Streit ums Geld in Alfeld: Neues Bad wird zum Wahlkampf-Hit

Drei Wochen vor seiner Einweihung hat das neue Alfelder "Sieben- Berge-Bad" noch einmal für einen heftigen verbalen Schlagabtausch im Stadtrat gesorgt. Der Wahlkampf warf dabei seine Schatten voraus. Die von der SPD vorgeschlagenen Eintrittspreise (Einzelticket 3,80 Euro) sind nun allerdings endgültig beschlossen.

Von mangelndem Lokalpatriotismus und gekauften Wählerstimmen / SPD setzt sich bei Eintrittspreisen durch / Eröffnung am 18. Dezember

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 27.11.10) Alfeld. Drei Wochen vor seiner Einweihung hat das neue Alfelder "Sieben- Berge-Bad" noch einmal für einen heftigen verbalen Schlagabtausch im Stadtrat gesorgt. Der Wahlkampf warf dabei seine Schatten voraus. Die von der SPD vorgeschlagenen Eintrittspreise (Einzelticket 3,80 Euro) sind nun allerdings endgültig beschlossen.

CDU-Fraktionschef Ernst Martin Behrens rechnete zunächst vor, warum seine Partei das Konzept von SPD und Verwaltung für unverantwortlich halte. Laut offizieller Kalkulation müsse die Stadt jährlich 770 000 Euro zuschießen, weil die Einnahmen aus Eintrittsgeldern die Kosten des Bades nicht deckten. "In Wahrheit ist es fast das Doppelte, weil Sie Zinsen und Abschreibungen nicht berücksichtigt haben!", schimpfte er. Das 12,3-Millionen- Euro-Projekt löst pro Jahr 400 000 Euro an Abschreibungen und 260 000 Euro Zinsen aus. Mit Blick auf die Tatsache, dass die SPD deutlich niedrigere Preise durchgesetzt hat als von der Verwaltung vorgeschlagen, monierte er: "Sie sagen, Ihre Preise seien sozial. Was ist sozial daran, dass die Allgemeinheit in Alfeld jedes Jahr fast 1,43 Millionen Euro bezahlen muss?" Bei einer Nutzungsdauer von 30 Jahren kämen so 45 Millionen Euro zusammen. Sein Fazit: "Die Alfelder gehen zu sozialen Preisen schwimmen, und die Stadt geht baden." Andere Kommunen würden ihre Bäder schließen, während Alfeld sich "Luxus" erlaube.

SPD-Fraktionschef Wolfgang Wiek konnte es kaum abwarten, zu kontern. "sie wollen überhaupt kein Schwimmbad mehr in Alfeld!", warf er Behrens vor. Die CDU verschweige, dass sie einen eigenen Vorschlag für den Umbau des Bades gemacht habe: "Das hätte 2 Millionen Euro weniger gekostet, also fast die gleichen Belastungen für die Stadt gebracht", erklärte er. "Wenn Sie uns vorwerfen, dass die Stadt Alfeld überhaupt Geld für ein Bad ausgeben muss, kann das nur heißen, dass Sie ein Bad für verzichtbar halten."

Wiek erinnerte auch daran, dass die SPD vorgeschlagen habe, das aktuelle Modell erst einmal ein Jahr lang zu prüfen. Schließlich seien die Besucherzahlen lediglich geschätzt, was auch anders gar nicht möglich sei. "Wenn sich in einem Jahr herausstellt, dass das so nicht geht, dann ändern wir etwas." Im Übrigen habe die CDU ja kein eigenes Preismodell vorgeschlagen. Was Behrens granteln ließ, nach der öffentlichen Präsentation des SPD-Modells "war ja bei den Verhältnissen in Alfeld klar, dass sich weitere Vorschläge erübrigen".

Er wolle ja den "Dialog" zwischen Behrens und Wiek nicht unterbrechen, bemerkte Uwe Höltgebaum (BAL) süffisant. Dann sprang er dem CDU-Fraktionschef zur Seite. Die Verwaltung um Bürgermeister Bernd Beushausen (SPD) habe ja noch ein annehmbares Preismodell vorgeschlagen, meinte er sinngemäß. Die von den Sozialdemokraten vorgeschlagenen niedrigen Preise seien der "Beginn des Stimmenkaufs für die Kommunalwahl" am 11. September 2011.

Offenbar sei das "Sieben-Berge-Bad" für CDU und BAL ein "Trauma", spottete SPD-Ratsherr Jürgen Lanclée und wurde dann grundsätzlich: "Wir bezahlen heute Zinsen und Abschreibungen für Projekte, mit denen unsere Vorgänger Alfeld zukunftsfähig gemacht haben", erklärte er. "Und so wird es jetzt wieder. Unsere Kinder zahlen die Zinsen für unsere Projekte, die Alfeld lebenswerter machen." Das sei aber völlig normal.

Bürgermeister Beushausen hielt den Kritikern sogar mangelnde Loyalität zu ihrer Heimatstadt vor. "Das Bad ist von der Ratsmehrheit beschlossen und wird in drei Wochen eröffnet", sagte er. "Es muss Ziel und Verpflichtung jedes Ratsherrn sein, die Prognosen zu übertreffen und das Bad zu einem Erfolg zu machen. Das erreicht man bestimmt nicht, in dem man es immer noch zerredet."

Mit 17:12 Stimmen entschied sich der Rat mit der Mehrheit von SPD und Grünen gegen CDU und BAL für das Preismodell der Sozialdemokraten.

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Stadt Alfeld

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