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Windräder produzieren im Landkreis Hildesheim 150 Millionen Kilowattstunden pro Jahr
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 04.05.11) KreisHildesheim. DerGAU im japanischen Atomkraftwerk Fukushima hat in Deutschland die Diskussion um einen schnelleren Ausstieg aus der Kernenergie befeuert. Nach Wunsch vieler Bürger und jetzt auch der Bundesregierung (zumindest von Umweltminister Norbert Röttgen) sollen erneuerbare Energien möglichst schnell einen möglichst großen Anteil an der Stromproduktion gewinnen. Als Favorit gilt dabei die Windkraft. Weil derzeit Zweifel am wirtschaftlichen Betrieb von Anlagen auf hoher See wachsen, richtet sich das Augenmerk von Experten und Unternehmen wieder verstärkt aufs Binnenland. Auch im Landkreis Hildesheim.
In der Region drehen sich bereits jetzt zahlreiche Windräder. Größere Windparks stehen unter anderem bei: Schliekum, Hasede, Breinum, Hotteln, Algermissen, Hüddessum, Hoheneggelsen, Nettlingen, Sillium, Oedelum, Neuhof (Lamspringe), Eyershausen, Adensen und Eime. Derzeit erzeugen die Anlagen rund 150 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr – genug für rund 43000Haushalte. Unter den "Erneuerbaren" sind sie damit die Nummer eins vor Biogas, Wasserkraft und Photovoltaik.
Für einen Ausbau gibt es zwei Möglichkeiten: neue Anlagen – oder die Variante, ältere "Windmühlen" durch größere neue mit höherem Ertrag zu ersetzen (Repowering). Doch die Bevölkerung vor Ort sieht oft beides skeptisch, manchmal sprechen auch die Gesetze dagegen. So wollte ein Wörrstadter Unternehmen in der Feldmark zwischen Dingelbe und Feldbergen vier neue, jeweils 150 Meter hohe Windräder errichten. 10 000 Haushalten sollten die Strom bringen. Doch weil der geplante Bauplatz weniger als fünf Kilometer vom nächsten Windkraft- Standort entfernt liegt, senkte der Landkreis den Daumen. Solche und ähnliche Hürden dürften inzwischen an vielen Orten gelten.
Also Repowering? "Bei uns ist das im Moment noch kein Thema, unsere Anlagen sind noch nicht so alt", sagt Björn Dosdall, Sprecher der Windwärts GmbH aus Hannover. Die betreibt dies- und jenseits der Kreisgrenze mehrere Windräder zwischen Schliekum und Pattensen sowie die Anlagen in der Feldmark bei Hasede. Das Unternehmen halte den Landkreis Hildesheim für eine attraktive Region. "Es gibt schon noch Flächen, die uns interessieren, aber unsere Wettbewerber würden wohl das Gleiche sagen." Oder gar nichts: RWE Innogy, eine Tochter des Energiekonzerns RWE und nach dem Kauf der Winkra-Mutter Essent Besitzer des Windparks bei Oedelum, äußerte sich auf Anfrage dieser Zeitung nicht über ihre Pläne.
Der Blick in die vergangenen Jahre zeigt indes, dass der Wind in der Tat nicht gleichmäßig und verlässlich bläst, nicht einmal aufs Jahr gesehen. 2010 zum Beispiel war ein richtig schwaches Jahr in dieser Hinsicht. Mit lediglich 74 Prozent des langfristigen Klimaindex pustete der Wind hierzulande in die Rotoren, was auch Firmen wie Windwärts spürten. In Hasede etwa kam das Unternehmen nur auf 78,6 Prozent der prognostizierten Strommenge, auch in den meisten Jahren davor erreichten die Windräder die Vorgabe nicht. 2007 und 2008 speiste Windwärts allerdings sogar mehr Stromals erwartet ins Netz ein. "Die Ertragsprognosen für unsere Windenergieprojekte werden von externen Gutachtern erstellt und beziehen sich auf ein durchschnittliches Windjahr", erläutert Windwärts-Sprecher Dosdall. "Unterdurchschnittliche Windjahre bereiten uns keine Freude, gehören aber zum Spektrum der Möglichkeiten. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen aber, dass das langjährige Windangebot auf einem stabilen Niveau liegt." Was bedeutet das für Anleger, unter denen auch viele private Investoren sind? Da gilt es zwischen Fonds und Genussrechten zu unterscheiden. Wer Anteile an einem bestimmten Projektfonds erworben hat, muss in schlechten Jahren schon mal damit rechnen, eine geringere oder gar keine Ausschüttung zu bekommen. Bläst es besonders stark wie 2007, kann aber auch mehr Geld als prognostiziert auf dem Konto landen.
Anders verhält es sich, wenn der Anleger Genussrechte erwirbt – denn damit investiert er in das ganze Unternehmen und ist nicht von einem Windrad abhängig. 6,5 Prozent pro Jahr bei einer Laufzeit von sieben Jahren gibt es derzeit bei der Windwärts Energie GmbH. Ein Satz, der für Analysten schon ein gewisses Risiko kennzeichnet (je höher die Zinsen, desto höher das Risiko). Dosdall ist da schon von Berufs wegen weniger skeptisch: "Wir sind als erfahrenes Unternehmen in einem viel versprechenden Markt aktiv", zeigt er sich überzeugt.
Auch im Landkreis Hildesheim? Derzeit jedenfalls liegen keine Anträge auf Neubau oder "Repowering" vor.
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