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Befürworter in unterschiedlichen Parteien / Jüngster Gartenschau-Ort Bad Essen von der Größe vergleichbar / Fördergeld aus EU-Programmen
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 08.09.11) Sarstedt. Eine Landesgartenschau ist, ganz im olympischen Sinne, alle vier Jahre ein Höhepunkt. Im Jahr 2014 wird sie in Papenburg an der Ems gestaltet – das war gestern eine Randnotiz in dieser Zeitung. In Sarstedt gibt es indessen mehrere Anhänger der Idee, ein solches Großprojekt auch an der Innerste zu wagen. Vielleicht im Jahr 2022, mit ausreichender Vorbereitungszeit.
Wolfgang Jäckel von der Sarstedter CDU warb in seiner Fraktion schon vor Monaten für die Vision, erntete dort grundsätzliche Zustimmung und knüpfte im März erste Kontakte zu Harald Mikulla, dem Geschäftsführer der Fördergesellschaft Landesgartenschauen Niedersachsen (FLN). Die CDU entschloss sich, den Anstoß für eine Machbarkeitsstudie in die nächste Wahlperiode zu schieben. "So etwas geht nur, wenn eine große Mehrheit dahinter steht", sagt Jäckel. Er hat mehrere Gartenschauen besucht, zuletzt in Bad Essen bei Osnabrück. Und er zeigt sich überzeugt: "Das kann auch in Sarstedt funktionieren."
Das meint auch der Grüne Axel Gieseke, der jetzt unabhängig von der CDU mit der Idee in die Öffentlichkeit prescht. Er war kürzlich in Mosbach am Neckar zu Besuch. Die Stadt war bereits 1997 Gastgeber einer Gartenschau – und sie profitiere heute noch davon, berichtet der Gödringer. "Das ist eine gigantische Chance für die Stadtentwicklung", sagt er. Denn ein Gesamtkonzept für eine Gartenschau verbinde unterschiedlichste Aspekte von Infrastruktur und Lebensqualität bis hin zu Verkehr, Kunst und Kultur. Sarstedt müsse ohnehin einen neuen Flächennutzungsplan aufstellen – das ließe sich gut verbinden. Der Grüne rührt zurzeit in seiner Partei die Werbetrommel für das Projekt, hat mehrere Naturschutzverbände deswegen angeschrieben. "Auch mit der Bitte um Kritik", sagt er.
"Eine Landesgartenschau ist ein anspruchsvolles Gewächs: Sie verlangt Mut zu Visionen, Weitblick und Unternehmergeist", heißt es auf der Internet-Präsenz der Fördergesellschaft. Sie könne ein vielfältiges Entwicklungspotenzial auf unterschiedlichsten Ebenen bewirken. "Gartenschauen verändern die Gesichter der Städte auf Dauer, geben wichtige Impulse und hinterlassen den Bürgern Rückzugs- und Freizeitflächen."
Sie kosten allerdings auch Geld, das erst einmal investiert werden muss. Davor ist die Stadt Hildesheim letztlich zurückgeschreckt, die 2007 ebenfalls mit einer Gartenschau liebäugelte. Sie ließ die Chancen prüfen, die verheißungsvollen Pläne im Bereich der Innersteaue zu verwirklichen. Wegen der geschätzten Kosten von rund zehn Millionen Euro legte die Stadt besagte Pläne aber ein Jahr später wieder zu den Akten.
Doch Jäckel und Gieseke zeigen sich jeweils überzeugt, dass sich eine Gartenschau selbst in einer kleineren Stadt wie Sarstedt rechnen würde. Für die Investitionen im Vorfeld könnte die Stadt EU-Förderprogramme anzapfen. Zu den bisherigen Veranstaltungen dieser Art kamen außerdem in Deutschland jeweils mindestens 500000 Besucher, verteilt auf ein halbes Jahr. In Bad Essen brachten sie laut Schlussbilanz der Veranstalter nebenbei eine Kaufkraft von bis zu 20 Millionen Euro in die Region.
Auch die SPD als größte Sarstedter Ratsfraktion steht dem Vorhaben grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber. Auf den ersten Blick sei es eine gute Idee, erklären der Fraktionsvorsitzende Klaus Bruer und Stadtverbandschef Jürgen Peper in einer gemeinsamen Stellungnahme. Auf den zweiten Blick schlössen sich zwei wichtige Fragen an: Wo hat Sarstedt die nötigen Flächen von rund zehn Hektar? Und welche Antragsfristen und Vorlaufzeiten sind zu beachten? Die SPD hält eine Schau frühestens im Jahr 2022 für realistisch. Dieser späte Termin habe auch Vorteile: Die Einwohner und Vereine hätten genügend Zeit, eine solche Veranstaltung mit Leben zu füllen. Wichtig, sei ein langer Atem, meinen Bruer und Peper, "keine Schnellschüsse." Ein zweiter Vorteil aus Sicht der Sozialdemokraten: "Unser großes Innenstadtsanierungsprojekt wäre bis dahin abgeschlossen." Zwei Großprojekte parallel würden die Kapazitäten der Stadt Sarstedt sprengen. Das grundsätzliche Fazit: Diskussionswürdig sei der Vorschlag mit der Gartenschau allemal.
Das sieht auch Bürgermeister Karl- Heinz Wondratschek so. Sein erster Kommentar: "Jede Idee, die Sarstedt voranbringt, ist zunächst einmal willkommen." Eine Gartenschau brauche neben einem sicheren Finanzierungskonzept auch ein schlüssiges Leitmotiv.
Die Finanzierung wird wohl die größte Hürde werden – der Bund der Steuerzahler hat schon mehrfach wegen des Risikos von solchen Vorhaben abgeraten, zum Beispiel für Hildesheim.
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