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Heimspiel für die Vertreter von SPD und Grünen bei der Montagsdemonstration für den schnellen Atomausstieg
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 07.06.11) Hildesheim. Könnte man die Energie, die tagtäglich aus Blitzen um den Erdball zuckt, wirtschaftlich nutzen, wären sicherlich viele Energieprobleme gelöst. Das geht heute noch nicht, doch das Gewitter, das gestern Abend über den Raum Hildesheim zog, hielt die Montagsdemonstranten auch nicht davon ab, abermals einen umgehenden Atomausstieg zu fordern. Nach Schätzung der Polizei waren 180 Teilnehmer dem Aufruf gefolgt.
Die Einladung an die hiesigen Abgeordneten, sich an Ort und Stelle auf den Zahn fühlen zu lassen, hatte trotz der Sitzungswoche des Bundestages einzig Bernhard Brinkmann (SPD) angenommen. Brigitte Pothmer (Grüne) ließ sich von Ottmar von Holtz vom Kreisvorstand vertreten, Eckart von Klaeden (CDU) hatte im Vorfeld eine mehrseitige Stellungnahme geschickt, die sich Interessierte als Kopie beim Veranstalter abholen konnten. Erwartungsgemäß war das Interesse an dem Papier gering, denn dem Ausstiegskonzept der CDU (Abschalten bis 2022) stand der Entwurf der Grünen (Ausstieg bis 2017) gegenüber und traf damit deutlich besser die Forderung der Kernkraftgegner. Brinkmann wollte sich nicht unbedingt auf ein Jahr festlegen und sich schon gar nicht an einem gegenseitigen "Überbietungswettbewerb beteiligen", könnte sich mit 2017 aber durchaus anfreunden, wenn bis dahin verlässliche Strukturen für andere Energiequellen geschaffen seien. "Dann wäre ich der Letzte, der da nicht zustimmt."
Geht es nach der Bundesregierung, werde der Anteil erneuerbarer Energien bis 2020 auf mindestens 35 Prozent erhöht werden, ließ von Klaeden in seinem Positionspapier wissen, bis 2050 auf mindestens 80 Prozent. "Dies sind ambitionierte Ziele." Den Montagsdemonstranten aber genügen sie offenkundig nicht. Die Ankündigung von von Holtz, nach der bis 2020 bereits 50 Prozent möglich seien, fand dagegen lautstarken Beifall. Brinkmann wünscht sich einen größtmöglichen Konsens und betont, dass jeder Euro, der für Energiesparmaßnahmen ausgegeben werde, ein gut angelegter Euro sei. So wurde die Diskussion für die Vertreter von SPD und Grünen zum Heimspiel, auch wenn sie radikale Forderungen wie die nach einer Verstaatlichung der großen Energiekonzerne nicht unterschreiben mögen. Brinkmann fehlen schlicht die Beweise, dass dann alles besser würde, von Holtz hingegen blickt "mit Grauen" nach Russland und China und möchte die Energieerzeugung dezentralisieren und zurück auf die lokale Ebene bringen.
Während sich die Gewitterwolken verzogen, schmolz auch die Gruppe der Demonstranten zusehends. Doch nächsten Montag, Pfingstmontag, wollen sie Punkt 18 Uhr aber alle wieder am Huckup sein.
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