EVI will zum Jahreswechsel Strompreis um mindestens fünf Prozent erhöhen

Noch hält der Hildesheimer Energieversorger EVI die Strompreise konstant, wird sie bis Ende Dezember auch nicht erhöhen. Doch im Januar 2011 wird der Strom um mindestens fünf Prozent teurer. Der Hauptgrund für die Erhöhung ist der extreme Boom beim Solarstrom und die wachsene Zahl von Photovoltaikanlagen - sagt die EVI...

von Jan Fuhrhop –

(Quelle: KEHRWIEDER am Sonntag, 01.08.10) Hildesheim. Noch hält der Hildesheimer Energieversorger EVI die Strompreise konstant, wird sie bis Ende Dezember auch nicht erhöhen. Doch im Januar 2011 wird der Strom um mindestens fünf Prozent teurer. Der Hauptgrund für die Erhöhung ist der extreme Boom beim Solarstrom und die wachsene Zahl von Photovoltaikanlagen. Zahlreiche Unternehmen – wie auch die EVI – und Privatleute haben sich vor den Kürzungen zum 1. Januar und zum 1. Juli die höheren Vergütungen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gesichert und sorgen somit für höhere Strompreise. Denn die Verbraucher zahlen über ihre Rechnungen die Subventionen des Solar-Stroms mit. Der EEG-Anteil pro Kilowattstunde wächst deutlich und EVI-Chef Michael Bosse-Arbogast rechnet mit einem weiteren Anstieg im kommenden Jahr.

Strom aus Sonnenenergie boomt. Energieunternehmen wie der Hildesheimer Versorger EVI expandieren in diesem Bereich, betreiben selbst Photovoltaikanlagen und beraten Hausbesitzer, wie sich ihr Dach am besten mit Sonnenkollektoren pflastern lässt. Gegner von Solarstrom gibt es praktisch nicht, alle sind begeistert: Solarstrom ist sauber, er ist die Zukunft. Aber er ist auch teuer. Für alle.

Die EVI wird den Strompreis in diesem Jahr nicht mehr erhöhen und wie versprochen konstant halten – zum Januar 2011 steht dann aber eine satte Steigerung für alle Kunden an. Mindestens um fünf Prozent werden die Preise klettern, etwa um einen Cent pro Kilowattstunde. Das hat EVI-Chef Michael Bosse-Arbogast im Gespräch mit dem KEHRWIEDER bestätigt. Er sagt: "Wir würden uns auch nicht wundern, wenn es noch mehr als fünf Prozent werden." Der Hauptgrund: der Boom der Solarenergie, an dem auch die EVI selbst einen Anteil hat.

Zunächst klingt es paradox: Diese Energieform gilt als günstig, die Sonne scheint schließlich ohnehin und man muss sie nur anzapfen. Da dies in den 90er-Jahren noch relativ wenige taten, verabschiedete der Bundestag im Jahr 2000 das "Erneuerbare Energien Gesetz" (EEG), das 2004 und 2009 modifiziert wurde: Alternative Energieformen wie die aus Sonnenkraft sollten gefördert werden. Deshalb wurde festgelegt, dass jeder, der eine Solaranlage betreibt, seinen Strom unabhängig vom tatsächlichen Bedarf jederzeit ins Netz einspeisen darf – dafür sollte er Geld bekommen. Das EEG regelt die Höhe der Vergütung, die weit über dem Preis für konventionellen Strom liegt (siehe Kasten). Die Differenz, also die Subventionen der Solarenergie, müssen schließlich alle Verbraucher über ihre Stromrechnung bezahlen.

Da abzusehen war, dass die Förderung sinken wird, beeilten sich Unternehmen und Privatleute, noch vor Ablauf des Jahres 2009, spätestens aber bis Ende Juni 2010 ihre Photovoltaikanlagen in Betrieb zu nehmen, um in den Genuss der höheren Förderung zu kommen. So auch die Hildesheimer EVI, die zusah, unter anderem ihre Anlage auf dem Dach der Grundschule in Lühnde vor dem 31. Dezember fertigzustellen – denn nur so konnte der Versorger sich die höhere Vergütung sichern. Und zwar für die kommenden 20 Jahre, denn die aktuellen Kürzungen haben keine Auswirkung auf bestehende Einspeisungsvereinbarungen.

Die Bundesnetzagentur schätzt die Leistung, die in Deutschland innerhalb der ersten sechs Monate dieses Jahres durch neu installierte Solarenergieanlagen erreicht wurde, auf mehr als drei Gigawatt. Im gesamten Jahr 2009, dem bisherigen Rekordjahr, waren es 3,8 Gigawatt. Der enorme Zuwachs an Solarenergie auf dem Strommarkt hat zunächst zur Folge, dass der Strompreis gedrückt wird – es gilt das klassische Angebot-Nachfrage-Prinzip. Der Verbraucher würde ohne EEG-Förderung also profitieren und weniger zahlen. Wegen der umgelegten Subventionen steigt der Strompreis aber. Das Arrhenius-Institut für Energie- und Klimapolitik hat für "Spiegel Online" ausgerechnet, dass die Verbraucher zum Beispiel am 8. Juli innerhalb einer Stunde zwischen 13 und 14 Uhr für die in dieser Zeit eingespeisten 7.800 Megawatt Solarstrom 2,7 Millionen Euro Zuschuss zahlten – das ist etwa sechsmal so viel, wie sie durch den sinkenden Strompreis sparten.

Nach Auskunft Bosse-Arbogasts betrug der EEG-Anteil am Strompreis im Jahr 2009 durchschnittlich 1,25 Cent pro Kilowattstunde – 2010 liegt er bisher bereits bei 2,05 Cent (der Strompreis im EVI-Standard-Angebot liegt bei knapp 21 Cent pro Kilowattstunde). "Die acht Cent Mehrkosten geben wir in diesem Jahr nicht an unsere Kunden weiter", sagt der EVI-Geschäftsführer – und rechnet aber fürs kommende Jahr mit einem weiteren Anstieg des EEG-Anteils um einen Cent pro Kilowattstunde.

EVI-Chef Bosse-Arbogast beobachtet das Geschehen in der Politik und auf dem Energiemarkt gespannt und mit gemischten Gefühlen. Er sagt: "Der Anteil erneuerbarer Energien muss noch größer werden." Einerseits. Andererseits sei es wünschenswert, dass das System irgendwann ohne die EEG-Subventionen funktioniert. "Wann es so weit ist, kann ich auch nicht sagen", konstatiert Bosse-Arbogast. Entscheidend ist, ob die Hersteller von Photovoltaikanlagen ihre Kosten in absehbarer Zeit so weit senken können, dass sich deren Kauf, Installation und Stromeinspeisungen für Anlagen- Betreiber auch ohne die üppigen Vergütungen rentiert.

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Energie

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