale Raumordnungsprogramm zu überarbeiten und damit Platz für Windräder zu schaffen. Mit dem bestehenden Windpark bei Breinum und dem eventuellen in Heinde würde Bad Salzdetfurth seiner Pflicht genüge tun, so Flory. Auch halte er es für nahezu ausgeschlossen, dass der Kreistag das Landschaftsschutzgebiet auflösen würde, um eine spätere Erweiterung des Windparks zu ermöglichen."Diese Schutzgebiete sind für uns tabu. Es werden vielmehr immer neue geschaffen", hielt er den Bürgern entgegen. In punkto Bünte erinnerte er daran, dass sich in all den Jahren kein Investor gefunden habe, der dort bauen wollte, es per Gutachten erwiesen sei, dass Heinde geeigneter sei und damit auch wieder die Verpflichtung bestehe, eben diesen besseren Standort auszuweisen. Der liege 1,3 Kilometer vom Ort entfernt. Das gebe es im Kreis Hildesheim bislang nur einmal, sonst seien die Abstände deutlich geringer.
Indes wird das Verfahren nun seinen Verlauf nehmen. Die Stadt wird rund 40 Träger öffentlicher Belange zu dem geplanten Standort hören. Die Bürger haben im Rahmen der frühzeitigen Bürgerbeteiligung und der öffentlichen Auslegung Gelegenheit, ihre Einwände zu äußern. Schaper: "Wir werden jedes Argument prüfen."
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