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"Umgehungsstraße" für Hannover könnte durch die Region führen / Krisentreffen in Hameln
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 19.02.11) Kreis Hildesheim. Fahren in einigen Jahren deutlich mehr Güterzüge als bislang durch den Landkreis? Auch wenn Bundesregierung und Bahn noch abwiegeln, verdichten sich die Anzeichen dafür, dass langfristig der Güterverkehr stärker südlich um Hannover herumrollen soll. Das hätte auf die Region deutliche Auswirkungen. Im Nachbar-Landkreis Hameln gab es deshalb in dieser Woche bereits Krisensitzungen.
Auslöser dieser hektischen Betriebsamkeit ist eine aktuelle Studie, die das Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegeben hatte. Dabei ging es um die Zukunft des Güterverkehrs in Deutschland. Ein Ergebnis der umfassenden Untersuchungen: Ein Ausbau der derzeit meist einspurigen Bahnstrecke zwischen dem westfälischen Löhne und Elze im Hildesheimer Westkreis könntezwarrund900MillionenEuro kosten, aber trotzdem wirtschaftlich sinnvoll sein. Schließlich rechnen die Verkehrsplaner mit einer Zunahme von Gütertransporten auf der Schiene von rund 75 Prozent in den nächsten 15 Jahren – und die "klassische" Ost-West-Strecke von Minden über Hannover in Richtung Braunschweig und Wolfsburg gilt bereits als überlastet. Dabei geht es erkennbar nicht nur um den nationalen Güterverkehr, sondern um die Verbindung zwischen Nordwest- und Osteuropa insgesamt.
Diese Überlegungen, wenn auch auf Jahrzehnte angelegt, dürften in der Region die Alarmglocken schrillen lassen. Denn diskutiert wird zwar im Moment über die 82 Kilometer lange Strecke Löhne/ Hameln/Elze – doch natürlich ist kaum anzunehmen, dass die zusätzlichen Güterzüge in Elze stoppen und dann zurück rollen würden. Um aber ihre Fahrt fortzusetzen, müssten sie sich auf alle Fälle weiter durch den Landkreis Hildesheim bewegen.
Dazu passt eine Information, die ein Bürgermeister aus dem Landkreis unlängst bei einer Tagung aufgeschnappt hat, bei der auch Bahn-Vertreter anwesend waren. Da soll ein Konzern-Vertreter erklärt haben, Harsum müsse sich auf deutlich mehr Güterverkehr einstellen. Durch Harsum verläuft die Schienenstrecke von Hildesheim nach Lehrte.
Was passen würde. Besteht tatsächlich die Absicht, Güterzüge auf dem Weg von Westen nach Osten südlich um Hannover herumrollen zu lassen, wäre die logische Folge, dass die Bahnen über Elze, Nordstemmen, Emmerke, Hildesheim, Harsum und Algermissen nach Sehnde und Lehrte rollen, ehe sie dort wieder auf die Hauptstrecke treffen würden. Zweite Möglichkeit: Vom Elzer Bahnhof über Nordstemmen, Barnten und Sarstedt nach Hannover.
Nun denken Verkehrsplaner in Jahrzehnten, und bis zur Umsetzung kann es noch entsprechend dauern. Doch liegen die Schienen erst einmal, haben die Anlieger auch für Jahrzehnte etwas davon. Wenn nicht gar für Jahrhunderte.
Bundesverkehrsministerium und Bahn reagieren auf Anfragen zurückhaltend. "Richtig ist, dass die Strecke wirtschaftlich positiv bewertet wurde", sagt Ministeriums- Sprecherin Vera Moosmayer. "Aber sie ist noch nicht einmal im vorrangigen Bedarf, da passiert aktuell nichts." Bahn-Sprecherin Sabine Brunkhorst versichert sogar, von den Plänen "noch nie gehört" zu haben. Der hiesige Bundestagsabgeordnete Bernhard Brinkmann reagiert sehr gelassen. "Es sind noch nicht einmal alle Projekte finanziert, die als vordringlich gelten – und da ich den Bundeshaushalt kenne, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass für andere Vorhaben in absehbarer Zeit Geld vorhanden ist."
Im Hildesheimer Nachbar-Landkreis Hameln nehmen die Verantwortlichen das Ganze allerdings extrem ernst. Oberbürgermeisterin Susanne Lippmann, Landrat Rüdiger Butte, der ehemalige Staatssekretär im Verkehrsministerium, Lothar Ibrügger und die Bundestagsabgeordnete Gabriele Lösekrug-Möller trafen sich der "Schaumburger Nachrichten" zufolge am Mittwoch zu einem Krisengespräch. Landrat Butte fürchtet in seiner Region bereits "ein neues Stuttgart21" und mahnt, die Bürger frühzeitig und vollständig zu informieren.
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