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Stadt stellt Pläne für Alternative zum Bahnübergang vor: Brücke und Fußgängertunnel
(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 02.08.12) Sarstedt. Es wäre ein Riesenprojekt, das Sarstedt in den kommenden Jahren prägen würde - wenn es denn umgesetzt wird. Die Stadtverwaltung hat erstmals die Pläne für eine Bahnüberführung vorgestellt. Eine Autobrücke soll den bisherigen Bahnübergang an der Friedrich- Ludwig-Jahn-Straße ablösen. Fußgänger und Radfahrer sollen demnach durch einen Tunnel an der Stelle des derzeitigen Bahnübergangs geleitet werden. Kostenpunkt: Insgesamt 21 Millionen Euro. Frühestens 2017 könnte das Megaprojekt fertig sein - wenn es denn überhaupt umgesetzt wird.
Seit Jahrzehnten schimpfen die Sarstedter über die langen Wartezeiten an den Schranken Richtung Ruthe. Nach einem ersten und inzwischen wieder verworfenen Entwurf für eine Unterführung liegen neue Pläne vor, die Planer Thomas Mai von der Firma Grontmij gemeinsam mit Bürgermeister Karl-Heinz Wondratschek (SPD) bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung präsentierte. Und diese Pläneenthalten ein"gewaltiges Bauwerk", wie Wondratschek es ausdrückt.
So soll die neue Straße aussehen, wenn die Pläne umgesetzt werden sollten: Im Bereich der früheren Maiwiese, dem heutigen Parkplatz an der Ecke Nordring/ Bahnhofstraße wird ein ovaler Kreisverkehr gebaut, an den Bahnhofstraße, Nordring, Holztorstraße sowie die neue Kreisstraße 515 angeschlossen werden. Diese K 515 bildet eine Art Umgehungsstraße, die über den Dickebast führt und als Brücke über die Bahnstrecke geleitet wird, bevor sie dann auf den Dachsteinweg führt und somit wieder an das bisherige Straßennetz angeschlossen wird. Allein die Brücke soll 400 Meter lang werden.
Die Straße wird laut Planungen allerdings keinen Fuß- und Radweg enthalten. Vielmehr sollen Fußgänger und Radfahrer den alten Weg über die Friedrich-Ludwig- Jahn-Straße nehmen, allerdings künftig durch einen vier Meter breiten und 2,50 Meter hohen Tunnel unter den Bahngleisen.
In der Diskussion bei den Planungen war auch die Einrichtung eines Fuß- und Radwegs auf der Brücke über die Bahn. Dies wurde aber nach Angaben von Planer Mai wieder verworfen. Unter anderem, weil dies einen ziemlich langen Umweg bedeuten würde und zum anderen, weil man einen Höhenunterschied von etwa neun Metern überwinden müsste.
Trotzdem entzündete sich bei der gut besuchten Informationsveranstaltung vor allem an dem geplanten Tunnel Kritik. Mehrere Bürger äußerten Sicherheitsbedenken. "Da möchte ich nicht unbedingt meine Töchter um Mitternacht durchradeln sehen", meinte ein Ruther. Es wurde aber auch eingewandt, dass es schon jetzt eine Fußgängerunterführung in unmittelbarer Nähe gibt. Wondratschek zeigte sich kompromissbereit: "Ob es denn so kommt, ist die große Frage."
Für ihn ist die Brücke als Weg auch für Fußgänger oder Radfahrer aber keine sinnvolle Alternative. So machten die Grundschulkinder ihren Sportunterricht teilweise auf den Sportplätzen. Sie müssten künftig einen anderthalb Kilometer langen Umweg nehmen, erklärte der Bürgermeister: "Dann ist von der Sportstunde nicht mehr viel übrig."
Knackpunkt der Planungen sind die erwarteten hohen Baukosten von etwa 19 Millionen Euro, zu denen noch Planungskosten von rund zwei Millionen hinzukommen. Bei Bahnbrücken werden nach dem so genannten Eisenbahnkreuzungsgesetz die Kosten zwischen Bund, Bahn AG und dem Kreis als eigentlich Verantwortlichem für die Kreisstraße gedrittelt. Dies wären also jeweils sieben Millionen Euro. 60 Prozent der Kosten sind laut Wondratschek zuschussfähig. Blieben also für den Landkreis Kosten von 2,8 Millionen Euro. Dieser hat allerdings schon signalisiert, dass er allenfalls einen Teil davon übernehmen würde. Die Stadt müsste sich daher beteiligen, wenn das Projekt umgesetzt werden soll. "Ich bin bereit, 50 Prozent zu übernehmen", sagte Wondratschek im Namen der Stadtverwaltung. Letztlich müsste aber der Rat entscheiden, ob er diese 1,4MillionenEuro aus dem Haushalt investieren will.
Voraussetzung für diese Kostenaufteilung wäre allerdings, dass der Tunnel zum Gesamtpaket nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz dazugerechnet werden kann. Dies ist nach Angaben des Bürgermeisters aber noch offen. Möglich ist auch, dass die Kosten von der Stadt selbst getragen werden müssen. Dann kämen sogar rund 3,3 Millionen Euro an Investitionskosten auf die Stadt zu.
Alles Rechnungen mit vielen Unbekannten, wie Wondratschek mehrfach betonte. Denn alle potentiell Beteiligten haben bislang noch keine Zusagen gegeben. Besonders schwierig ist offenbar die Zusammenarbeit mit dem Staatskonzern Deutsche Bahn. "Die Bahn hat nicht nur einmal, sondern mehrfach anberaumte Termine kurzfristig abgesagt", berichtete Wondratschek.
Frühestens 2017 könnten laut Wondratschek die ersten Autos über die neue Straße fahren, wenn alles gut geht. Ob es jemals so weit kommt, ist aber eben offen. Zuvor wird es wohl noch zahlreiche Verhandlungen geben. "So ein Großprojekt kann man nicht über das Knie brechen", sagte Wondratschek: "Ich bin gespannt auf die Diskussion. Das wird eine interessante Zeit."
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