Dreikampf auf dem lokalen Strommarkt

Der Strommarkt im Landkreis Hildesheim bleibt heiß umkämpft. Allein drei regionale Versorger buhlen um die Gunst der Verbraucher. Weil die Unterschiede beim Preis meist gering sind, werfen sie andere Argumente in die Waagschale.

Mit Preisgarantien, Wechselboni und Lokalpatriotismus ringen die Versorger um Kunden im Landkreis

(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 04.08.10) Kreis Hildesheim. Der Strommarkt im Landkreis Hildesheim bleibt heiß umkämpft. Allein drei regionale Versorger buhlen um die Gunst der Verbraucher. Weil die Unterschiede beim Preis meist gering sind, werfen sie andere Argumente in die Waagschale.

Rudolf Schmidt (Name geändert) sitzt in Borsum an seinem Schreibtisch und kratzt sich nachdenklich am Kopf: Wechseln oder bleiben? Auf dem Tisch liegt ein Angebot der Energieversorgung Hildesheim (EVI). Deren Preise sind günstiger als die von e.on Avacon. "Meine Familie ist ja seit Jahrzehnten bei denen und vorher bei der Hastra", sagt Schmidt nachdenklich. "Aber EVI ist natürlich günstiger. Außerdem ist das ein Hildesheimer Unternehmen, da bleibt das Geld in der Region." Überdies lockt EVI mit einem Wechselprämie von 50 Euro.

Als "Ihr regionaler Energieanbieter" appelliert allerdings auch e.on Avacon an Schmidts Lokalpatriotismus. Die Zentrale steht zwar in Helmstedt, der e.on-Konzern als Mutter ist gar weltweit vernetzt – doch die nahen Regionalzentren in Sarstedt, Laatzen oder Gehrden dienen dem Unternehmen als Ausweis örtlicher Nähe. Überdies betreibt e.on auch das Netz in großen Teilen des Landkreises. Allerdings sind die Helmstedter derzeit in allen Kategorien teurer als EVI (siehe Grafik). Erhöhen die Hildesheimer ihre Preise im nächsten Jahr tatsächlich um sechs Prozent, würde weitgehend Gleichstand herrschen. Der Sondertarif "e.on Avacon Konstant" fällt für Schmidt inzwischen aus, das Angebot galt nur bis zum 31. Juli. Bei "Konstant" ist e.on Avacon zwar etwas teurer, bis April 2012 bliebe der Kunde allerdings in jedem Fall von Preiserhöhungen verschont. Diese Sicherheit gibt es bei den anderen Tarifen der Helmstedter nicht. "Zur Preisgestaltung ab 2011 können wir noch nichts sagen", wiegelt Sprecherin Carolin Westermann ab.

So dürfte sich der Preiskampf der beiden großen Regionalversorger im Landkreis in den kommenden Wochen und Monaten fortsetzen. Den führt vor allem EVI sehr engagiert. Am Freitag von 12 bis 17 Uhr wollen ihre Werber vor der Volksbank in Algermissen Passanten ansprechen, 14 Tage später ist das Unternehmen in Sarstedt zu Gast, danach folgen im Zwei-Wochen-Rhythmus Aktionen in Holle, Diekholzen und Harsum. Die Hildesheimer hoffen, bald den 1000. wechselwilligen Stromkunden im Landkreis zu gewinnen. Auch Rudolf Schmidt wird dazu gehören: "So lange EVI nicht teurer ist, nehme ich den lokalen Anbieter."

Ganz entspannt verfolgt man in der Chefetage des Überlandwerks Leinetal (ÜWL) in Gronau die Debatte. Die liegt mit ihren Strompreisen derzeit noch zwischen EVI und e.on Avacon. Sollten die Hildesheimer die Preise erhöhen, rückt das ÜWL auf Platz eins der regionalen Anbieter. Und das wahrscheinlich auf Dauer. Denn Kunden mit mindestens 3000 Kilowattstunden Jahresverbrauch – gut die Hälfte also – haben die Gronauer eine Preisgarantie bis Ende 2012 angeboten. "Im Gegenzug haben sich die Kunden natürlich auch länger an uns gebunden", erklärt Geschäftsführer Dr. Hanns-Eberhard Liebing. Einfach zum ÜWL wechseln können die Verbraucher allerdings nicht. Das versorgt nur die Städte und Samtgemeinden Elze, Gronau, Duingen, Freden, Sibbesse, Lamspringe sowie zum großen Teil Alfeld und die Orte Wohlenhausen und Breinum.

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Energie

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