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Supermarkt-Investoren für 5700-Quadratmeter-Fläche scheitern am Bebauungsplan
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 30.04.11) Sarstedt. Nun wollen sie es also doch loswerden: Die Kreiswohnbau GmbH möchte das Eckgrundstück Breslauer Straße / Königsberger Straße in Sarstedt verkaufen. Sie bietet das 5709 Quadratmeter umfassende Areal im Internet zum Verkauf an. Zuvor hatte sie zahlreiche Anfragen ablehnen müssen – Investoren wollten dort einen Supermarkt bauen, doch mehr als 800 Quadratmeter Verkaufsfläche sind dort rechtlich nicht erlaubt.
Rückblick: Wo heute eine Wiese mit einigen Bäumen zumindest im Frühjahr als grüne Oase wirkt, lebten noch vor einigen Jahren zahlreiche Menschen. Dort standen zwei 1950 errichtete Häuserblocks. Hinter den Hausnummern Breslauer Straße 21, 23 und 25 sowie Liegnitzer Straße 4, 6 und 8 verbargen sich jeweils 27 Wohnungen. Hinzu kam noch der kleine Laden direkt an der Königsberger Straße, zuletzt in türkischerHand, zuvor unter dem Spitznamen "Klein- Karstadt" lange von Familie Ehrenberg betrieben.
Doch die Wohnungen, einst willkommene Heimstatt für Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten und ausgebombte Familien aus Hannover, entsprachen in den letzten Jahren immer weniger dem aktuellen Standard. In vielen Badezimmern gab es keine Waschbecken, viele Mieter schleppten das Heizöl aus den Containern im Keller mit der Gießkanne in ihre Wohnungen. Dennoch fanden sich bis ins neue Jahrtausend hinein Interessenten – der Wohnraum war schließlich außerordentlich günstig.
Dennoch entschloss sich die Kreiswohnbau im Jahr 2007 zunächst zumAbriss des Wohnblocks Breslauer Straße, zwei Jahre später folgte das Gebäude an der Liegnitzer Straße sowie der Kiosk. Fast alle Mieter waren ausgezogen, für die verbliebenen stellte die Kreiswohnbau andere Wohnungen in Sarstedt zur Verfügung. "Die Nachfrage nach solch kleinen Wohneinheiten ist gesunken, eine Sanierung der Gebäude lohnt sich auch nicht", erklärte Geschäftsführer Matthias Kaufmann seinerzeit.
Über die Sache wuchs daraufhin im wahrsten Sinne des Wortes Gras. Während die Kreiswohnbau-Verantwortlichen überlegten, was mit der Fläche weiter zu tun sei, eroberte sich die Natur das Gelände zurück. Zunächst hatte das Immobilien- Unternehmen überlegt, ein Altenheim oder ein Zentrum für betreutes Wohnen zu errichten. Doch mittlerweile hat Kaufmann entschieden, letzteres an der Ecke Hildesheimer Straße / Am Ried zu realisieren. Der Bau soll noch in diesem Jahr beginnen. Nachdem zwischenzeitliche Überlegungen, dort das neue Feuerwehrhaus zu errichten, ad acta gelegt wurden, reifte bei der Kreiswohnbau endgültig der Entschluss zum Verkauf.
Dabei hatte es Interessenten genug gegeben. "Wir hatten wirklich viele Anfragen", erklärt Kreiswohnbau-Sprecher Milano Werner. Doch die potenziellen Investoren wollten alle am liebsten einen großen Supermarkt für die Innenstadt bauen. Das wiederum gibt der Bebauungsplan nicht her: Da es sich um ein "allgemeines Wohngebiet" handelt, sind nur Märkte mit maximal 800 Quadratmetern erlaubt. An einer Änderung dieser Regeln hat die Stadt wenig Interesse: "Wir haben ausreichend Supermärkte in Sarstedt, außerdem ist die Verkehrssituation an der Ecke sehr ungünstig", sagt Bürgermeister Karl-Heinz Wondratschek. "Nur wenn wir einen Betreiber finden, der wirklich ins Zentrum kommt, damit ältere Bewohner es nicht mehr so weit haben, würden wir das begrüßen."
Mit Blick auf das Eckgrundstück sagt Wondratschek aber auch: "Findet sich ein anderer Interessent, der dort nicht störendes Gewerbe einrichten will, können wir über Veränderungen reden." Die Kreiswohnbau hat offenbar kein Interesse, selbst zu investieren. Nun sucht sie einen Käufer. Unter einer Bedingung: "Wir geben die Fläche nur als Ganzes ab", betont Werner. Bei der Frage nach dem Kaufpreis verweist er auf den Bodenrichtwert. Der betrage 105 Euro pro Quadratmeter. Bei 5709 Quadratmetern wären das ziemlich genau 600000 Euro.
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