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Harmonie im Sarstedter Rat: Neun Entscheidungen und alle fallen einstimmig / Bürgermeister entlastet
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 05.05.11) Sarstedt. Ratssitzung einmal ganz anders: Neun Entscheidungen hat Sarstedts höchstes politisches Gremium getroffen, alle einstimmig und alle ohne Debatten. Dabei ging es um Finanzen, Bauplanungen und die Gas- und Stromversorgung der Zukunft. Und zwischendurch auch um Wildschweine.
Viel Lob bekam Ernst Müller für seine Eröffnungsbilanz 2010: Akribisch genau hatten er und seine Mitarbeiter aufgelistet, welche Werte Sarstedt hat, natürlich in Euro. Müller gab das stehenden Fußes weiter: Ohne die Mitarbeit aller Kollegen aus der Verwaltung sei eine so schnelle Aufstellung nicht möglich gewesen.
Über das Projekt hat der Sarstedter Anzeiger ausführlich berichtet: In dem Zahlenwerk stehen nach der neuen Rechenmethode Doppik die vorhandenen Vermögenswerte den Schulden und Rückstellungen gegenüber. 9,6 Millionen Euro Schulden hat Sarstedt danach derzeit, dazu kommen 5,7 Millionen Rückstellungen vor allem für Pensionen. Bei einem allerdings großteils theoretischen Eigenkapital von 79 Millionen liegt die Eigenkapitalquote der Stadt bei 83 Prozent. Womit Sarstedt wesentlich besser dasteht als andere, betonte Bürgermeister Wondratschek.
Der nahm zwischendurch bei den wenigen Zuhörern Platz, weil es im Rat um ihn persönlich ging. Genauer: Um seine Entlastung für die Haushaltsjahre 2008 und 2009. Das Thema war ein Selbstläufer, zumal die Überprüfung der städtischen Finanzen durch den Landkreis keinerlei Beanstandungen ergeben hatte. Das bedeutet, bilanzierte Dirk Warneke (Finanzausschuss), dass der Bürgermeister die Beschlüsse des Rates konkret umgesetzt habe. Wolfgang Becker (SPD) sagte, die Stadtverwaltung sei vorbildlich und sorgsam mit dem Geld umgegangen. Ein solches Prüfungsergebnis sehe man nicht oft. Worauf die Ratsvorsitzende Brigitte Peinecke in Richtung CDU schaute und sich erkundigte: "Herr Prior, hatten Sie sich gemeldet?" Prior schaute auf: "Ich bin sprachlos!" Bei der Abstimmung hoben sich alle Hände, und auch die anderen Tagesordnungspunkte wurden unaufgeregt und einstimmig abgearbeitet.
Die Bebauungspläne Hoher Kamp, Weichsstraße/Weberstraße, Vor den Furchen wurden als Satzung beschlossen, die Voraussetzungen für die Erweiterung der Biogasanlage Hotteln geschaffen. In diesem Zusammenhang wandte sich Martin Reinckens gegen den Eindruck, die SPD habe etwas gegen Biogasanlagen. Reinckens hatte im Finanzausschuss davon gesprochen, diese Anlage in Hotteln sei die letzte in Sarstedt. "Wir begrüßen erneuerbare Energien." Allerdings müsse man bei künftigen Projekten an das Landschaftsbild denken. Bisher bestimmten Weizen und Rüben die Börde, künftig könnten es die völlig anders aussehenden Maisfelder sein. "Der Maisanbau verändert das Landschaftsbild." Und die vielerorts zu beobachtende Wildschweinplage hänge ebenfalls mit dem Maisanbau zusammen. Man müsse sorgsam mit Natur und Landschaft umgehen, es gebe auch andere potenzielle Biomassen.
Reinckens stimmte aber dem Hottelner Projekt ausdrücklich zu. Dem schloss sich CDU-Fraktionschef Prior an. Sollte jemand weitere Anlagen beantragen, müsse man über das Thema Landschaft erneut diskutieren.
Ebenfalls einstimmig segnete der Rat den Konzessionsvertrag über die Belieferung der Stadt mit Stromund Gas ab. Die E.on Avacon AG sicherte sich als zuletzt einzige Bewerberin die Konzession, und zwar für die nächsten 15 Jahre. Das bringt der Stadt jährlich mehr als 500 000 Euro Einnahmen.
Bürgermeister Wondratschek lobte das "immer gute Vertrauensverhältnis" zum Lieferanten, und einmütig war die Zustimmung vor allem, weil das Unternehmen sich im Vertrag dazu verpflichtet hat, seinen regionalen Standort in Sarstedt zu erhalten. Das bringt nicht nur Arbeits-, sondern auch Ausbildungsplätze.
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