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Ökostromanbieter freuen sich über Kundenzuwachs aus Stadt und Region / Greenpeace informiert
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 20.04.11) Hildesheim. Immer mehr Menschen aus Stadt und Landkreis setzen auf Ökostrom, die vier wichtigsten bundesweiten Anbieter freuen sich über teils kräftige Zuwächse in der Region. Seitdem die Schreckensnachrichten vom Katastrophen-Reaktor in Fukushima Tag für Tag die Nachrichten beherrschen, denken offenbar viele Stromkunden um. Vor dem Beben in Japan am 11. März bezogen beispielsweise 515 Menschen aus der Region Ökostrom von der "Naturstrom AG", 175 davon wohnen in der Stadt.
Seit der Katastrophe ist die Gesamtzahl auf 740 Kunden gestiegen, 250 davon leben im Stadtgebiet. Damit hat das Unternehmen 225 Abnehmer hinzugewonnen, ein Plus von 44 Prozent. Ein ähnliches Bild bietet sich bei den "Elektrizitätswerken Schönau". Seit der Reaktor- Katastrophe haben sich 50 weitere Kunden aus Stadt und Landkreis für den Anbieter entschieden, insgesamt beliefert er nun 452 Kunden in der Region und hat ein Plus von zwölf Prozent gemacht. Die "Lichtblick AG" beliefert vor und nach dem Japan-GAU die meisten Kunden in der Region, sie steigerte sich von 950 auf 1000 Abnehmer. Und auch "Greenpeace Energy eG" freut sich über 66 weitere Kunden und kümmert sich nun um insgesamt 950.
Das Interesse an der Energiewende hat sich gestern auch in der Fußgängerzone gezeigt. Dort verteilten Greenpeace-Aktivisten unter dem Motto "Atomausstieg selber machen" rund 400 Flyer zum Stromanbieter-Wechsel – im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages. "Das ist unser erster Infostand seit Fukushima", erzählt Mitglied Julia Jürgens. "Die Dringlichkeit des Atomausstieges zeigt sich seitdem noch viel mehr. Die Leute sind viel offener für unsere Infos geworden." Gemeinsam mit ihren Mitstreitern hat Jürgens auch ein Banner für Unterschriften ausgelegt, mit dem Slogan "Atomkraft ist ein Irrweg, Frau Merkel". "Wir sammeln die Banner aus allen Städten und wollen sie der Kanzlerin übergeben", sagt Jürgens. Eine gute Aktion, findet etwa die 27-jährige Linda, die ihren Namen und ihren Gedanken "Jetzt für unsere Zukunft" auf das Plakat schreibt. "Aus der Tschernobyl-Katastrophe vor 25 Jahren hat offenbar niemand gelernt", meint sie. "Und nun erlebe ich in meinen jungen Jahren schon die zweite Wolke." Viele junge und alte Hildesheimer bleiben am Nachmittag bei den Greenpeace- Aktivisten stehen, lassen sich Informationen zu den vier Ökostrom-Anbietern geben. "Es ist Zeit zum Umdenken", sagt auch Linda. Bis zum frühen Abend finden sich mehr als 100 Unterschriften auf dem Merkel-Banner.
Die hiesigen Stromanbieter, die EVI Energieversorgung und e.on Avacon, wollten gestern aus Datenschutz-Gründen keine Angaben darüber machen, wie viele ihrer Kunden bislang vom Atom zum Ökostrom gewechselt sind. e.on- Sprecherin Caroline Westermann stellte fest, dass es durchaus ein verstärktes Interesse an Strom aus erneuerbaren Energien gebe. Einen "Boom" wollte sie dies jedoch nicht nennen. Dass die Kunden seit der Japan-Katastrophe sensibilisierter mit dem Thema Strom umgingen und häufiger nach Öko-Alternativen fragten, betonten auch EVI-Sprecher Sven Harmsen sowie ein Sprecher der Stadtwerke Bad Salzdetfurth.
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