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Komla Dumenyo Agbodo aus Togo und seine beiden Kinder sind seit Februar Deutsche
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 12.03.11) Kreis Hildesheim. "Die Zeit im Asylantenheim war schon schwierig", stellt Komla Dumenyo Agbodo fest. "Ich konnte mich ja anfangs mit niemandem unterhalten", fügt er hinzu. Heute, zehn Jahre nach seiner Flucht aus der westafrikanischen Republik Togo, lebt er in Sarstedt und fühlt sich dort "bestens integriert". Und nicht nur das: Mit seiner Einbürgerung im Februar dieses Jahres ging für den 39-Jährigen ein Traum in Erfüllung.
Agbodo, am 17. Oktober 1972 in einem kleinen Dorf namens Argnilokope geboren, wuchs zusammen mit seinen drei Schwestern und drei Brüdern in der togolesischen Hauptstadt Lomé auf. Seine Mutter war Sekretärin bei der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft CDEAO, sein Vater arbeitete als Stenograph am Gericht.
Bis zu seinem Abitur musste Agbodo 15 Jahre lang die Schulbank drücken. "In Togo macht allein die Grundschulzeit sechs Jahre aus", erklärt er. Nach seinem Abitur habe er dann Jura studiert. Das Studium habe er aber nach zwei Jahren abgebrochen und einen Buchladen eröffnet.
Dieser Buchladen war es, der Agbodos Leben grundlegend verändern sollte. "Ich habe dort auch Zeitungen verkauft und politische Dokumente verteilt", berichtet der 39-Jährige. Irgendwann sei die Polizei bei ihm aufgetaucht und habe den Laden dicht gemacht. "Ich weiß bis heute nicht, wer mich verraten hat", sagt er.
Agbodo landete im Gefängnis. "Acht Monate lang musste ich dort Folterungen ertragen", berichtet er, ohne aber nähere Angaben machen zu wollen. "Schließlich haben meine Eltern einen Polizisten bestochen, der mich dann heimlich rausgelassen hat."
Zunächst habe er sich in einem kleinen Dorf in der Nähe von Lomé versteckt. "Meine Eltern haben mich dort besucht und Papiere und Geld mitgebracht, damit ich außer Landes kommen konnte", erzählt Agbodo. Vom Nachbarstaat Benin aus sei er dann direkt mit dem Flugzeug nach Frankfurt geflogen.
"In Togo leben sehr viele arme Menschen", berichtet der Sarstedter. Insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit sei sehr hoch.
An freie Meinungsäußerung sei nicht zu denken. "Dort darfst du nur Gutes über den Präsidenten erzählen", stellt er verbittert fest. "Demonstranten werden von der Polizei einfach niedergeknüppelt", fügt er hinzu.
Nach seiner Ankunft in Frankfurt stellte Agbodo einen Asylantrag und landete zunächst im Asylantenheim in Braunschweig, wo er drei Monate lang blieb. Ende 2001 wechselte er in eine Asylunterkunft nach Barnten. "Dort habe ich zunächst von Sozialhilfe gelebt", sagt er. Nach zwei Jahren habe er dann einen Job als Küchenhilfe im Hildesheimer Restaurant "Bambus" bekommen.
"Irgendwann habe ich dann eine Einladung zu einer Versammlung von Togoern in Düsseldorf erhalten", berichtet Agbodo. Dort habe er seine heutige Freundin Dedevi Tetegan kennen gelernt. "Wir haben uns dann noch öfter bei anderen Versammlungen getroffen und sind uns schnell nähergekommen", berichtet der 39-Jährige schmunzelnd. Am 24. Mai 2003 sei dann Sohn Mario zur Welt gekommen.
Noch im selben Jahr beantragte Agbodo beim Landkreis eine größere Bleibe und konnte mit seiner Familie schon kurze Zeit später in eine Privatwohnung nach Nordstemmen ziehen.
Dedevi Tetegan lebt seit 2002 in Deutschland. Auch sie erinnert sich noch an die schwierige Anfangszeit im Asylantenheim und die Probleme mit dem Erlernen der deutschen Sprache. "Ich wollte in die Schule, aber mich wollte niemand", berichtet die 31-Jährige. Schließlich habe sie dann einen Volkshochschulkurs besucht.
2005 trat Agbodo eine neue Stelle als Lagerarbeiter bei einer Logistikfirma in Hannover an. Nach weiteren sechs Monaten wechselte er zum Onlineshop eines Textilherstellers in Garbsen, wo er bis heute arbeitet.
Im Jahr 2005 zog die Familie auch nach Sarstedt um. Am 20. Februar 2006 kam Tochter Marielle zur Welt. Während sie noch in den Kindergarten geht, besucht ihr Bruder die zweite Klasse der Grundschule. "Eine ehemalige Lehrerin gibt ihm Deutsch-Nachhilfeunterricht", freut sich Tetegan, die sich in Sarstedt sehr wohl fühlt. "Wir haben hier schon viele Freunde gefunden", sagt sie.
Auch Dedevi Tetegan will jetzt einen Antrag auf Einbürgerung stellen. Obwohl ihre Aufenthaltsgenehmigung im Dezember 2012 abläuft, braucht sie keine Angst vor einer Abschiebung zu haben. "Schließlich sind ja beide Kinder in Deutschland geboren und haben damit automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft", erklärt Udo Roffmann von der Staatsangehörigkeitsbehörde des Landkreises.
"Das sind übrigens tolle Kinder", stellt Roffmann liebevoll lächelnd fest, nachdem er Agbodo die Einbürgerungsurkunde überreicht hat. Dann drückt er dem 39-Jährigen die Hand und fügt hinzu: "Sie und ihre Familie sind wirklich eine Bereicherung für dieses Land."
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