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(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 11.08.10) Giesen. Politik funktioniert am besten, wenn es den Bürgern auf den Nägeln brennt. Diesen Eindruck konnte man jedenfalls bei der jüngsten Sitzung im Giesener Rathaus gewinnen. Kurz vor Beginn waren bereits alle Sitzplätze belegt, doch immer wieder öffnete sich die Saaltür, und neue Besucher strömten herein. Viele älterer Bürger aus der Gemeinde, aber auch junge Eltern mit Kindern. Diese wiederum nahmen ungeniert neben den Ratsmitgliedern an vorderster Front Platz, neugierig, was hier wohl passieren mag. Das Thema, das vor allem die Erwachsenen in den Sitzungssaal lockte, war die geplante Höchstspannungs-Trasse, die von Wahle bis zum nordhessischen Mecklar auch durch die Gemeinde Giesen verlaufen könnte – als eine von fünf Varianten.
Die Gemeinde hatte groß aufgefahren, weil der Zeitdruck steigt. Ende August muss die Stellungnahme in Braunschweig vorliegen. Viel Zeit mit Sitzungsterminen wollte man nicht mehr verstreichen lassen. Also kamen Umwelt- und Bauausschuss, sowie die Ortsräte Giesen, Groß Förste und - mangels Vollständigkeit nicht stimmberechtigt - auch Ahrbergen an diesem Montagabend zusammen. Und eben rund 150 interessierte und engagierte Bürger.
Etliche unter ihnen verschafften ihrem Unmut dann auch Luft, sie warfen der Gemeinde Giesen vor, den Widerstand der Bürger nicht genügend unterstützt zu haben. Vor allem Ahrbergener waren enttäuscht und hatten jüngst selbst die Initiative ergriffen, um Unterschriften zu sammeln. Norman Dietz brachte das Anliegen schließlich auf den Punkt: "Was können wir tun, um den bestmöglichen Erfolg mit unseren Widersprüchen zu erreichen?"
Gemeindebürgermeister Andreas Lücke fasste am Ende der einstündigen Sitzung die Strategie zusammen: Ziel ist es, die Trasse zu verhindern. Darin seien sich die Gemeinden einig. Für Giesen heißt das, die Varianten 3 und 4 mit Sachargumenten aus dem Rennen zu bringen. Dabei zähle nicht die Zahl der Unterschriften, sondern der Einwände. Um die möglichst breit zu streuen, wird die Gemeinde von Donnerstag an auf ihrer Homepage www.giesen.de eine entsprechende Vorlage samt Stellungnahme der Gemeinde bereitstellen, die jeder nutzen könne.
Lücke warnte auch vor der Falle, statt Megamasten sich auf Erdkabel zu verständigen: "Die Erdkabel-Alternative birgt eigene Risiken, die noch längst nicht alle erforscht sind." Sicher sei zumindestens, dass auch in der Erde eine Erwärmung um die Kabel erfolgt, sagte Lücke: "Im Winter werden Sie bei Schnee genau verfolgen können, wo das Kabel entlangläuft."
Am Montag, 19. August, wird der Rat zusammenkommen, um sein Votum abzugeben. Dann wollen die Ahrbergener eine Unterschriftenliste übergeben.
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