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Ab Montag: aus fünf mach eins / Initiativen planen Mahnwache
(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 09.04.11) Kreis Hildesheim. Am Montag wird es ernst: Drei Tage lang diskutieren Vertreter von Landkreis und Kommunen, Landesregierung, Netzbetreiber TenneT, Bürgerinitiativen und vieler weiterer Institutionen über den geplanten Bau der Höchstspannungsleitung von Wahle nach Mecklar, konkret über den Abschnitt von Wahle bis ins niedersächsische Hardegsen. Und damit auch über die fünf "Nordvarianten", von denen vier den Landkreis Hildesheim tangieren würden. Von den 19 Städten und Gemeinden sind nur Hildesheim, Bad Salzdetfurth, Schellerten und Diekholzen keinesfalls betroffen.
Dabei soll es in der kommenden Woche noch keine Entscheidung darüber geben, für welche der fünf Varianten letztlich das sogenannte Planfeststellungsverfahren eröffnet wird, wo die "Megamasten" also hin sollen. Doch es ist die letzte große Chance für Kommunen und Bürgerinitiativen, dem Land zu erklären, warum gerade bei ihnen die Trasse keinen Sinn ergibt oder dass sie überhaupt unter die Erde gehört, wie viele Gegner des Projekts meinen. "Die Einwände sind ja alle bekannt – jetzt geht es darum, sie noch einmal direkt zu erörtern", sagt Günter Piegsa von der Regierungsvertretung Braunschweig, der den Prozess leitet.
Erörtern –was heißt das? "Die verschiedenen Betroffenen kennen die Meinung der anderen jeweils nur aus den schriftlichen Stellungnahmen", sagt Piegsa."Jetzt geht es darum, im direkten Gespräch Trasse für Trasse und Abschnitt für Abschnitt zu schauen, wo Vor- und Nachteile der jeweiligen Variante liegen und wie sie zu gewichten sind." Nach der Erörterung wollen die Raumplaner der Landesbehörde über dem Gehörten brüten, neue offene Fragen klären – und dann bis Mitte Juli ihren "Favoriten" küren. "Dass nach der Erörterung in Hildesheim noch gewichtige Argumente für oder gegen etwas kommen, glaube ich nicht, es liegt alles auf dem Tisch", sagt Piegsa. Allenfalls neue gesetzliche Regelungen könnten dann noch Veränderungen bringen.
Im Ergebnis dürfte es auf die Frage hinauslaufen, welche Belange die Raumplaner am wichtigsten finden – Argumente gibt es schließlich für und gegen jede Trasse. So soll Netzbetreiber TenneT in Northeim erklärt haben, die Variante 2 (siehe Grafik) gefalle ihm am besten. Sie ist relativ kurz, zudem wäre es wohl ohne große Umstände möglich, die Mindestabstände von 400 Metern zu geschlossenen Siedlungen und 200 Meter zu einzelnen Häusern einzuhalten.
TenneT kommentiert das defensiv: Jede Trasse habe ihre Vorteile, entscheiden müsse ohnehin das Land. Das könnte sich auch dafür entscheiden, der kürzesten Version den Vorzug zu geben – oder auch das genaue Gegenteil zu machen. Für die West-Variante 4 spräche, das TenneT dort über weite Strecken die bereits existierende Trasse der 220-kV-Leitung nutzen könnte – was die Angelegenheit weniger kompliziert und materialaufwändig und damit doch günstiger als eine kürzere Variante machen könnte.
Günter Piegsa will sich bislang nicht festlegen, worauf seine Behörde am Ende den größten Wert legt: "Naturschutz-Belange, Wirtschaftlichkeit, Belastung von Siedlungen ... – das wird ein sehr feiner Abwägungsprozess." In der Region Göttingen habe sich sogar gezeigt, dass selbst bei der Erörterung noch überraschende K.o.-Kriterien für eine Variante auftauchen können: "Da war ein kleiner Flugplatz, der ließ sich aus geografischen Gründen auch nicht umgehen, damit war die ganze Trasse raus."
Was in der ganzen Debatte bislang etwas untergegangen ist: Die Trassen-Entscheidung dürfte am Ende auch Gewinner hervorbringen. Denn beim Bau einer neuen 380-kV-Leitung könnte und würde TenneT die bisher bestehende 220-kVTrasse abbauen, die den Landkreis in den Bereichen Sarstedt, Nordstemmen, Elze, Gronau, Duingen und Alfeld berührt. Sie würde nämlich bei allen Varianten aus dem Landschaftsbild verschwinden und nur bei Variante 4 durch noch höhere Masten ersetzt. Ansonsten fiele sie ersatzlos weg.
Die Bürgerinitiativen, die sich ausdrücklich nicht gegen die Trasse an sich wenden, aber Erdkabel statt Freileitungen fordern, rufen im Rahmen der Erörterung zu einer Protestaktion auf. Sie hoffen, dass möglichst viele Bürger am Dienstag, 12. April, um 16.30 Uhr bei einer Mahnwache vor dem Kreishaus in der Bischof-Janssen-Straße mitmachen. Die Erörterung im Kreishaus selbst findet im Großen Sitzungssaal unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
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