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Umweltschützer werfen Kreislandwirt Verharmlosung vor/ Rühmkorf: Deutschland wird abgekoppelt
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 16.09.10) Kreis Hildesheim / Hohenhameln. Welche Risiken birgt Gentechnik in der Landwirtschaft? Da gehen die Meinungen weit auseinander. Nach der versehentlichen Aussaat von Genmais im Kreisgebiet werfen Umweltschützer Kreislandwirt Wolfgang Rühmkorf vor, die Gefahren immer wieder zu verharmlosen. Rühmkorf entgegnet, die Kritiker seien resistent gegen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse.
Die Kritik der Bürgerinitiative für Umweltschutz in der Gemeinde Hohenhameln ist deutlich: Die Haltung Rühmkorfs zur Gentechnik sei sorglos, er ignoriere bewusst die Gefahren. Als Landwirt, der für die Interessen seiner Kollegen im Landkreis spricht, solle er mehr Fürsorge zeigen.
Wie berichtet, war im Frühjahr Saatgut mit Spuren von Genmais auf Äckern in fünf Gemarkungen des Landkreises Hildesheim gelandet – das wurde erst später bekannt, der Mais ist laut Rühmkorf inzwischen längst auf Anordnung des Gewerbeaufsichtsamtes beseitigt. Da die Maissorte als unbedenklich gilt, forderte Rühmkorf, von der Null-Toleranz- Grenze abzurücken. Denn durch diese harte Grenze führten auch winzige Spuren gentechnisch veränderter Sorten zum Verbot einer Aussaat. Die BI fordert indessen, das Null- Toleranz-Gebot nicht aufzuweichen. Andernfalls würde der schleichenden Verunreinigung der Umwelt mit Gentechnik- Pflanzen weiter Tür und Tor geöffnet, meint die stellvertretende BI-Vorsitzende Marianne Kauers-Theunert.
Sie weist auf die Erkenntnis amerikanischer Forscher hin, dass gentechnisch veränderter Raps seine Gene durch Samenflug auf Wildpflanzen übertragen und sie dadurch ebenfalls verändert habe.
Die Hohenhamelner Umweltschützer waren in den Jahren 2007 und 2008 die Speerspitze des Protestes gegen einen Genmais-Anbau auf den Versuchsfeldern des Bundessortenamtes in Clauen. Sie erinnern an Studien, die gezeigt hätten, dass Tiere wie Schmetterlinge und Bienen durch gentechnisch veränderten Mais geschädigt werden und in ihrem Bestand bedroht sein könnten. Bei großflächigem Anbau von gentechnischen Organismen würden wirtschaftliche Schäden vor allem auf Bio-Landwirte zukommen, die auf die Reinheit ihrer Produkte achten müssten. "Wenn es um Gentechnik geht, herrscht in Deutschland keine Hysterie", betont die BI, "sondern eine gesunde und wohlbegründete Vorsicht vor unkontrollierbaren Gefahren."
Wolfgang Rühmkorf, Vorsitzender des Landvolk-Kreisverbandes, sieht indessen vor allem eine andere Gefahr: dass Deutschland von der Entwicklung der Gentechnik, die "erkennbar Nutzen stiftet", gänzlich abgekoppelt werden könnte. Irgendwann werde der Verbraucher die Vorteile erkennen und zu Gen-Produkten in den Supermarktregalen greifen. "Hergestellt werden sie aber nicht in der deutschen Volkswirtschaft, sie müssen dann importiert werden", erwartet Rühmkorf.
Gentechnik werde als labortechnisches Hilfsmittel mittlerweile in vielen Bereichen des modernen Lebens genutzt, meint er. Überall sei sie als nützlich anerkannt und akzeptiert – nur nicht in der Pflanzenzucht.
Eine Nulltoleranz ist nach Ansicht des Kreislandwirtes nur dann geboten, wenn sich gentechnische Konstrukte in der Natur schädlich verhielten oder sich unkontrolliert vermehren könnten. "Diese Konstrukte würden in der EU erst gar nicht zugelassen." Grundsätzliche gelte: Die Ungefährlichkeit müsse durch umfangreiche Untersuchungen bewiesen werden.
Deren Ergebnisse würden von der BI zum Teil ignoriert, meint Rühmkorf. "Die Initiative ist sehr resistent, was die Akzeptanz von Ergebnissen aktueller wissenschaftlicher Arbeiten anbetrifft. Was nicht sein darf, wird kurzerhand abgestritten." Umfangreiche Berichte gebe es im Internet, für jeden Interessierten einsehbar, auf der Seite www.biosicherheit. de, einer Plattform des Bundesforschungsministeriums. Rühmkorfs Fazit: "Leider blüht das Geschäft mit der Angst."
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