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Für Harsumer Gymnasiast ist der Interessenkonflikt zwischen Wirtschaft und Naturschutz lösbar
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 07.04.11) Harsum. Der Konflikt ist offensichtlich. Die Wirtschaft will ihn, für Naturschützer ist er ein Alptraum. An dem geplanten Ausbau des Stichkanals scheiden sich die Geister. Der Harsumer Schüler Maximilian Blecker hat die Standpunkte beider Seiten in einer Facharbeit untersucht. Sein Rat: Setzt euch zusammen und redet miteinander.
Das 120 Millionen Euro teure Großprojekt hat vor allem in Harsum die Gemüter in Wallung gebracht. Die 14 Kilometer lange Wasserstraße soll ausgebaut werden, damit künftig große Binnenschiffe mit einer Ladung von bis zu 1500 Tonnen den Hildesheimer Hafen anlaufen können. Die Wassertiefe soll von drei auf vier Meter steigen, die Uferböschungen gerodet und abgeflacht werden. Die 14 Kanalbrücken werden abgerissen, aber nicht alle wieder aufgebaut. In der Gemarkung Harsum sollen zwei Brücken entfallen. Dagegen haben schon Tausende Bürger demonstriert.
Ob Stuttgarter Bahnhof, Mega-Masten oder Stichkanal: Immer wenn es Proteste hagelt, liegt meist die Kommunikation zwischen Bauherren und Bürgern im Argen. "Das ist auch in diesem Fall so", sagt Maximilian Blecker. Der 17-jährigeGymnasiast hat sich genau angeschaut, wo die Konfliktlinien zwischen Befürwortern und Skeptikern des Kanalausbaus verlaufen. Der Titel: "Interessenkonflikt zwischen Wirtschaft und Naturschutz".
Sachlich und nüchtern trägt der Schüler des Hildesheimer Josephinums die Fakten zusammen. Der Kanal ist die Lebensader für den Hildesheimer Hafen, der gut 350 Menschen Arbeit bietet und jährlich mehr als 800000 Tonnen Güter umschlägt. Und auch der Landhandel Weiterer in Algermissen ist auf den Kanal angewiesen, das Unternehmen setzt am eigenen Anleger 300000 Tonnen landwirtschaftlicher Produkte um.
Selbst wenn die Wirtschaftsprognosen, mit denen der Ausbau begründet wird, zu hoch gegriffen sein sollten, ist für Maximilian Blecker klar: "Ein Scheitern des Projekts würde die Wirtschaft im Raum Hildesheim von der Zukunft abkoppeln. Die Großschiffe sind irgendwann Standard und können den Stichkanal nicht mehr befahren."
Doch auch die Argumente der Naturschützer sind von Gewicht, sagt der Schüler. Mit dem Ausbau würden die in den vergangenen 100 Jahren entstandenen Biotope und Grünstreifen entlang des Kanals zerstört. Eine Renaturierung dauere Jahrzehnte. Mehr als 40 Vogelarten seien allein am Kanal rund um Algermissen heimisch, Ornithologen und Naturschützer hätten zahlreiche schützenswerte Pflanzenbestände registriert.
In seiner Facharbeit betont Blecker zudem den Wert des Stichkanals als Naherholungsgebiet. Für Sportler, Wanderer und Radfahrer seien die grünen Kanalauen ein Anziehungspunkt. Umso gravierender sei der Wegfall von zwei Brücken, die bisher nicht nur die beiden Ufer, sondern auch die Orte Harsum, Asel und Hasede miteinander verbänden. Sowohl die Gemeinde Harsum als auch die Bürgerinitiative "Harsum 2100" wehren sich gegen den Abriss ohne Ersatz.
Den Gymnasiast wundert es nicht, dass gerade in seinem Heimatort der Widerstand gegen den Kanalausbau groß ist. "Harsum verliert viel Natur und zwei Brücken, profitiert aber von dem Projekt nicht", sagt Maximilian Blecker.
Und dennoch kommt er zu dem Schluss, dass an dem Kanalausbau kein Weg vorbei führt. Den zu verhindern, sei mittlerweile nicht mal mehr das Ziel der Opposition. "Es geht schlicht darum, den Kanalausbau versöhnlich zu gestalten", sagt Blecker. Noch sei es dazu nicht zu spät. Alle Beteiligten müssten sich an einen Tisch setzen: die Verantwortlichen der Wasser- und Schifffahrtsdirektion und des Neubauamtes, die Naturschützer, Wasserretter, Politiker und interessierte Bürger. "Nur so können sie sich mit ihren Standpunkten annähern und eine Einigung erzielen."
Kategorie
Gemeinde Harsum | Umwelt, Naturschutz, Klimaschutz | Wirtschaft und Verkehr
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