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VHG-Chef sieht viele Gründe gegen Pläne in Gronau-West / Parteien auf Kompromiss-Suche
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 08.02.11) Gronau. Gronaus Politiker stehen den Plänen für ein Fachmarktzentrum am Westrand der Stadt eher positiv gegenüber. Die örtlichen Kaufleute sind allerdings strikt dagegen. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Pläne zumindest in der bisherigen Größenordnung kaum verwirklicht werden dürften.
Erbitterten Widerstand bieten schon jetzt die Gronauer Kaufleute. "Die jetzt bekannten Pläne sprengen alle Dimensionen, das ist eine ganz große Gefahr für die Innenstadt", sagt Dieter Meyer. Der Inhaber eine Fotogeschäfts im Stadtzentrum ist Vorsitzender des Vereins für Handel und Gewerbe (VHG), er vertritt rund 100 Unternehmer in der Leinestadt. Die Argumente von Samtgemeindebürgermeister Rainer Mertens (SPD) seien für ihn nicht nachvollziehbar.
Dass die Kunden mehr Geld in Gronau ausgeben, glaubt er nicht. "Wer in Hannover, Hildesheim oder Alfeld arbeitet, kauft auch da ein." Dass Gronau mehr selbst bieten müsse, um seine Bürger vom Auswärts- Einkauf abzuhalten, ist für ihn kein Argument: "Gerade weil es die Sachen auch in Hildesheim oder Alfeld gibt, brauchen wir hier nicht alles noch einmal. Und in Sachen Lebensmittel sind wir ohnehin schon zu 20 Prozent überversorgt."
Auch die Bevölkerungs-Entwicklung in Gronau und Umgebung spricht für Meyer nicht für, sondern gegen das Zentrum: "Wenn hier immer weniger Leute wohnen, wer soll dann da noch einkaufen? Dann stehen da nur noch Investitions- Ruinen wie der alte Wal-Mart in Pattensen!" Es gebe in der Region genug Beispiele dafür, dass Märkte auf der grünen Wiese die Innenstadt ausgedörrt hätten: "Schauen Sie mal nach Sarstedt oder Springe!"
Vielmehr gelte es, das Zentrum zu schützen. "Alle Gronauer lieben unsere schöne kleine Innenstadt, in der es noch fast alles gibt und die zum gemütlichen Bummeln einlädt." Sie locke auch viele Besucher von außerhalb an. Statt große Projekte am Ortsrand zu planen, gelte es, kleine Verschönerungen und Verbesserungen im Herzen der Stadt anzugehen. "Verwaltung und Politik sollten unsere Ängste ernst nehmen", mahnt Meyer. "Wer regelmäßig sein Gehalt aufs Konto bekommt, kann oft nicht nachvollziehen, wie es für Selbstständige ist. Da zählt jeder Kunde."
All das wollen Meyer und seine Mitstreiter auch der Gronauer Politik erklären. Und die will zuhören – wenn schon sonst nirgends Einigkeit herrscht, dann darüber, dass eine breit angelegte Diskussion in der Bevölkerung und ein Dialog der Beteiligten nötig sei. "Wir brauchen neue Einkaufsmöglichkeiten im Westen Gronaus, aber nicht um jeden Preis", sagt etwa der ehrenamtliche Bürgermeister der Stadt Gronau, Karl-Heinz Gieseler (SPD).
Der ist im Moment auf Kompromiss-Suche. "Ich bin auch der Meinung, dass beim aktuellen Entwurf noch nachgebessert werden muss", sagt er. Die derzeitigen Entwürfe weisen ein Areal von 38000 Quadratmetern für zehn Märkte aus, dabei ein ECenter von Edeka und 335 Parkplätze. Zu viel, deutet Gieseler an. "Der Idealfall wäre für mich eine Lösung, mit der die Investoren noch leben können, die aber auch von der VHG mitgetragen wird." Was nach Meyers Aussagen ein ziemlich schwieriges Unterfangen werden könnte.
"Wir müssen jetzt die Zeit zur Diskussion nutzen", sagt Gieseler, der sich bei den Kaufleuten im Wort sieht. "Ich bin 2006 mit dem Ziel der Innenstadt-Förderung angetreten, das gilt weiter." Wobei er auch hofft, mehr Gronauer Unternehmer für einen Umzug ins Fachmarktzentrum begeistern zu können. Wichtig sei ihm auch, die Lösung am Ende überparteilich zu vertreten. Er hoffe auf mehr Klarheit nach der Jahresversammlung der VHG im März.
Das scheint trotz anstehender Kommunalwahl durchaus möglich. "Erst einmal muss ich die Verwaltung in Schutz nehmen", sagt Dietmar Zimmer von der CDU Stadtratsfraktion. "Sie hatte den Auftrag, etwas zu entwickeln und vorzustellen, das hat sie getan." Nun sei allerdings die Politik am Zug. Im Moment sei seine Haltung zum Fachmarktzentrum "noch positiv". Aber wir müssen jetzt ins Detail gehen, mögliche Folgen analysieren und mit Geschäftsleuten und Bürgern sprechen.
Dabei soll in Gronau zunächst auf Stadt-Ebene diskutiert werden. In deren Hoheit fällt eine mögliche Änderung des Bebauungsplans, die Voraussetzung für das Märkte-Zentrum – in welcher Größe auch immer – wäre. "Bisher hat die Verwaltung sich korrekt verhalten. Nun sind die Gremien der Stadt gefragt, wir stehen ja noch am Anfang", sagt Sabine Hermes, Chefin der CDU im Samtgemeinderat. Das hatte auch Rainer Mertens gegenüber der HAZ betont: "Wir haben eine Grundlage, jetzt diskutieren wir."
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