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(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 12.04.11) Giesen. Bevor eine Fabrikanlage nach oben wächst, wird erst einmal in die Tiefe gebohrt. Zwar ist noch längst nicht sicher, ob am Giesener Kaliberg K+S kräftig investiert, doch die Probebohrungen gehören zur sogenannten Machbarkeitsstudie.
Zuständig für die Planung ist unter anderem Ingo Jörrn, der als Bauingenieur für K+S im Planungsteam von Johannes Zapp mitwirkt. "Wir müssen wissen, wie der Boden rund um das geplante Gelände aussieht, um zu klären, wie wir die Anlage gründen können", sagt er. Betonplatte gießen und aufbauen – so funktioniert vielleicht Häuserbau, aber nicht der Bau einer modernen Fabrikanlage. Und die muss möglichst kompakt sein und nicht auffallen. Zum Beispiel durch Lärm oder Staubemissionen. "Wir haben uns sehr viel vorgenommen", sagt Johannes Zapp.
Eine Fabrikanlage, die gewissermaßen auf den grünen Rasen - oder besser die Scholle - gesetzt werden soll. Favorisiert wird die Fläche westlich des Kaliberges, leicht nach Norden verschoben gegenüber der Wohnsiedlung an der Schachtstraße.
"Der Verkehr soll über eine eigene Werksstraße erfolgen", sagt Jörrn. Zwei große Fertigungshallen dienen gleichzeitig dazu, den Verkehrslärm zu dämmen, auch den auf der Schiene. Auf acht Gleisen parallel rollen künftig langsam die Waggons unter ein Ladeterminal, das als geschlossene Halle Staub und Lärm nicht nach außen dringen lässt, beschreibt Jörrn die Planung. Das Endprodukt aus dem Kaliabbau unter Tage wird sowohl auf die Lastwagen als auch in die Waggons im geschlossenen Bereich verladen.
Etwaig anfallender Staub soll gefiltert und auf weitere Verwertung geprüft werden. Einhausen nennt sich diese Art der Verladestation und hat auch Vorteile für die Abläufe in der Fabrik. "Wir sind wetterunabhängig", sagt Jörrn.
Die Planungen fassen sämtliche Erfahrungen der bisherigen Standorte zusammen und sollen einen möglichst effizienten Produktionsablauf ermöglichen. Kompakt eben, sagt Johannes Zapp.
Erst wurde das Innenleben konstruiert – auf dem Papier, dann kam der Mantel drüber, die Gebäudehüllen.
Und damit steht bis Mai voraussichtlich das Herzstück der Produktionsanlage in der Mappe, die Zapp am Ende der Konzernleitung präsentieren wird.
Nächster Schritt ist die Personalplanung, sagt er. Also wie viele Leute mit welcher Qualifikation werden am Ende für die Produktion benötigt. Alles zusammen wird dann spitz gegengerechnet auf die Wirtschaftlichkeit.
Und einer der Faktoren ist eben die Bodenbeschaffenheit. Bis zu einer Tiefe von 20 Metern lassen Axel und Köhler Bohrstab um Bohrstab in die Erde vordringen, um metergenau die Beschaffenheit zu registrieren. Daraus ergibt sich am Ende für die Statiker die Aufgabe, passende Fundamente, unter Umständen auch mit unterirdischen Trägersystemen, zu entwickeln. "Alles wirkt sich so auf die Gesamtkosten aus", sagt Ingo Jörrn.
Und es gibt noch jede Menge Aufgaben zu klären, bis die Machbarkeitsstudie abgeschlossen werden kann. Hohe Auflagen aus dem Umwelt- und Planungsrecht, Sorgen und Bedenken der Anlieger, und, und, und. Eine Angst konnte Zapp den Anliegern in der Schachtstraße bereits nehmen. Ihre Häuser genießen Bestandsschutz, auch die Wohnstraße bleibt unberührt von dem Lieferverkehr. Und wenn einst der Abraumaus dem Bauch der Erde per Förderband in Richtung Kalihalde transportiert wird, brauchen sie auch keinen Staub zu fürchten, sagt Zapp: "Das Material wird feucht aufgebracht."
Ob die Halde von derzeit rund 80 Metern in die Höhe, auf etwa 100 Meter, wachsen soll oder eher in die Fläche, das muss am Ende die Politik entscheiden. Beide Varianten sind denkbar, doch für viele Menschen in der Region wahrscheinlich nicht mehr erlebbar. "Wir reden hier über 40 Jahre", sagt Zapp. Eine Zeitspanne, in der noch sehr viel passieren kann.
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