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Abwärme könnte Schulen, Läden,Wohnhäuser heizen
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 14.11.11) Hildesheim. Die Stadtwerke-Tochter EVI will im Zentrum von Himmelsthür ein Fernwärmenetz bauen, das von einem Blockheizkraftwerk befeuert wird. Die Anlage könnte nach den Vorstellungen der Energieversorger schon in einem Jahr die Himmelsthürer Realschule und das Gymnasium Himmelsthür mit Wärme versorgen, im Jahr darauf könnten dann auch private und gewerbliche Kunden im Umfeld angeschlossen werden.
Wo das Blockheizkraftwerk einmal stehen wird, ist heute noch nicht entschieden, welche Straßenzüge unter betriebswirtschaftlichen Aspekten für das Fernwärmenetz geeignet werden, erschließt sich für die EVI hingegen schon beim Blick auf den Stadtplan: Beide Schulen liegen dicht nebeneinander, von dort sind es nur wenige Meter bis zur Ladenzeile.
"Einen Anschlusszwang wird es aber nicht geben", versichert EVI-Ingenieur Jörg Tornau bei der Vorstellung des Projekts vor dem Himmelsthürer Ortsrat. Dennoch könnte das Angebot aus seiner Sicht für die Anlieger in der Jahnstraße, an der Pauluskirche, an der Beeke und im Sierstorfskamp von Interesse sein. Auch die Danziger Straße mit der Grundschule oder der große Gebäudekomplex am Bernwardshof könnten sich rechnen, sofern genug Interessenten in das Projekt einsteigen. Das Hallenbad, das ebenfalls einen hohen Wärmebedarf hat, hatte hingegen erst kürzlich bei der Sanierung eine neue Heizungsanlage bekommen.
Blockheizkraftwerke werden mit Erdgas betrieben und liefern sowohl Strom als auch Wärme – die bei der Stromproduktion quasi als Abfallprodukt entsteht. Während herkömmliche Kondensationskraftwerke nur 40 Prozent der eingesetzten Energie zu Stromverwandeln und die restlichen 60 Prozent mit Abwärme und Transportverlusten vergeuden, verpulvern die dezentralen Blockheizkraftwerke nur zehn Prozent: 35 Prozent werden in Strom, 55 Prozent in Wärme verwandelt. So jedenfalls die Rechnung, die Jörg Tornau dem Ortsrat aufmacht.
Den Strom würde die EVI in das allgemeine Netz einspeisen, die Wärme hingegen gezielt in das Fernwärmenetz. Wobei das Wort fern eher in die Irre führt, denn wirtschaftlich interessant wird das System immer dann, wenn die Energie keine langen Wege zurücklegen muss und Leitungsverluste damit gering bleiben.
Das erste Fernwärmenetz, das die EVI gerade in der Innenstadt gebaut hat und dasam23.Novembermit dem Startschuss für das Holzheizkraftwerk in Betrieb gehen soll, hatte anfangs ebenfalls komplexe Liegenschaften wie die Arneken-Galerie oder das Domhof-Areal als Großkunden gewonnen, später kamen private Haushalte entlang der Trasse dazu. Die Rechnung ging offenbar auf: Bis jetzt hat die EVI 20 Millionen der 34 Millionen Kilowattstunden verkauft und zeigt sich damit ausgesprochen zufrieden.
Das Himmelsthürer Blockheizkraftwerk soll auf sieben Millionen Kilowattstunden ausgelegt sein – und könnte damit noch mehr Abnehmer versorgen als im unmittelbaren Zentrum wohnen. Wäre das Interesse größer als die Kapazität, ließe sich laut Tornau auch relativ einfach ein zweiter Block hinzustellen.
"Weil die Anlage rund um die Uhr überwacht wird, bekommen die Kunden eine hohe Betriebssicherheit. Außerdem brauchen sie nie wieder einen Schornsteinfeger", sagt der EVI-Ingenieur. Die Nutzer benötigten nur noch eine Übergabestation mit Wärmetauschern. In den meisten Fällen sei Fernwärme günstiger – nur selten falle die Rechnung auf 20 Jahre Laufzeit berechnet höher aus als bei individueller Energieerzeugung. "Das muss man stets individuell berechnen."
Der Ortsrat hörte sich die Pläne mit wohlwollendem Interesse an, gab aber zu bedenken, dass es schwierig werden könnte, vor der Ladenzeile Rohre zu verlegen: Schon jetzt sei der Untergrund vollgestopft mit Leitungen und Kanälen. Dieses Problem gab es allerdings auch in der Innenstadt, führte aber zu keinen größeren Behinderungen. Die EVI jedenfalls will schon im kommenden Jahr mit der Akquise und Projektplanung für Kessel, Netz und Kraftwerk beginnen. Danach richten sich dann auch die Kosten.
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