Von politischem Fallobst – und Braunschweig

Über Gregor Möllring, Landesvorstand der GRÜNEN Jugend Niedersachsen

(Quelle: Hannoversche Allg. Zeitung, 29.08.09 - "Aus meinem Papierkorb" von Michael B. Berger)

Von wegen: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Was unter Obstbauern anerkannt ist, muss in der Politik noch lange nicht funktionieren. Und als politisches Fallobst lassen sich die Töchter und Söhne unserer Herren Politiker auch nicht zertifizieren. Nehmen wir etwa den Finanzminister Hartmut Möllring. Der zog sich diese Woche den Spott einer Boulevardzeitung zu, weil sein Sohnemann Gregor, 24 Jahre alt, gerade in den Landesvorstand der "Grünen Jugend" gewählt worden ist, obwohl beide Eltern zwar nicht schwarz wie die Nacht, aber seit Jahrzehnten doch stramme CDU-Mitglieder sind. Doch der Junge schlug aus der Art und soll bereits als Knabe nach Biomöhren verlangt haben und zur Konfirmation sogar nach einem Hummer. Jetzt, im Erwachsenenalter, protestiert er gegen die leidigen Studiengebühren, die der Alte in Niedersachsen miteingeführt hat, wohnt aber dennoch mit seinen zwei (ebenfalls der Schule entsprungenen) Geschwistern noch bei Mutti und Papa. Denn wenn der Vater mit dem Sohne parteipolitisch auch im Clinch liegt, kann sich Möllring junior ein Leben als Berufspolitiker gut vorstellen. Womit der Apfel dann nur unweit des Stammes gelandet wäre – in der Grünzone.

Wir hätten Möllring senior übrigens nicht zum "Verlierer" des Tages erklärt, wie eine Zeitung, sondern zum "Gewinner". Denn nichts ist trostloser als stromlinienförmige Kinder. Und wenn die CDU-Mitgliedschaft gleichsam mit den Genen vererbt werden würde, bliebe Andersdenkenden nur übrig, sich ins eigene Schwert zu stürzen (was aber gegen das Waffenrecht verstößt) oder einen Auswanderungsantrag zu stellen.

Eine andere Möglichkeit, sich völlig abzuschotten, wäre der Umzug nach Braunschweig, denn die Braunschweiger sind, in kosmischen Maßstab betrachtet, eine Welt für sich – nur noch übertroffen von den Wolfenbüttelern, einem braunschweigischen Kosmos im Kleinen. Nehmen wir als Beispiel den Bundestagsabgeordneten Jochen-Konrad Fromme. Der ist sogar der "Frankfurter Rundschau" aufgefallen, weil er sich so heftig über die "Braunschweiger Zeitung" beklagte, ja sogar zu einem Anzeigenboykott aufrief. Der gute Mann fühlt sich im Gegensatz zu seinem Wahlkreiskonkurrenten Sigmar Gabriel totgeschwiegen: Keine Zeile über sein Grußwort beim Schützenfrühstück, sogar "mein Geburtstag war Ihnen nicht eine Silbe wert", soll der wackere Wolfenbütteler laut "Frankfurter Rundschau" in einem Brief an die Redaktion gewettert haben. Die stieg sogleich ins Archiv und rechnete nach: 601mal  tauchte Fromme in dieser Wahlperiode in der "BZ" auf, "in 23 Interviews konnte er inhaltlich über seine Berliner Arbeit berichten."

Armes Braunschweig.

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Parteiangelegenheiten

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