BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Kreisverband Hildesheim

Schwarz-Grün im Neuhofer Ortsrat

Mit einem überraschenden Partner greift die CDU in Neuhof nach dem Amt des Ortsbürgermeisters. Die Christdemokraten wollen ihren Ortsverbandsvorsitzenden Lothar Ranke auf diesen Posten wählen. Als Mehrheitsbeschaffer haben sich die Grünen angeboten.

Beide Parteien wollen CDU-Chef Lothar Ranke zum Ortsbürgermeister wählen / SPD lehnt Vize-Posten ab

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 25.10.11) Neuhof. Mit einem überraschenden Partner greift die CDU in Neuhof nach dem Amt des Ortsbürgermeisters. Die Christdemokraten wollen ihren Ortsverbandsvorsitzenden Lothar Ranke auf diesen Posten wählen. Als Mehrheitsbeschaffer haben sich die Grünen angeboten, die erstmals in den Ortsrat einziehen. Die SPD, mit vier Sitzen stärkste Fraktion, geht leer aus und spricht von einem "Affront".

Die Sozialdemokraten hatten damit gerechnet, dass ihr Spitzenkandidat Olaf Gambig am Mittwoch der kommenden Woche zum Ortsbürgermeister gewählt wird. Der 50-Jährige hat in Neuhof mit deutlichem Abstand die meisten Direktstimmen kassiert. Auch landete die SPD am Wahlsonntag mit 1781 Stimmen weit vor der CDU, die 1183 Stimmen erhielt. Für die Mehrheit im Ortsrat reicht es bei den Sozialdemokraten jedoch nicht: Sie haben vier Stimmen, die CDU drei, die Grünen zwei.

"In all den Jahrzehnten galt immer die Grundregel: Die stärkste Fraktion hat den ersten Zugriff beim Amt des Ortsbürgermeisters", sagt Neuhofs SPD-Chef Sebastian Herbeck. Mag sein, kontert Thomas Kittel, für die Grünen in den Ortsrat gewählt: "Aber die Welt hat sich weitergedreht, jetzt gibt es drei Fraktionen." Mit der CDU gebe es einfach mehr Gemeinsamkeiten. "Die Entwicklungsmöglichkeiten, die uns Herr Ranke für Neuhof skizziert hat, haben uns überzeugt." Wenn der neue Ortsrat in der kommenden Woche im evangelischen Gemeindezentrum zusammenkommt, will Kittel deshalb zusammen mit seiner Fraktionskollegin und Ehefrau Kathrin Vornkahl für Ranke stimmen.

Es wäre zum ersten Mal nach jahrzehntelanger SPD- Dominanz, dass ein Christdemokrat Neuhof vertritt. SPD-Fraktionsvorsitzender Olaf Gambig vermutet, dass Verletzungen aus der Vergangenheit der Grund dafür sind, warum die CDU keinen Sozialdemokraten wählen will. "Leider sind offenbar einige Geschichten noch heute sehr präsent, die Kommunikation im Ortsrat ist wohl nicht immer glücklich gelaufen." Gambig ist Neueinsteiger, der Betriebsratschef von KSM sieht sich unbelastet von der Vergangenheit. "Für mich steht die Zukunft von Neuhof im Vordergrund, aber die hat jetzt gar keine Rolle gespielt", bedauert er.

CDU-Chef Ranke hingegen weist Kritik an den schwarz-grünen Plänen zurück. "Die SPD hätte sich ja auch eine Mehrheit suchen können", sagt er. Eine Gegenleistung erhielten die Grünen für ihre Stimmen nicht, versichern Ranke und Kittel unisono. Insbesondere gebe es keine Verabredungen zum Thema Schwarze Riede – in der vergangenen Wahlperiode hatten sich SPD und CDU für ein Baugebiet im Landschaftsschutzgebiet eingesetzt, während die beiden jetzigen grünen Ortsratsmitglieder in einem Bürgerverein dagegen kämpften. Kittel steht nun vor dem Spagat: In Neuhof will er mit der CDU stimmen, als frisch gewähltes Ratsmitglied hingegen mit der SPD gegen die CDU.

Das sei aber kein Problem, sagt der Verwaltungsangestellte. Ohnehin gebe es in Neuhof nur die Abmachung zur Wahl des Ortsbürgermeisters, jedoch keine Koalition: "Wir wollen mit beiden Parteien zusammenarbeiten, es gibt dann wechselnde Mehrheiten."

Während CDU und SPD um den Neuhofer Chefposten streiten, ist die Besetzung des Stellvertreters völlig offen. Die CDU will das Amt an die SPD abtreten – die aber lehnt ab. "Almosen nehmen wir nicht", sagt SPD-Chef Herbeck, "wenn man einen Konsens will, muss die CDU einfach das Wahlergebnis akzeptieren."

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