Stadtverkehr kriegt die Kurve: Mehr Fahrgäste in Bussen

Der Stadtverkehr (SVHi) kann sich über Zuwachs freuen: Das Unternehmen hat 2010 erstmals seit Jahren wieder mehr Fahrgäste befördert als in den zwölf Monaten zuvor. Die Kritik an der Fahrpreiserhöhung, die am Dienstag in Kraft tritt, weist SVHi-Chef Kai Henning Schmidt indes zurück.

SVHi sträubt sich gegen Kurzstrecken-Ticket

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 29.01.11) Hildesheim. Der Stadtverkehr (SVHi) kann sich über Zuwachs freuen: Das Unternehmen hat 2010 erstmals seit Jahren wieder mehr Fahrgäste befördert als in den zwölf Monaten zuvor. Die Kritik an der Fahrpreiserhöhung, die am Dienstag in Kraft tritt, weist SVHi-Chef Kai Henning Schmidt indes zurück. "Die Anhebung ist nötig und richtig. Wir können uns nun mal nicht von der allgemeinen Kostensteigerung abkoppeln."

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: In den vergangenen Jahren nutzten Jahr für Jahr weniger Menschen die Stadt-Busse. Allein zwischen 2004 und 2008 hat der SVHi mehr als eine Million Kunden verloren. Für das vergangene Jahr rechnete das Unternehmen zumindest mit einer Stagnation. Umso angenehmer fiel die Überraschung in der Hermann-Roemer-Straße aus, als jetzt die Werte auf den Schreibtischen landeten.

Danach gibt es ein Plus gegenüber den 12,0038 Millionen Fahrgästen vom Vorjahr. Mit exakten Daten hält sich der SVHi-Chef zwar zurück: "Sie sind vorläufig." Doch es gibt eine klare Tendenz: Der Abwärtstrend ist gestoppt.

Wodurch genau, weiß er noch nicht. Doch gerade Tagesund Gruppentickets haben sich auffällig besser verkauft. Für sie hatte der Stadtverkehr kräftig geworben – in den Bussen, aber auch auf den neuen Reklameflächen an Haltestellen.

Der flottere Abend-Takt könnte ebenfalls geholfen haben. Seit Mai gilt – zunächst probeweise für ein Jahr – montags bis freitags nach 19.30 Uhr, sonnabends ab 16.30 Uhr und sonntags ab 7.30 Uhr wieder durchgängig ein 30-Minuten- Rhythmus. Zuvor mussten Kunden am späten Abend im schlimmsten Falle eine Stunde auf den nächsten Bus warten.

"Das Angebot ist verständlicher, verlässlicher und attraktiver", sagt Schmidt. Ob sich das in weiteren Fahrgästen auszahlt, kann er noch nicht sagen: Dafür will der SVHi eine Zählung im März abwarten. Das Resultat kommt im Aufsichtsrat und Stadtentwicklungsausschuss auf den Tisch. Um zu klären, ob der Probelauf zur Dauerlösung taugt.

So viel steht allerdings fest: Die Hoffnung mancher Befürworter aus der Politik, der Kundengewinn decke die Mehrkosten von 120 000 Euro für die zusätzlichen 9000 Fahrten im Jahr, erfüllen sich nicht. Das Unternehmen hatte diese Prognose ohnehin als zu optimistisch eingestuft. "Es sieht aus, als ob wir Recht haben", sagt SVHi-Vize-Chef Bernd Störig. Gleichwohl sei der 30-Minuten-Takt richtig, findet Schmidt.

Was er von einem Kurzstrecken-Ticket, das CDU, SPD und Verkehrsclub jüngst gefordert haben, nicht unbedingt sagen würde. Zum einen gebe es in Hildesheim bereits ein Angebot, das dieses Bedürfnis erfülle, meint der SVHi-Chef: Schließlich gelte der Einzelfahrschein 60 Minuten – unabhängig von der Zahl der Haltestellen und der Fahrtrichtung. "Das ist in vielen anderen Städten anders." Dort könnten Kunden zwar ein Kurzstrecken- Tickt nutzen, müssten jedoch für die Rückfahrt ein weiteres kaufen. "In Hildesheim lassen sich mit einem Fahrschein in einer Stunde viele Besorgungen erledigen."

Zum anderen stehe 2012 der Tarifverbund in Stadt und Kreis an, kündigt Schmidt an. Da ergebe es keinen Sinn, vorher eine neue Fahrkarte einzuführen, die dann vielleicht nicht mehr ins System passe. "Wir wollen nur etwas anbieten, das Hand und Fuß hat."

Wenn es also überhaupt ein Extra-Ticket für kurze Strecken geben könnte, dann nur im Zusammenhang mit dem Tarifverbund. Doch der SVHi hat auch inhaltliche Vorbehalte: "Wir müssten klären, was eine Kurzstrecke ist", meint Störig. Bei drei Haltestellen komme in der Innenstadt etwa eine Strecke von einem Kilometer heraus. Das lohne sich vermutlich nicht wirklich für die Kunden, meint der SVHi-Mann.

Auch nicht für potentielle Zielgruppen wie ältere Menschen oder Studenten, die jüngst die SPD als Beispiel genannt hat. Denn Senioren führen mit einer Monatskarte günstiger, Hochschüler mit ihrem Semesterticket. Das ist allerdings dem AStA der Uni wie berichtet zu teuer. Ob der Stadtverkehr sich in der Sache noch bewegt, wollte Schmidt nicht sagen: "Wir verhandeln demnächst miteinander."

Kategorie

Wirtschaft und Verkehr

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