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Kandidat der GRÜNEN: Jürgen Sander
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 31.08.11) Harsum/Hönnersum. Immer dieses ganz leichte Lächeln. Es verlässt das Gesicht von Jürgen Sander kaum je so ganz, auch bei kritischen Fragen nicht. Anspannung? Sucht man vergeblich. Zumindest im Vier-Augen-Gespräch wird schnell deutlich: Jürgen Sander würde gern Bürgermeister werden – aber er muss es nicht.
Keine ungesunde Haltung für den großen Außenseiter im Harsumer Bürgermeister- Wahlkampf. Über dessen Bewerbung soll sich Amtsinhaber Gundolf Kemnah sehr gefreut haben, rechnet er doch damit, dass Sander vor allem SPD-Kandidatin Birgit Beulen Stimmen kostet. Aus deren Lager verlautete prompt säuerlich, es sei wohl Parteilinie bei den Grünen, auf Teufel komm raus Bürgermeister-Kandidaten aufzustellen, um mehr Aufmerksamkeit zu erlangen und das aktuelle Stimmungshoch zu nutzen.
Sander lächelt. "Mit einer Parteilinie hat das nichts zu tun, das war allein unsere Entscheidung in Harsum und letztlich meine." Ob er damit Kemnah oder Beulen nutze oder schade, spiele keine Rolle: "Das interessiert mich nicht, ich habe eigene Themen." Die – da ist er doch auf Parteilinie – vor allem mit Energie zu tun haben. Die Überzeugung, dass sich auch auf kommunaler Ebene viel mehr für die Energiewende tun lasse, als es in Harsum bislang geschieht, ist das Leitmotiv seines Wahlkampfes. Denn da wähnt er Harsum "immer noch im Dornröschenschlaf".
Für ihn schon eine scharfe Äußerung – im mitunter hektischen und lauten Harsumer Rat zählt er zu den leisen Stimmen. Sollte er tatsächlich gewählt werden – keine Angst, untergebuttert zu werden? "Ach, wissen Sie", sagt Sander, "vielleicht tut ein ruhiger und ausgleichender Bürgermeister dem Rat ja ganz gut."
Der Weg in die Politik begann für den 48-jährigen gebürtigen Hönnersumer allerdings nicht in Harsum, sondern in Bremen. Als dort bei einer Bürgerschaftswahl die rechtsextreme DVU den Sprung ins Parlament schaffte, war für ihn der Zeitpunkt gekommen, "nicht mehr nur Politik zu beobachten, sondern mich selbst zu engagieren".
Beim ersten Versuch 2001 verpasste er den Sprung in den Harsumer Gemeinderat noch knapp, fünf Jahre später zog der Hönnersumer mit 162 Stimmen in das Gremium ein, in dem er seither als grüner Einzelkämpfer (wenn auch zeitweise in einer Gruppe mit der SPD) vertreten ist. Ein Zustand, den er ändern möchte. "Natürlich hätten wir gern mehr Sitze, und ich bin auch zuversichtlich, dass das klappt", sagt Sander. "Sicher hoffen wir auch, dass die zusätzliche Aufmerksamkeit durch meine Bürgermeister-Kandidatur uns dabei hilft."
Engagieren tut sich der gelernte Kaufmann, der seit 25 Jahren als Disponent eines Hildesheimer Mittelständlers für reibungslose Betriebsabläufe sorgt, privat noch in einem anderen Bereich. Seit Jahren nehmen seine Frau und er, die zwei eigene Kinder haben, zusätzlich Pflegekinder auf. Die sind natürlich nicht immer ganz leicht, was erneut die Frage aufwirft, ob der gelassene Hönnersumer nicht doch auch einmal laut werden könne. Das Lächeln. "Ruhig und bestimmt", sagt er. "Wer auf den Tisch haut und rumschreit, kommt doch meistens auch nicht weiter."
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