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Geschädigte sieht Islam-Debatte als Auslöser
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 15.09.10) Hildesheim. Auf der Marienburger Höhe haben Hakenkreuzschmierereien Entsetzen und Wut ausgelöst. Eine Reinigung an der Marienburger Straße war am Montagmorgen großflächig mit dem Nazi-Symbol beschmiert. Auch durchgestrichene Halbmonde prangten auf den Glasscheiben. Die nächtliche Aktion richtete sich offenbar gegen die türkische Geschäftsinhaberin.
Die reagierte erschüttert. Der Anschlag sei verletzend und ausgrenzend, sagt die 41-Jährige – vor allem, weil sie sich perfekt integriert fühle. Tatsächlich lebt die Frau seit 38 Jahren in Deutschland und spricht akzentfrei Deutsch. "Was soll ich denn noch machen, um zu zeigen, dass ich dazugehöre", fragt sie, "soll ich mir eine blonde Perücke aufsetzen und blaue Kontaktlinsen tragen?"
Die unbekannten Schmierer hatten ihr Werk mit schwarzer Farbe in der Nacht zu Montag vollbracht. Anwohner, die das Ergebnis frühmorgens sahen, warnten die Inhaberin der Reinigung am Telefon vor. "Die wollten nicht, dass ich einen Herzinfarkt bekomme." Nachdem sie eine Firma mit der Reinigung der Scheiben beauftragt hatte, ging die Türkin erst einmal nach Hause, um sich zu beruhigen. Die Konfrontation passe so gar nicht zu den täglichen Kontakten mit ihren Kunden – das Verhältnis sei sehr harmonisch. Anfeindungen hat sie dennoch schon erlebt: So sei ihre Tochter in der Grundschule als "Scheiß-Türkin" beschimpft worden – von einem Jungen, der selbst von Einwanderern abstammt.
Gerade wegen solcher Konflikte ist es der Geschäftsfrau wichtig, dass sich ihre Tochter zwar als Deutsche fühlt, aber dennoch ihre türkischen Wurzeln kennt. Die Reinigungs-Inhaberin selbst hat ausschließlich die türkische Staatsangehörigkeit – aus pragmatischen Gründen, wie sie sagt: Der bürokratische Akt sei ihr zu teuer.
Die 41-Jährige vermutet, dass die derzeitige Debatte um Integration und den Islam oder auch der Jahrestag des 11. September ein Anlass für die Schmierereien sein könnten.
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