Landkreis stellt Bedingungen für zweite IGS in Hildesheim

Neue IGS soll nur Stadtschüler aufnehmen / 50-Prozent-Quote für RBG

Neue IGS soll nur Stadtschüler aufnehmen / 50-Prozent-Quote für RBG

(Quelle: KHERWIEDER am SONNTAG, 20.09.09) Landkreis/Hildesheim. Der Landkreis stellt der Stadt Hildesheim Bedingungen für die Einrichtung einer zweiten Integrierten Gesamtschule (IGS). Nachdem die Verwaltung die Pläne zunächst abgelehnt hatte, haben sich Kreis und Stadt in einem Gespräch auf einen Kompromiss verständigt.

Demnach könne sich der Landkreis mit der Stadt-IGS einverstanden erklären, wenn die neue Schule ausschließlich Mädchen und Jungen aus dem Stadtgebiet aufnimmt. Für die Hildesheimer Robert-Bosch-Gesamtschule (RBG) soll es eine Quote geben. Die Schule soll künftig nicht mehr als die Hälfte beziehungsweise höchstens 90 Schüler aus dem Landkreis aufnehmen.

"Ausbluten der Fläche"

Wie berichtet, plant die Stadt neben der RBG eine zweite IGS. Eine Elternbefragung hatte ergeben, dass 1.176 von 2.067 Eltern (knapp 57 Prozent) von Grundschulkindern ihre Kinder nach der vierten Klasse lieber an einer IGS als an einem Gymnasium, einer Realschule oder einer Hauptschule anmelden würden. Schuldezernent Dirk Schröder hatte Ende August im Schulausschuss allerdings zu bedenken gegeben, dass die Schülerzahlen in der Stadt allein nicht ausreichten, um langfristig RBG und eine neue IGS zu füllen. Es müssten also auch Kinder aus dem Landkreis eingeschult werden.

Daraufhin regte sich Widerstand im Landkreis. Eine Befragung unter Schulleitern ergab, dass eine weitere IGS zwar durchaus begrüßt werde, aber nicht, wenn sie Schüler aus der Fläche abziehe. Es dürfe nicht zu einem "Ausbluten" der Landkreis-Schulen kommen. So betrachtet etwa die Schulleitung des Gymnasiums Sarstedt die Überlegungen zur Gründung der zweiten IGS "mit großer Sorge". Wenn es in der Stadt nicht genügend Schüler gebe, würde sich das "ohne Zweifel auf die Schülerzahlen am Gymnasium Sarstedt auswirken", so der stellvertretende Schulleiter Eberhard Schneider. "Selbstverständlich muss unser Ziel darin bestehen, die Anzahl unserer Schüler konstant zu halten, schon um Abordnungen von Lehrkräften zu vermeiden."

Holger Fründt, kommissarischer Leiter des kreiseigenen Gymnasiums Himmelsthür, rechnet zwar kurzfristig mit einer räumlichen Entlastung, fürchtet aber langfristig eine Reduzierung der Zahl der Parallelklassen, die unter Umständen zur Folge hätte, dass "kein attraktives Kursangebot mehr vorgehalten werden könnte". Bei insgesamt sinkenden Schülerzahlen und einem verschärften Konkurrenzkampf aller Hildesheimer Gymnasien bedeute dies "eindeutige Wettbewerbsnachteile gegenüber den Schulen in privater Trägerschaft", so Fründt.

Auch der Schulleiter der Schiller-Realschule Sarstedt, Jürgen Sander, wendet sich gegen eine Ausdehnung des Einzugsgebietes einer zweiten IGS auf den Landkreis. Der Kreis möge deshalb seine Interessen gegenüber der Stadt "energisch, massiv und kompromisslos" vertreten. Weitere kritische Stellungnahmen kamen von der Haupt- und Realschule Ottbergen, der Molitoris-Schule Harsum, der Hildesheimer Michelsenschule und der neuen IGS Bad Salzdetfurth.

Einfluss auf die Entscheidung der Stadt hat der Landkreis insoweit, dass er für die so genannte Schulentwicklungsplanung zuständig ist. In dieser Funktion gibt er bei der Landesschulbehörde eine Stellungnahme zu den Plänen der Stadt ab. Seine rigoros ablehnende Haltung hat Kreis-Schuldezernent  Helfried Basse nach einem Gespräch mit der Stadt relativiert. Darin sei ihm versichert worden, dass die Stadt die für eine IGS geforderte  Mindestschülerzahl von 130 langfristig auch ohne Kinder aus dem Landkreis erreicht. Basse hat daraus die eingangs erwähnten Bedingungen abgeleitet: Einrichtung eines Schulbezirks für die neue IGS (sie darf dann nur Schüler aus der Stadt aufnehmen) und Begrenzung der Landkreis-Schüler an der RGB auf 90 Schüler oder 50 Prozent.

"Politik muss entscheiden"

Für die Stadt bestätigt Martina Donat, Fachbereichsleiterin Jugend, Schule und Sport, diesen Diskussionsstand: "Ob ein Schulbezirk eingeführt wird, müssen aber die politischen Gremien entscheiden, das kann nicht die Verwaltung tun." Bei der RBG würde sich praktisch kaum etwas ändern: "Das Verhältnis ist schon jetzt etwa 50 zu 50."

Die Kreisverwaltung macht ihre Stellungnahme gegenüber der Landesschulbehörde von der Einhaltung der Bedingungen abhängig. Die politische Rückendeckung dafür will sich Dezernent Basse am Donnerstag im Schulausschuss holen.

S. auch: GRÜNE fordern Umdenken in der Schulpolitik, um Schulstandorte zu retten (PI des OV Hildesheim)

Kategorie

Kinder und Jugend, Bildung

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