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Neue Autobahntrasse soll A 2 entlasten: Erste Reaktionen auf Pläne des Verkehrsministers Jörg Bode
(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 10.08.12) Kreis Hildesheim. Eine Autobahn quer durch den südlichen Landkreis Hildesheim, vorbei an Alfeld, Bad Salzdetfurth, die bei Holle den Anschluss an die A39 sucht. Das ist einer von vielen Plänen des niedersächsischen Verkehrsministers Jörg Bode, um die A 2 als Ost-West-Verbindung zu entlasten. Ein Plan, den Bode nun der Öffentlichkeit vorgestellt hat - auch zur Diskussion.
Für Andreas Amft, stellvertretender Bürgermeister von Sibbesse, zunächst mal eine Überraschung, als er aus der Zeitung von der Nachricht erfuhr. Und er ist zwiegespalten, wie er darauf reagieren soll: "Als Bürger hat man sich in Sibbesse auf eine bestimmte Lebensqualität eingestellt." Die Diskussion um Windkraftparks oder die Streckenführung einer Megamastentrasse habe viele Bürger bereits aufgebracht - und nun noch eine neue Autobahn: "Das ist ein schweres Brett."
Alfelds Bürgermeister Bernd Beushausen reagierte zunächst sehr belustigt auf die Anfrage dieser Zeitung, wie er die Pläne findet: "Am besten noch einen Tiefwasserhafen und einen Flugplatz." Doch trotzdem hält er das für kein politisches Sommertheater: "Es sind ernsthafte Aussagen des Ministers." Zumal so eine Verkehrsverbindung für den ländlichen Süden durchaus auch von Vorteil sein könne, sagte Beushausen. Gerade auch für den Wirtschaftsstandort Alfeld: "Wir haben hier etliche Unternehmen, die international vertreten sind, für die wäre das sicher ein Wettbewerbsvorteil." Und damit auch für die Stadt Alfeld selbst. Er nimmt die Pläne erstmal zur Kenntnis und bleibt gelassen: "Bis es soweit ist, fließt noch viel Wasser die Leine herunter."
Oder die Lamme in Bad Salzdetfurth: Thomas Kasten vertritt gerade den Bürgermeister und geht sehr vorsichtig mit den Verkehrsplänen um: "Man darf eine Idee nicht gleich kaputtmachen, aber es wird noch sehr, sehr lange dauern, bis so etwas konkret wird." Egal, welche anderen Auswirkungen so eine Autobahn hätte: "Sie würde auf jeden Fall den Wirtschaftsstandort stärken."
Wasser wird auch noch genug die Innerste hinabfließen. Denn um einen Anschluss an die A 39 bei Holle zu finden, müssen die Planer noch das passende Nadelöhr finden. "Den Strich auf der Grafik habe ich gesehen", sagt Holles Bürgermeister Klaus Huchthausen, doch es fehlen ihm die Details, um reagieren zu können. "Ich kann mir erträgliche Lösungen vorstellen", sagt er zurückhaltend und ergänzt, "ich weiß nur nicht wo." Denn Holle ist mit den Nachbarorten Sillium und Sottrum quasi so etwas wie ein natürliches Bollwerk gegen ein so großes Bauwerk wie einen Autobahnanschluss. Er sieht zu diesem Zeitpunkt nur Fragezeichen und hofft, dass die Kommunen zu den im Herbst angekündigten Regionalkonferenzen eingeladen werden.
Das werde in jedem Fall geschehen und sei ausdrücklicher Wunsch des Wirtschaftsministers, sagt dessen Pressesprecher Christian Budde auf Anfrage dieser Zeitung. Der Plan einer Autobahnquerverbindung von Paderborn über Holzminden über Holle zum Anschluss nach Braunschweig sei eine Idee, über "die wir sprechen wollen". Außer Frage stehe dabei, dass die A 2 entlastet werden müsse, führt Budde aus. Aber es ist eine von insgesamt bislang 211 Einzelmaßnahmen, die das Land Niedersachsen für den Bundesverkehrswegeplan einreichen will. "Wir müssen in langfristigen Perspektiven denken, damit wir nicht in 20 Jahren vor einer Situation stehen, in der wir nicht mehr weiterkommen." Neben der Entlastung der A2 gebe es auch das Interesse, die Standorte Holzminden und Höxter an das Netz der großen Verkehrsadern anzubinden: Infrastruktur für den ländlichen Raum verbessern heißt das im Verwaltungsdeutsch.
Und das stößt auf große Begeisterung bei der Industrie- und Handelskammer Hannover, die sich gestern mit einer Erklärung zu Wort meldete. Christian Bebek, stellvertretender Hauptgeschäftsführer, begrüßt die "weitreichenden Überlegungen der Landesregierung" und setzt aufs Tempo: "Entscheidend für die Wirtschaft ist ein schneller Baustart."
Reagiert hat aber auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) mit heftiger Kritik: "Wer soll diese neue Autobahn bezahlen?" Und stellt damit eine der Kernfragen an den Bundesverkehrswegeplan. Vorschläge, die dort aufgenommen werden, haben noch längst keine Garantie als "vorrangig" eingestuft zu werden, wissen Verkehrsexperten. Und selbst für die Topliste reichten die Bundesmittel bei weitem nicht.
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