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Bundestagsabgeordnete wollen Harsumer im Ringen um einen verträglichen Kanalausbau unterstützen
(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 24.09.09) Harsum. Die Bundestagsmitglieder Brigitte Pothmer (Grüne), Eckart von Klaeden (CDU) und Bernhard Brinkmann (SPD) haben bei einer Podiumsdiskussion in Harsum zugesichert, sich für einen verträglichen Kanalausbau einzusetzen. Der Erhalt von zwei der drei Feldwege-Brücken bei Harsum erscheint erreichbar.
Nach wie vor bewegt das Thema die Harsumer, in der Aula der Grundschule blieb kaum ein Platz frei. Der größte Teil der Veranstaltung wurde zur Grundsatzdiskussion, die Kernfrage war: Ist der Kanalausbau wirklich nötig? Nur wer den Sinn verstehe, sei auch bereit, Nachteile zu akzeptieren, erklärte Moderator Jürgen Tafel. Und Bürgermeister Gundolf Kemnah ergänzte, dass sich wirtschaftliche Vorteile wohl auf Hildesheim und Algermissen beschränken. "Harsum darf nicht die einzige Gemeinde bleiben, die nur Nachteile hat."
Welche negativen Folgen die Bevölkerung befürchtet, machte zu Beginn ein Beitrag der Molitoris-Schule deutlich. Mit ihren "Brückengeschichten" schilderten Schüler den Wert des Naherholungsgebietes und der Brücken. "Lasst uns unsre Brücke im Harsumer Land" schmetterten sie zusammen mit Lehrern zur Melodie des Schunkelliedes "An der Nordseeküste", die Abgeordneten stimmten solidarisch mit ein.
Anschließend ließen Brinkmann und von Klaeden aber keinen Zweifel daran, dass sie ohne Wenn und Aber hinter dem Ausbau-Projekt stehen. Es sei für die Infrastruktur der Region unabdingbar, meinte von Klaeden. Wirtschaftliche Entwicklung vollziehe sich entlang der großen Verkehrsadern. Der Hildesheimer Raum bleibe bisher hinter seinen Möglichkeiten zurück – da sei jeder Fortschritt wichtig. "Wenn Sie das Projekt verhindern wollen, haben Sie mich nicht auf Ihrer Seite", stellte der CDUAbgeordnete mehrfach klar.
Ebenso deutlich bezog Brinkmann Stellung. Er führte Zahlen ins Feld: Schon jetzt verhindere der Schiffsverkehr auf dem Kanal pro Jahr 30000 Lastwagenfahrten, am Hafen hingen mehr als 300 Arbeitsplätze. Und der Hafen sei ohne Kanalausbau bald tot – denn bald gebe es nur noch die großen Schiffe, die heute nicht auf den Stichkanal passen. Außerdem sei mit dem laufenden Bau der neuen Schleuse bei Bolzum, 60 Millionen Euro teuer, auch der folgende Kanalausbau quasi eingeleitet.
Dieses Argument ließ Brigitte Pothmer nicht gelten. "Wenn die Schleuse eine Fehlinvestition war, dann können wir damit nicht die nächste Fehlinvestition rechtfertigen." Die Grüne betonte, dass auch ihr eine bessere Infrastruktur und Alternativen zum LKW-Verkehr am Herzen lägen. Doch ihr fehle eine überzeugende Prognose zum wirtschaftlichen Nutzen des Stichkanal-Ausbaus. "Es muss weiter erlaubt sein, darüber zu diskutieren, ob dieses konkrete Projekt an dieser Stelle sinnvoll ist", sagte Pothmer. Sie habe Zweifel, ob der Ausbau für die Region der Königsweg sei. Hier gehe es nicht nur um kurzfristige Wirtschaftlichkeit – Ökonomie und Ökologie müssten im Gleichgewicht bleiben.
Nach den Grundsatzfragen ging es um den möglichen Einfluss auf die Folgen. Die drei Abgeordneten sicherten ihre Unterstützung zu, in Gesprächen mit den zuständigen Behörden vor dem offiziellen Planverfahren noch Verbesserungen anzustreben – wenngleich von Klaeden auch die Unabhängigkeit der Behörden betonte. Folgende Möglichkeiten kristallisierten sich heraus:
Zum Brücken-Abriss:
Brinkmann forderte die Gemeinden Harsum und Giesen auf, sich zu einigen, welche beiden Brücken sie erhalten möchten. Mit dieser Vorgabe könne man in weitere Gespräche gehen. Die Harsumer wollen dabei vor allem auf zwei Argumente setzen:
1. Bei der Entscheidung für den Bau der Feldwege-Brücken im Jahr 1919 sei deren Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht größer gewesen als heute, meinte Joachim Engelke aus Hasede als Vertreter der Landwirte. Es sei nicht gerecht, seit einem Erlass aus dem Jahr 2005 einen Neubau ausschließlich von der Wirtschaftlichkeit abhängig zu machen.
2. Das Kanal-Neubauamt hat der Gemeinde vor einigen Jahren schriftlich zugesichert, bei einem Ausbau zwei Brücken zu erhalten. Das sei mehr als eine unverbindliche Mitteilung gewesen, war jetzt von Klaedens Bewertung als Rechtsanwalt.
Zur DLRG-Station:
Dass die Harsumer DLRG beim Kanalausbau die Kosten für den Abriss ihrer Station selbst tragen soll, bezeichnete von Klaeden als "grotesk". Ebenso deutlich wie er sagten Pothmer und Brinkmann zu, alles zu versuchen, um für die Lebensretter noch etwas zu retten.
Zum Böschungsbewuchs:
Radikale Eingriffe von bis zu 20 Metern auf beiden Seiten soll es nur in Teilbereichen geben. Das geht aus der Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf den "offenen Brief" aus Harsum hervor. Die Antwort sei ansonsten enttäuschend, fasste Kemnah zusammen. "Im Grunde sind wir so schlau wie vorher."
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