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Überraschende Wende bei Debatte um Höchstspannungsleitung / Abbauer könnten sogar profitieren
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 22.06.11) Söhlde. Für die Trasse der geplanten Höchstspannungsleitung könnte in den nächsten Wochen eine Vorentscheidung fallen. Von zentraler Bedeutung dürfte sein, ob sich die Freileitung über den Kreidebruch hängen lässt oder nicht – und wenn ja, wie teuer das wird. Das will Netzbetreiber TenneT in den nächsten zwei bis drei Wochen untersuchen.
Das ist das überraschende Ergebnis eines dreistündigen Gesprächs, bei dem unter anderem Vertreter der Söhlder Kreide- Industrie sowie der Gemeinde, des Landkreises, der Regierungsvertretung Braunschweig und von TenneT am Tisch saßen. Aus Sicht der Kreidewerke könnte die Höchstspannungsleitung sogar Vorteile für den Rohstoff-Abbau bringen.
Hintergrund: TenneT bevorzugt die Trassenvariante 2 durch den Osten der Gemeinden Söhlde und Holle sowie das Gebiet der Stadt Bockenem und der Samtgemeinde Lamspringe. Als größtes Hindernis auf dieser Route gelten wie berichtet die Söhlder Kreidewerke. "Es gibt nur drei Kreideabbau-Gebiete in Deutschland, diese Rohstoff-Gewinnung hat in der Raumordnung absoluten Vorrang", stellt Klaus Jäkel, Geschäftsführer der Kreidewerke Dammann, fest. "Es darf keine Lösung geben, die den Abbau einschränkt oder gefährdet." Ähnlich argumentiert Söhldes Bürgermeister Reiner Bender.
Doch im Lauf des Gesprächs kam offenbar ein Vorschlag auf den Tisch, der Nach- in Vorteile verwandeln soll. Denn: Schon jetzt verläuft eine Strom-Freileitung durch den Kreidebruch. Die 220-Kilovolt- Trasse liegt in Nord-Süd-Richtung und kreuzt die Landesstraße 475 von Söhlde nach Barbecke im östlichen Teil des Abbaugebietes. "Im Moment stehen drei Masten für diese Leitung auf unserem Gelände", stellt Jäkel fest.
Und hier kommt die neue Leitung ins Spiel. "Wenn es möglich wäre, die neue Höchstspannungsleitung quasi anstelle der 220-Kilovolt-Trasse zu bauen und die alten Leitungen dort mit aufzuhängen, hätten wir vielleicht gar kein Problem", so der Dammann-Geschäftsführer. "Idealerweise ließe sich das so konstruieren, dass zweiMasten an den Rändern des Abbaugebietes und einer direkt an der Landesstraße errichtet werden." Drei große statt fünf kleinerMasten, das Ganze optimal platziert – dann könnte es am Ende sogar sein, dass der Kreide-Gewinn weniger behindert würde als bislang.
Noch ist das allerdings Theorie. Vier Vertreter von TenneT saßen in Söhlde mit in der Runde. Doch ob der Vorschlag sich umsetzen lässt, mochten sie spontan nicht sagen: "Das werden wir aber schnellstmöglich prüfen lassen", kündigten sie nach Angaben eines Gesprächs-Teilnehmers an.
Söhldes Bürgermeister Reiner Bender bestätigt diese Schilderungen des Gesprächs. Und er macht auch deutlich, dass die Gemeinde wohl keinen großen Widerstand mehr leisten würde, wenn sich die Trassen-Probleme bei Dammann technisch und wirtschaftlich lösen ließen. "Für uns war immer das wichtigste Argument, dass der Kreideabbau auf keinen Fall gefährdet oder eingeschränkt werden darf. Wenn das gewährleistet ist, ist unsere größte Sorge beseitigt."
Den Automatismus, dass ohne das Kreide- Problem die Trasse auf jeden Fall durch Söhlde führt, also die Varianten 1 oder 2 zum Tragen kommen und der Westkreis damit in Sachen Höchstspannungsleitung fein raus wäre, sieht er allerdings noch nicht. "Es gibt ja südlich davon unseren Windpark und vor allem hinter der Kreisgrenze im Bereich der Stadt Salzgitter noch einmal eine große Anlage mit 20 Windrädern." Ob die neue Höchstspannungsleitung auch dort hindurchpasse, müsse ebenfalls noch geklärt werden. Dennoch: Der Kreidebruch galt bislang als größte Hürde für die beiden Ost- Varianten.
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