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Saatgut mit gentechnisch verändertem Anteil illegal in Gemeinden Söhlde, Algermissen und Nordstemmen ausgesät
(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 24.08.10) Kreis Hildesheim. In fünf Gemarkungen im Landkreis Hildesheim wurde illegal Mais ausgesät, der gentechnisch verändert war: in der Gemeinde Söhlde bei Hoheneggelsen, Klein Himstedt und Feldbergen, in der Gemeinde Algermissen bei Groß Lobke, in der Gemeinde Nordstemmen bei Burgstemmen. Die Pflanzen müssen vernichtet werden, damit sie sich nicht verbreiten.
Bisher war nur bekannt: 26 Landwirte hatten in Niedersachsen gentechnisch verunreinigtes und nicht genehmigtes Saatgut in die Böden gebracht. Seit gestern sind nun die genauen Standorte öffentlich. Anlass war eine Kleine Anfrage der Grünen im Landtag und die Antwort des Ministeriums für Umwelt- und Klimaschutz. Die Grünen verlangten Auskunft über die betroffenen Flächen und beriefen sich auf verschiedene Urteile von Verwaltungsgerichten. "Für Ökolandwirte, gentechnikfreie konventionelle Landwirte und Imker ist die Nennung der Felder in ihrer Nachbarschaft existentiell", betont der Grünen-Abgeordnete Christian Meyer. Das Gentechnikgesetz enthalte ein "Null-Toleranz-Gebot". Das heißt: Jede auch nur theoretisch-abstrakte Gefährdung Dritter sei auszuschließen. Die Landesregierung habe die Bauern zu spät vor einer Aussaat des verunreinigten Saatgutes gewarnt, kritisiert der Grünen-Abgeordnete Enno Hagenah.
Der gentechnisch veränderte Anteil ist laut Angaben des Ministeriums gering: In den betroffenen Mengen des Maissaatgutes fanden Prüfer weniger als 0,1 Prozent des Genmais-Konstruktes NK 603. Das sei nach bisherigen Erkenntnissen so sicher wie konventioneller Mais, schreibt das Ministerium. "Das Genehmigungsverfahren ist jedoch nicht abgeschlossen. Ein Anbau ist daher verboten."
Die Firma sei bereits am 27. April aufgefordert worden, die Abnehmer des verunreinigten Saatgutes zu nennen, führt das Umweltministerium weiter aus. Doch sie habe nicht reagiert. So musste die Behörde Auskünfte über die Vertriebswege einklagen. "Die betroffenen Landwirte und Flächen wurden von den Gewerbeaufsichtsämtern ermittelt", berichtet das Ministerium, "und Bestände mit gentechnisch veränderten Pflanzen vernichtet."
Dafür sind laut öffentlicher Bekanntmachung der Gewerbeaufsichtsämter die Landwirte verantwortlich. Die Regeln in der Anordnung sind streng: Ist der Mais schon ausgesät, sind die Pflanzen nach dem Auflaufen "unverzüglich zu vernichten". Zum Vorgehen gibt es eine amtliche "Handlungsempfehlung". Das Vernichten muss dokumentiert werden. Verstöße sind teuer: Wer als Landwirt nicht schnell genug handelt, muss mit einem Zwangsgeld in Höhe von 10 000 Euro rechnen.
Im Zuständigkeitsgebiet des Hildesheimer Gewerbeaufsichtsamtes sind neben den Flächen in den Gemeinden Söhlde, Algermissen und Nordstemmen auch Flurstücke in der Feldmark von Ilten (Sehnde) und Ahlten (Lehrte) betroffen.
Eine mögliche Verunreinigung konventioneller Maisfelder durch gentechnisch veränderte Sorten wurde in der Hildesheimer Region schon wegen des mittlerweile gestoppten Genmais-Anbaus auf den Prüffeldern des Bundessortenamtes bei Clauen diskutiert. Das aktuelle Gentechnik- Gesetz regelt den Mindestabstand von Feldern mit legal angebauten Genpflanzen zu "normalen" Äckern neu: 150 Meter müssen es sein, zu Feldern mit biologischem Anbau 300 Meter. Diese Regel sehen die Grünen durch die illegale Aussaat unterwandert.
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