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Keine Unterstützung für Hemminger Initiative / Bundesstraße gilt als Standort-Faktor
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 29.11.10) Kreis Hildesheim. Die Stadt Hemmingen kämpft darum, auf der Bundesstraße 3 eine Mautpflicht für Lastwagen einzuführen. Doch Chancen hat sie kaum – von den Kommunen im Landkreis Hildesheim darf sie keine Hilfe erwarten.
Wie es sich anfühlt, wenn eine Bundesstraße ein Dorf teilt, wissen im Landkreis Hildesheim vor allem die Haseder. Mehr als 15 000 Fahrzeuge rollen täglich auf der Bundesstraße 6 durch den Ort, die Straße schneidet ihn praktisch in zwei Teile. Allerdings: Seitdem die Straße einspurig zurückgebaut wurde, rasen die Autos nicht mehr so, und es ist leichter geworden, die Straße zu überqueren.
Glaubt man Einwohnern der Stadt Hemmingen vor den Toren Hannovers, ist die Situation dort noch viel schlimmer. Dort teilt die Bundesstraße 3 den Kernort Hemmingen-Westerfeld sowie den südlichen Ortsteil Arnum ebenfalls in zwei Teile. In Hemmingen selbst ist die Straße zweispurig ausgebaut – und nach Angaben der Landesbehörde für Straßenverkehr wälzen sich dort täglich bis zu 32 000 Autos und Lastwagen – rund 20 pro Minute oder alle drei Sekunden eins. Jedenfalls auf dem Papier – tatsächlich ist es im Berufsverkehr natürlich noch viel enger, nachts hingegen deutlich ruhiger.
Seit der Einführung der Lastwagen- Maut auf Autobahnen im Jahr 2005 hat sich die Lage noch verschärft, meint Bürgermeister Claus-Dieter Schacht-Gaida (SPD). Seine These: Mautp_ichtige verlassen bei Northeim die A 7 und fahren über die B 3 nach Hannover – und umgekehrt. Je nach Fahrzeug könnten die Brummis dabei zwischen 10 und 25 Euro für die 80 Kilometer sparen – andererseits dauert die Fahrt deutlich länger und dürfte auch mehr Sprit kosten. Schacht- Gaida geht davon aus, dass die Speditionen das in Kauf nehmen – und fordert deshalb, die Bundesstraße 3 ebenfalls mautp_ichtig zu machen.
Das wäre eine Ausnahme. Bislang gibt es drei Bundesstraßen-Abschnitte in Deutschland, auf denen Lastwagen-Besitzer Maut zahlen müssen. Sie liegen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz. Eine Premiere in Niedersachsen hält Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) für denkbar – allerdings unter eine Bedingung: Er könne das Hemminger Anliegen nur bei der Bundesregierung unterstützen, wenn auch die anderen Anrainer der B 3 dafür seien.
Die meisten davon liegen im Landkreis Hildesheim. Ihre Bürgermeister haben auch Post von Schacht-Gaida bekommen. Darin bittet der Hemminger Verwaltungschef um Unterstützung. Doch Hilfe aus der Region kann er sich offenbar abschminken, und damit ist das Projekt "Maut auf der B 3" vermutlich gestorben. "Die Kreuzung der Bundesstraßen 1 und 3 ist für uns ein wichtiger Wirtschaftfaktor, damit werben wir bei Unternehmen", sagt Elzes Bürgermeister Rolf Pfeiffer sogar. "Wir würden uns mit einer Maut ins eigene Fleisch schneiden." Zudem habe Elze eine Umgehungsstraße und leide nicht unter dem Schwerlast- Verkehr.
Mit einer Ausnahme, wie Pfeiffer auf HAZ-Nachfrage zugesteht: In Wülfingen führt die B 3 sehr wohl durchs Dorf. Das freut Imbissbuden und Tankstellen-Betreiber, nervt aber manchen Anlieger. "Wülfingen verursacht mir in dieser Frage etwas Bauchschmerzen", sagt Pfeiffer. "Allerdings liegt nur ein kleiner Teil des Ortes mit sieben Wohneinheiten und einigen Betrieben auf der Westseite der Bundesstraße."
Das größere Problem in Wül_ngen sei die kurvenreiche Ost-West-Durchfahrt, auf der Pendler aus dem Calenberger Land in Richtung Hildesheim unterwegs seien. Was die B-3-Maut angehe, gelte aber: "Wenn man abwägt, überwiegen für Elze die Vorteile einer mautfreien Bundesstraße", erteilt er Parteifreund Schacht-Gaida eine Absage. "Verständnis" für die Hemminger Sorgen äußert Gronaus Erster Samtgemeinderat Thomas Mensing. Allerdings teile Gronau diese nicht. Die Straße führe an allen Wohnorten vorbei und spiele überdies für den Wirtschafts- und Wohnstandort eine positive Rolle. Eine Maut-Initiative sei daher nicht im Interesse der Samtgemeinde.
In Alfeld war die Hemminger Anfrage jetzt Thema im Stadtrat, eine Diskussion darüber vertagten die Kommunalpolitiker zunächst. Angesichts der vielen großen und kleinen Industrie-Betriebe in der Leinestadt mit ihrem ständigen Bedarf an Gütertransporten wäre es allerdings eine große Überraschung, wenn Alfeld zu anderen Schlüssen als Gronau und Elze käme. Auch wenn die Bundesstraße durch die Ortsteile Limmer, Godenau und Dehnsen führt.
So bleibt den Hemmingern vermutlich nur eine Hoffnung: Dass die 18 500-Einwohner-Kommune tatsächlich die große Umgehungsstraße bekommt, die ihr für die nächsten drei Jahre anvisiert ist. Dass so etwas auch länger dauern kann, lässt sich im Landkreis Hildesheim aber ebenfalls erfahren: In Mehle dauerte es vom Versprechen bis zur Umsetzung wie berichtet Jahrzehnte.
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