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In Alfeld beginnt heute die Debatte über die kostenfreie Nutzung / Kreisweit große Unterschiede
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 05.04.11) Alfeld/Kreis Hildesheim. Müssen Sportvereine bezahlen, wenn ihre Mitglieder in öffentlichen Hallen trainieren? Oder ist es Sache der Kommune und damit des Steuerzahlers, die gesellschaftliche Rolle der Klubs durch eine Art Subvention zu würdigen? Diese Debatte kommt immer dann auf, wenn eine Gemeinde überlegt, Kosten an "ihre" Sportvereine weiterzugeben. Jetzt packt auch die Stadt Alfeld dieses heiße Eisen an. Der größte Verein vor Ort fürchtet, zu einer deutlichen Erhöhung der Mitgliedsbeiträge gezwungen zu werden.
"Im Rahmen der Haushalts-Konsolidierung muss alles auf den Prüfstand, gerade auch so etwas", sagt Alfelds Bürgermeister Bernd Beushausen und verweist auf die knappen Kassen der Stadt. Beim Durchforsten des Etats sind seine Mitarbeiter auch auf die Hallengebühren gestoßen, die die Stadt an den Landkreis zahlt. "Es geht aber erst einmal nur um eine Information der Politik, ich verbinde damit noch keinen Beschlussvorschlag", versichert der Verwaltungschef.
Hintergrund: Der Landkreis erhebt für die Nutzung seiner Sporthallen ein Nutzungsentgelt pro Stunde. Bezahlen muss zunächst einmal die jeweilige Stadt oder Gemeinde. In wie weit sie sich das Geld dann von den Vereinen als tatsächliche Nutzer zurückholen, bleibt ihnen überlassen. So verweist zum Beispiel die Gemeinde Söhlde darauf, dass sie die Kosten von 14000 Euro pro Jahr selbst übernimmt, die Vereine zahlen keinen Cent.
Umgekehrt lässt sich etwa die Gemeinde Nordstemmen von ihren Vereinen erstatten, was sie dem Landkreis für den Sport in der Halle der Marienbergschule am Schlingweg überweist. Viele Kommunen verlangen ihren Vereinen Anteile ab: So müssen die Vereine in der Samtgemeinde Gronau 12000 von 112000 Euro beisteuern, 100000 Euro trägt der Steuerzahler. Die Gemeinde Schellerten beteiligt die Sportler mit 20 Prozent, in Sarstedt sind sie mit rund 30 Prozent Eigenanteil dabei. Wobei dort – wie in anderen Kommunen auch – differenziert wird: Für Trainingsstunden bis 20 Uhr zahlt die Stadt selbst, dies gilt als Element der Jugendförderung. Erst nach 20Uhr, wenn in der Regel nur noch Erwachsene üben, müssen die Klubs blechen.
In Alfeld müssen die Vereine bislang nichts bezahlen. Gut 56000 Euro kostet die Nutzung der kreiseigenen Hallen pro Jahr, die Stadt begleicht die Rechnung für Sport in der BBS-Halle sowie im Gymnasium, der Carl-Benscheidt-Realschule und Willi-Nikulka-Sporthalle. Und auch die Einrichtungen, die der Stadt selbst gehören, sind für die Sportvereine bislang kostenlos.
"Man muss hier die finanziellen Interessen der Kommune und die Frage der Sportförderung gegeneinander abwägen", sagt Bürgermeister Bernd Beushausen und verwendet ein Politiker-Lieblingsadjektiv, um die Zielrichtung der Debatte zu charakterisieren: "Ergebnisoffen." Heute um 17 Uhr wollen die Kommunalpolitiker im Sportausschuss öffentlich über das Thema diskutieren, das Treffen findet im Besprechungsraum des 7-Berge-Bades statt.
Der Brisanz des Themas ist man sich im Rathaus offenbar bewusst. Zumal eine Entscheidung in Alfeld, wie auch immer sie ausfällt, durchaus Signalwirkung haben könnte – gerade im Südkreis schauen viele Kommunen neugierig auf die alte Kreisstadt. Die Stadt hat sich bereits mit dem bei weitem größten Alfelder Verein, dem SV Alfeld, in Verbindung gesetzt. Rund 80 Prozent der Hallenbenutzung geht auf Kosten des SV. Deshalb hat die Verwaltung den Vorstand des 2645 Mitglieder starken Vereins gefragt, wie es sich wohl auf die Mitgliedsbeiträge auswirken würde, wenn die Stadt die Hallengebühren in voller Höhe an die Sportler weitergeben würde.
Kassenwart Hans-Joachim Brömelmeyer hat daraufhin eine ausführliche Analyse erstellt. Ergebnis: Um die gut 40000 Euro Mehrausgaben stemmen zu können, müsste der Klub die Beiträge um monatlich zwei bis drei Euro erhöhen – pro Mitglied. Bei diesem Szenario rechnet der Vorstand damit, dass jedes zehnte SVMitglied seinen Austritt erklären würde.
Das wäre sicher eine Zäsur. Eine hundertprozentige Weitergabe gilt in Alfeld denn auch kaum vorstellbar. Bürgermeister Beushausen selbst möchte dazu derzeit noch keinen Vorschlag machen, hat aber beim Blick über die Landkreis- Grenze eine ganz andere Anregung: "Der Landkreis Holzminden stellt seine Sporthallen seit diesem Jahr wieder komplett kostenlos für die Sportvereine zur Verfügung – mit der Folge, dass die einzelnen Kommunen sich über eine Weitergabe der Kosten auch keine Gedanken mehr machen müssen. Aber das ist Sache des Landkreises und des Kreistags", sagt Beushausen.
Für ihn ist vielmehr klar, dass nach der Debatte über die kreiseigenen Sporthallen auch darüber zu sprechen ist, ob die städtischen Hallen kostenfrei bleiben sollen – und im dritten Schritt könnte es dann um die Sportplätze gehen. Ein "richtiges Sportförderkonzept" soll es bis zum ersten Quartal 2012 geben – viel Diskussionsstoff also vor und nach der Kommunalwahl am 11. September.
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