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Die Rede des gebürtigen Hildesheimers Holger Apfel geht im gellenden Pfeifkonzert unter
(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 10.08.12) Hildesheim. Mit verschränkten Armen steht der NPD-Bundesvorsitzende Holger Apfel auf dem Hindenburgplatz und blickt auf die Transparente hinter der Polizeiabsperrung, wo sich 250 Bürger versammelt haben. Was sie von dem NPD-Funktionär halten, haben die Gegendemonstranten auf Banner gedruckt: "Block Fascism!", "Nazis stoppen" und "Kein Forumfür Rassismus, Antisemitismus und populistische Hetze", prangt Apfel in Großbuchstaben entgegen. Eine Mittvierzigerin hat dem gebürtigen Hildesheimer ein Willkommensgeschenk mitgebracht: Einen faulen Apfel. Dass die Übergabe nicht klappt, liegt am Großaufgebot der Polizei, die bei der NPD-Kundgebung eindeutig in der Mehrheit ist.
Gern hätten Apfel und seine Handvoll Mitstreiter den Marktplatz für ihre sogenannte "Sommertour" angesteuert, doch dann begnügte sich die Partei auf Vorschlag der Stadt mit dem PvH. Ein Verbot der Versammlung war nicht möglich, da das Rathaus die NPD rechtlich wie jede andere Partei behandeln muss. Auch, wenn die politische Richtung dem Oberbürgermeister nicht passt: "Diese Partei fischt so weit am rechten Rand, dass ich persönlich sie in unserer Stadt nicht sehen möchte", sagte Kurt Machens zur HAZ. Da liegt er genau auf der Linie der vielen NPD-Gegner. Als der Kleinlastwagen der NPD um 15.50 Uhr auf den Platz rollt, ertönt ein gellendes Pfeifkonzert. Der Lärm der Trillerpfeifen ist ohrenbetäubend: "Nazis raus!", "Nazis raus!" rufen die Gegendemonstranten. Apfel gibt sich unbeeindruckt, grinst in die Menge. Die NPD-Gegner bezeichnet er als nützliche Idioten und antifaschistischen Pöbel: "Bevor man beliebt wird, muss man bekannt sein", sagt er und stellt sich an die Seite von Ricarda Riefling. Sie ist Bundesvorstandsmitglied der Partei und wohnt im Landkreis Hildesheim.
Ein Heimspiel wird es für die beiden Rechten aber nicht. Obwohl Apfels Rede über zwölf Lautsprecher übertragen wird, geht sein Text im Orkan der Trillerpfeifen unter. Eine Stunde lang wettert er gegen den Euro, fordert die Rückkehr zur D-Mark. Doch das will niemand hören.
Dafür bekommt die Parteispitze mit, was die Hildesheimer von der NPD halten: Apfel und Riefling schauen in ein Meer von erhobenen Mittelfingern.
Auch etliche Politiker sind zur Gegendemonstration gekommen. Darunter die SPD-Landtagsabgeordnete Jutta Rübke ("Die NPD-Kundgebung ist so überflüssig wie der Winter") oder Bürgermeisterin Ruth Seefels: "Wenn die NPD nach Hildesheim kommt, sollten auf der Gegenseite viele Menschen stehen", sagt die Grünen-Politikerin zur HAZ.
Zwischen die Fronten gerät die Postbank: Rechts vor dem Eingang stehen die Neonazis, links die Gegendemonstranten. Entsprechend wenig Kunden verirren sich in die Filiale. Der Aufmarsch vor ihrer Tür hat die Mitarbeiter überrascht: "Wir wussten nichts - schade, dass die Stadt uns nicht informiert hat", sagt eine Post-Bedienstete. Zu den wenigen Kunden, die sich trotzdem den Weg in das Geschäft bahnen, zählt Monika Gehrmann: "Ich hab’ vor den Neonazis keine Angst." Die 61-Jährige wundert sich über das Polizeiaufgebot. "Für die paar Männekens so ein Aufwand, was kostet das an Steuergeld!" Doch die Beamten hätten keine Wahl, versichert Pressesprecher Uwe Herwig. Die Polizei müsse Auseinandersetzungen verhindern. "Und es lässt sich leicht vorstellen, was los wäre, wenn wir nicht hier stünden."
Als Apfel um17.20 Uhr in seinen blauen VW-Bus steigt, wird es noch einmal laut. Die Hildesheimer verabschieden den NDP-Chef so, wie sie ihn begrüßt haben: Mit Trillerpfeifen und erhobenen Mittelfingern. Dass ein NPD-Sprecher am Ende ankündigt, bald nach Hildesheim zurückzukehren, geht fast unter. Doch da scheint ohnehin nichts dran zu sein. "Wir wissen von keinen weiteren Veranstaltungen", erklärt Polizeisprecher Herwig.
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