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Landwirtschaftsminister zerstreut Weiterers Befürchtungen mit Hinweis auf Zusage aus Berlin
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 18.06.11) Algermissen/Kreis Hildesheim. Der Ausbau des Stichkanals vom Mittellandkanal nach Hildesheim ist nicht gefährdet. Das hat Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) gestern Nachmittag bei einem Besuch beim Landhandel Weiterer in Algermissen versichert. Der CDU-Politiker verwies dabei auf eine Zusage von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CDU), bereits geplante Projekte würden nicht gestrichen.
Hintergrund: Einem Entwurf aus Ramsauers Ministerium zufolge sollen Deutschlands Wasserstraßen in neue Kategorien aufgeteilt werden – ausgerichtet daran, wie viele Tonnen Güter die Lastkähne jährlich auf ihnen transportieren. Kanäle und Flüsse, die es auf weniger als eine Million Tonnen pro Jahr bringen, bildeten demnach das "Randnetz", das keine Investitionen mehr rechtfertige (diese Zeitung berichtete).
Das hat in der Region Befürchtungen (Algermissen, Hildesheim) und Hoffnungen (Harsum) ausgelöst, der Bund werde den Ausbau des Stichkanals abblasen. Auch das Land Niedersachsen hatte diese Befürchtung, bestätigte Lindemann. "Es gab einen regen Schriftverkehr zwischen der Landesregierung und Ramsauer."
Am Ende stand allerdings eine Zusage. "Offenbar hat auch ein bayerischer Minister Verständnis für die norddeutsche Tiefebene", unkte Lindemann mit Blick auf den CSU-Minister. Bereits geplante Vorhaben seien nicht betroffen, das Geld stehe bereit, habe der Bundesverkehrsminister versichert. Die Landtagsabgeordnete Ursula Ernst sekundierte unter Hinweis auf Gespräche mit Ramsauers Staatssekretär Enak Ferlemann: "Er hat mir das ebenfalls zugesichert."
Lindemann machte deutlich, dass er die Neuordnung der Wasserstraßen unabhängig vom Hildesheimer Stichkanal nicht sinnvoll findet. "Nur nach der Tonnage zu gehen, greift zu kurz. Hier geht es um die Infrastruktur von Stadt und Region Hildesheim – und Hildesheim ist früher in Sachen Bahn schon stiefmütterlich genug behandelt worden."
Landhandel-Chef Konrad Weiterer freute sich über Lindemanns Zusagen und machte deutlich, dass ihm die Zweifel am Stichkanal-Ausbau große Sorgen bereiteten: "Würde das Projekt gestoppt, wäre das wirtschaftlich eine Katastrophe." Der Landhandel, dessen Hauptsitz in Algermissen direkt am Kanal liegt, verschifft von dort aus rund 700000 Tonnen Getreide pro Jahr. "Und wenn die Kali- Förderung Giesen wieder anläuft, kommt noch eine halbe Million dazu", erklärte er. Weiterer baut derzeit in Algermissen fünf neue Silos und plant in einen weiteren Anleger, will dafür insgesamt 4 Millionen Euro investieren.
Das Planfeststellungs-Verfahren für den Kanalausbau soll Ende dieses Jahres beginnen, es dürfte bis 2013 dauern. Bis zum Beginn des Ausbaus selbst dürften noch vier Jahre vergehen. Derzeit bemüht sich das Neubauamt der Schifffahrtsdirektion darum, hiesigen Landwirten Flächen abzukaufen, was aber gar nicht so leicht scheint. "Das läuft zäher als gedacht", erklärte ein Vertreter der Behörde – worauf ein Landwirt im Publikum flüsterte: "Kein Wunder, die wollen ja keinen vernünftigen Preis zahlen."
Weniger strittig war ein Programmpunkt vor dem Treffen bei Weiterer. Da weihte Lindemann auf Einladung von Ursula Ernst symbolisch eine Feldweg- Brücke über den Bruchgraben zwischen Harsum und Algermissen ein. Das 90 Jahre alte Bauwerk war im vergangenen Jahr mit finanzieller Hilfe aus Hannover saniert worden. Die Bürgermeister Wolfgang Moegerle (Algermissen) und Gundolf Kemnah (Harsum, beide CDU) würdigten die Brücke als Symbol für die gute Zusammenarbeit beider Kommunen. Dazu passend fuhr als erster Radfahrer nach der "Einweihung" ein Mann darüber, der in Algermissen wohnt, aber in Harsum arbeitet. Er bekam spontan Applaus, auch vom Hohenhamelner Lindemann, der schmunzelnd anmerkte: "Diese Brücke ist offenbar weniger brisant als die zwischen Borsum und Bründeln."
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