Klinikleitung rechtfertigt Leiharbeit

Nach den Lohndumping-Vorwürfen gegen das Hildesheimer Ameos Klinikum hat die Klinikleitung nun Stellung bezogen. Vorstandsmitglied Michael Dieckmann begründete die Leiharbeit gegenüber der HAZ vor allem mit einem - dem wirtschaftlichen Druck.

Lohndumping-Vorwürfe gegen Ameos: Betriebsrat fürchtet Qualitätsverlust bei Pflege

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 26.08.10) Hildesheim. Nach den Lohndumping-Vorwürfen gegen das Hildesheimer Ameos Klinikum hat die Klinikleitung nun Stellung bezogen. Vorstandsmitglied Michael Dieckmann begründete die Leiharbeit gegenüber der HAZ vor allem mit einem - dem wirtschaftlichen Druck.

Das Hildesheimer Ameos Klinikum beschäftigt fünf Prozent Leiharbeiter, daran lässt auch Vorstandsmitglied Michael Dieckmann keinen Zweifel. Wie berichtet, stellt diese Arbeiter eine eigene Zeitarbeitsfirma der Ameos AG ein – zu schlechteren Konditionen als die Stammbelegschaft. Denn während diese nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVÖD) bezahlt wird, verdienen Leiharbeiter deutlich weniger. "Es kommt vor, dass ein Mitarbeiter für gleiche Leistung rund 400 Euro weniger im Monat bekommt als ein anderer", räumt Dieckmann ein. "Uns gefällt das aber auch nicht, unser Ziel ist nicht Lohndumping." Das Ameos Klinikum nutze die Gesetze und habe den Tarifvertrag für Leiharbeiter schließlich nicht selbst aufgesetzt. "Den hat Verdi verhandelt. Wir verstehen, dass Arbeitnehmer ihn ablehnen."

Trotzdem müsse die Klinikleitung aber ständig darauf achten, dass die Kosten nicht steigen. Wird beispielsweise Energie teurer, müsse Ameos an anderer Stelle sparen. "Wir bewegen uns auf einem Markt mit Wettbewerb und Konkurrenz", sagt Dieckmann. "Der Druck wächst." Ameos schaffe zwar Arbeitsplätze – in Hildesheim zum Beispiel durch eine neue Eingliederungshilfe – müsse aber gleichzeitig verhindern, dass Lohnkosten wüchsen. Doch wie erklärt man einer Krankenschwester, dass sie bei gleicher Arbeit weniger verdient als ihre Kollegin? "Wir haben eben nur ein begrenztes Volumen an Lohnausgaben." Dass Mitarbeiter bei dieser Antwort ihre Motivation verlieren und unzufrieden sein könnten, letztlich die Qualität der Pflege leidet, weist Dieckmann zurück. "Qualität hat nichts mit Tarifverträgen zu tun. Ich habe bisher keine Erfahrungen mit lustlosen Mitarbeitern gemacht." Dass Arbeitnehmern bei auslaufenden Verträgen unter Umständen angeboten wird, sich bei der "Ameos Sozialdienstleistungsgesellschaft mbH" neu zu bewerben und sie somit für gleiche Arbeit weniger Geld bekämen, räumt Dieckmann ein. "Das kann vorkommen. Denn diese und jene Stellen gibt es nun mal nur für eine begrenzte Zeit. Und dann wird neu verhandelt." Einen häufigen Wechsel des Personals habe dies aber nicht zur Folge. Noch nicht – wie der Hildesheimer Betriebsrat Harald Friedrichs mahnt. Schließlich werde Leiharbeit auch erst seit einem Jahr im Hildesheimer Ameos Klinikum angewendet. Verlässliche und stabile Teams entstünden aber nicht durch Leiharbeit. "Diese Arbeiter bleiben in der Regel nur ein bis zwei Jahre und haben keine langfristige Perspektive. Die essentielle Beziehungsarbeit zum Patienten wird unter diesen Bedingungen immer schwieriger."

Ein Blick in andere Kliniken der Ameos AG zeigt eine steigende Tendenz beim Thema Leiharbeit. Für Hildesheim gelte dies aber nicht, sagt Dieckmann. Vor allem reduziere das Ameos Klinikum keinesfalls Löhne, um Gewinne einzufahren. "Die Frage der Gerechtigkeit des Ganzen, die kann ich aber nicht beantworten."

Kategorie

Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik

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