Entlastung auch ohne Umgehung

Die Stadt soll sich endgültig von der Nordumgehung verabschieden – das fordern die Kreisgruppen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Denn auch ohne die Straße führen bereits weniger Autos durch die Innenstadt – und es könnten noch weniger sein, wenn die Stadt den Vorschlägen der Verfasser des neuen Verkehrskonzeptes folge.

BUND und VCD fordern Verzicht auf Bypass für Bundesstraße 1 bei Himmelsthür

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 24.02.11) Hildesheim. Die Stadt soll sich endgültig von der Nordumgehung verabschieden – das fordern die Kreisgruppen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Denn auch ohne die Straße führen bereits weniger Autos durch die Innenstadt – und es könnten noch weniger sein, wenn die Stadt den Vorschlägen der Verfasser des neuen Verkehrskonzeptes folge.

Die Vorsitzenden Matthias Köhler (BUND) und Doris Schupp (VCD) haben sich das Papier, das der Rat jüngst verabschiedet hat, genau angesehen. Und fühlen sich bestätigt: "Die Nordumgehung ist überflüssig", heißt es in einer Pressemitteilung des Duos. Die Stadt habe das Vorhaben bei der Planung in den 1990er Jahren mit der Verkehrsentlastung im Zentrum begründet, besonders für die Kaiserstraße. Nach dem Bau der Umgehungsstraße sollten im Jahr 2010 noch 41 000 beziehungsweise 36 700 Fahrzeuge pro Tag unterwegs sein (westlicher/ östlicher Abschnitt der Kaiserstraße). "Tatsächlich fahren dort heute ohne Umgehungsstraße sogar schon weniger Autos", schreiben Köhler und Schupp. Im westlichen Abschnitt seien es noch 41 000, im östlichen 34 500. Der Verkehr sei auch nicht auf andere Innenstadtstraßen ausgewichen. So seien im wichtigsten parallelen innerstädtischen Straßenzug (Dammstraße- Schuhstraße-Goslarsche Straße) die Prognosen für 2010 sogar deutlich unterschritten: Die Stadt habe mit der Umgehung 20 800, 20 800 und 19 000 Autos pro Tag angepeilt. Es seien aber heute – und zwar ohne Umgehung – nur 17 500, 17 500 und 15 000.

BUND und VCD führen dies vor allem darauf zurück, dass der Verkehr, der von außen auf der B 1 nach Hildesheim strömt, in den vergangenen 15 Jahren deutlich zurückgegangen sei. Außerdemhabe sich das Geschehen teilweise von innerstädtischen Geschäfts- auf Schnellstraßen und Straßen in weniger empfindlichen Bereichen, vor allem Gewerbegebieten, verlagert.

Das Oberverwaltungsgericht habe die Nordumgehung bereits 2008 für rechtswidrig erklärt, weil die Naturzerstörung in keinem Verhältnis zum geringen Nutzen stünde, erinnert Köhler. Das Verkehrskonzept zeige nun, dass es jetzt erst recht keinen Grund mehr für das Festhalten an einer überholten Planung gebe. "Alle Bemühungen, bei der EU vielleicht doch noch eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten, sollten umgehend eingestellt werden."

Wie die Verfasser des Verkehrskonzeptes festgestellt hätten, habe das Warten auf Eingriffe am Stadtrand (wie die Ortsumgehung) vor dem Ergreifen innerstädtische Maßnahmen viel Zeit gekostet. Die Experten schlügen ein ganzes Bündel von Maßnahmen vor, die das Zentrum weiter vom Verkehr befreiten und ohne neue Straßen realisierbar seien. "Dadurch könnte das Stadtgebiet um 41 000 Fahrten pro Tag entlastet werden", schreiben BUND und VCD. Das sei ein Vielfaches des gesamten Durchgangsverkehrs von 7600 Autos pro Tag, der theoretisch auf die Nordumgehung umgeleitet werden könnte. Diese Fahrten seien zudem tatsächlich vermieden und nicht nur ins Umland verlagert. Schupp appelliert daher an Rat und Verwaltung, sich "endlich von der überflüssigen, teuren und schädlichen Nordumgehung zu verabschieden" und den Verkehrsentwicklungsplan zügig umzusetzen. Echter Durchgangsverkehr spiele auf der B1 ohnehin nur eine sehr geringe Rolle, der meiste Verkehr sei innerstädtisch, also hausgemacht. Gerade in Zeiten knapper Kassen sollte Hildesheim die überfällige Trendwende im Verkehr einleiten und statt teurer Straßenneubauten auf umweltfreundliche und kostengünstigere Verkehrsmittel wie Fahrrad, Fußverkehr und Öffentlichen Nahverkehr setzen.

Die Stadtverwaltung hält gleichwohl an der Umgehung fest. Es gebe keinen Auftrag des Rates, davon abzurücken, betont Stadtbaurat Dr. Kay Brummer. Außerdem sei die Umgehung auch im Zusammenhang mit der Anbindung des Gewerbegebietes Nord von Bedeutung.

Kategorie

Umwelt, Naturschutz, Klimaschutz | Wirtschaft und Verkehr

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