HAZ-Radfahr-Serie Teil 1: Vom Pfaffenstieg in die Schuhstraße wird’s eng

Die Kreuzung neben der Andreas-Passage stellt sämtliche Verkehrsteilnehmer vor manche Schwierigkeit. Denn wo Pfaffenstieg und Schuhstraße, Bohlweg und Kardinal-Bertram-Straße aufeinandertreffen, lauern mehrere Gefahren.

Beim Einfädeln Blickkontakt nicht vergessen

(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 04.06.11) Hildesheim. Der Fahrradfahrer bewegt sich zielstrebig. Er kommt, ein lustiges Lied auf den Lippen, vom Pfaffenstieg auf dem markierten Fahrradstreifen angeradelt. Die Ampel an der Kreuzung zeigt Grün, der Mann tritt in die Pedale und nähert sich der Schuhstraße. Dietmar Nitsche vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Hildesheim schaut schon anerkennend. Doch dann folgt der Kardinalfehler, den Nitsche und auch die Verkehrsexperten der Polizei immer wieder beobachten: Der Mann schwenkt in der Schuhstraße auf den Gehweg ein, umkurvt die Fußgänger nacheinander wie ein Testfahrer die Pilonen und radelt munter die Steigung in Richtung Paul-von- Hindenburg-Platz empor. Nitsche schüttelt den Kopf. "Das ist gefährlich", sagt der Vorsitzende des Hildesheimer ADFC.

Aber nicht nur das. Es ist auch verboten. Radfahrer, die von dieser Seite in die Schuhstraße fahren, müssen sich seit einigen Jahren auf der Fahrbahn einfädeln. Dort treffen sie auf die Autos. "Deshalb ist es wichtig, dass man an dieser Stelle Blickkontakt mit den Autofahrern aufnimmt", sagt Nitsche. Hierfür muss niemand extra anhalten. Ein kurzer Blick über die Schulter reicht meistens völlig aus. Bei einem Termin mit dem Chef des Hildesheimer ADFC vor Ort berücksichtigen dies aber kaum Fahrradfahrer. Die meisten schwenken ohne einen Blick zurück auf die Fahrbahn, ein großer Teil fährt einfach auf dem Gehweg weiter.

Die Kreuzung neben der Andreas- Passage stellt sämtliche Verkehrsteilnehmer vor manche Schwierigkeit. Denn wo Pfaffenstieg und Schuhstraße, Bohlweg und Kardinal-Bertram-Straße aufeinandertreffen, lauern mehrere Gefahren. Beispiel Bohlweg: Wer nur nach rechts in die Schuhstraße abbiegen will, hat es noch leicht. Ampel und Fußgänger am Überweg beachten – abbiegen. Nicht motorisierten Zweiradfahrer, die geradeaus fahren oder nach links abbiegen wollen, haben es da schon schwerer. "Sie müssen sich vor den Autos auf dem Aufstellstreifen einordnen", sagt Nitsche. Das Besondere daran: Die Fahrradfahrer befinden sich im Sichtfeld und können als Erste in der Kolonne starten. Außerdem warten sie nicht in den Auspuffabgasen der Autos, die sich ja hinter ihnen einreihen. "Das ist gut geregelt", findet Nitsche. Wer sich dies nicht zutraut oder ängstlich ist, kann auch auf Nummer sicher gehen: An der Schuhstraße an die Ampel stellen, das Fahrrad über die Straße schieben und sich in der Kardinal-Bertram- Straße wieder einfädeln.

Leichter ist es für die Radfahrer, die vom Pfaffenstieg kommend in den Bohlweg einbiegen. Sie fahren auf dem Fuß und Radweg bis in Höhe Domhof, wo sie auf die für sie markierte Fahrbahn einschwenken. "Auch hier ist es wieder wichtig, dass man sich umdreht und guckt", erklärt Nitsche. Er kennt die Sorgen anderer Fahrradfahrer, sich mit ihren Vehikeln auf der Straße zu bewegen. "Aber das ist nunmal der allgemeine Trend", sagt er. In Zeiten, in denen die Fahrräder immer schneller würden, teilweise sogar von Elektromotoren unterstützt, würden sie eher auf die Straße zu den Autos als zu den langsameren Fußgängern geschickt. Bei einem Termin vor Ort zeigt sich, dass sich viele Radfahrer nicht an die Regeln halten. Sie fahren kreuz und quer, radeln über den Fußweg, wo sie es nicht dürfen, und viele ignorieren, dass ein nahendes Auto eine tödliche Gefahr darstellen kann, wenn sie sich beim Einfädeln nicht umgucken. "Unfälle mit Radfahrern sind hier trotzdem die ganz große Ausnahme", sagt Klaus Schwetje, Verkehrsexperte der Hildesheimer Polizei. Zum verkehrswidrigen Radeln rät er trotzdem nicht. Wer erwischt wird, zahlt 15 Euro – so lange er niemanden behindert oder nichts größeres passiert ist. Schwetje: "Ansonsten wird es teuer."

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Wirtschaft und Verkehr

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