Rebecca Harms im HAZ-Interview über IWF-Chef und Atom-Unglück

"Ganz viel Positives" verbindet sie mit Hildesheim, beginnt die Europa-Abgeordnete Rebecca Harms das Gespräch in der HAZ-Redaktion und bezieht das auf die beiden grünen Power- Frauen Brigitte Pothmer und die "viel zu früh verstorbene Brigitte Litfin", sagt Harms. Interview der HAZ.

"Bei den Sex-Vorwürfen, da muss er jetzt durch" / Europa-Abgeordnete kritisiert vor Andreanern "Geiz der Nationalstaaten"

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 17.05.11) Hildesheim. "Ganz viel Positives" verbindet sie mit Hildesheim, beginnt die Europa-Abgeordnete Rebecca Harms das Gespräch in der HAZ-Redaktion und bezieht das auf die beiden grünen Power- Frauen Brigitte Pothmer und die "viel zu früh verstorbene Brigitte Litfin", sagt Harms. Die gelernte Gärtnerin, Jahrgang 1956, ist als Grünen-Politikerin in der Anti-Atomkraft-Bewegung eine Frau der ersten Stunde. Diese Beständigkeit zahlt sich aus, bei der jüngsten HAZ-Forsa- Umfrage bekamen die Grünen in Hildesheim rund 21 Prozent.

HAZ (Interview Hartmut Reichardt): Frau Harms, schocken Sie Bilder, wie der Chef des Internationalen Währungsfonds IWF, Dominique Strauss-Kahn, gestern in Handschellen von New Yorker Polizisten abgeführt wurde?


Rebecca Harms:
Die Beschuldigungen sind sehr hart. Was aber aus den Sex-Vorwürfen wird, muss man sehen, da muss er jetzt durch. Vorverurteilungen gehen nicht bei mir.

Verschärft sich jetzt die Krise des Euro?


Richtig ist, die Nachricht über Strauss- Kahn wächst und wird mit der Lage in Griechenland verknüpft. Aber es darf nicht sein, dass dadurch die Stabilität des Euro gefährdet wird.

Schön, was aber ist, wenn es eintritt?


Was genau passieren wird, ist schwer zu beurteilen. Aber zunächst ist es ein Schock für Frankreich, Auswirkungen sehe ich daher dort.

Zu Japan. Das Atom-Unglück dort ist in die zweite Reihe gerutscht. Zurecht?


Nein. Japan täuscht sich und den Rest der Welt über das Ausmaß der Katastrophe hinweg. Dabei trifft das Gegenteil zu. Jetzt heißt es, dass es in Fukushima bereits in den ersten sechzehn Stunden zur Kernschmelze des größten Teils der Brennelemente gekommen ist. Japan wird direkt viel stärker leiden als die Umgebung von Tschernobyl.

Welche Folgen sehen Sie für unser Land?


Jetzt werden wir den Atomausstieg in Deutschland nicht nur beschließen, sondern auch unumkehrbar machen.

Mehr nicht?


Doch. Als Niedersächsin sage ich, wir wollen auch das dreckige Ende der Atompolitik zum Thema machen.

Das heißt?


Nach Endlagern muss jetzt in ganz Deutschland gesucht werden. Mit dem Sieg der Grünen in Baden-Württemberg ist dieser Weg eingeschlagen.

Was halten Sie von der Idee, gar nicht auf Endlager zu setzen, sondern auf technischen Fortschritt, um so den Atommüll unschädlich zu machen?


Nichts. Das ist sehr gefährlich und eine Flucht aus unserer Verantwortung. Wir haben den Atommüll produziert. Wer Atommüll länger als 40 Jahre zwischenlagern möchte, muss ihn umpacken. Unsere Generation, wir haben den Müll verursacht, wir müssen eine Lösung finden.

Wird das gelingen?


Bisher haben wir uns in dieser Frage nicht wirklich angestrengt. Gorleben ist in den 60er Jahren erkundet worden. Gibt es Transparenz? Nein. Gibt es Sicherheitskriterien? Nein. Klar ist, Gorleben muss noch einmal ganz überprüft werden.

Grüne eilen von Erfolg zu Erfolg. Was eigentlich ist passiert?


Japan hat gezeigt, die Engergiewende ist nötig. Damit stehen wir in der Gesellschaft vor dem Durchbruch, und der ist konkret. Etwa die alte Umwälzpumpe bei der Heizung im Keller. Sie ist der größte Energiefresser. Aber die Grünen stehen inzwischen nicht nur für die Antiatom- Bewegung, sondern für den Umbau. Und wir zeigen jetzt in Baden-Württemberg, was wir können.

Noch einmal zum Euro. Warum sind Sie in Bezug auf Griechenland so ruhig?


Die Deutschen sollten nicht so kurzatmig sein. Ich finde, das Muster starke Deutsche, faule Griechen muss weg. Wir retten uns selbst, wenn wir die Griechen retten.

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