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Schulen fühlen sich allein gelassen / In Sarstedt soll ein Sponsorenlauf den Betrieb retten
(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 08.06.12) Kreis Hildesheim. Gekostet hat sie den Steuerzahler 2,4 Millionen Euro: die neue Mensa im Sarstedter Schulzentrum. Doch damit die Schüler dort auch künftig etwas zu essen zu bekommen, sollen sie jetzt rennen - und möglichst viele Eltern, Großeltern oder Bekannte finden, die pro Kilometer den einen oder anderen Euro springen lassen. Mit einem Sponsorenlauf wollen Gymnasium, Schiller- Oberschule und Albert-Schweitzer- Schule den Betrieb der Einrichtung zumindest für ein weiteres Jahr sichern. Der Fall macht deutlich, wie sehr es bei der Mittagsverpflegung in vielen Ganztagsschulen der Region immer noch hakt. Denn Sarstedt ist kein Einzelfall. Nur: Schuld daran will niemand sein.
Dabei waren sie in Sarstedt so stolz und glücklich über die Mensa. 1,6 Millionen Euro sollte die eigentlich kosten. Doch die Stadt Sarstedt sah die Chance, endlich die lang ersehnte Stadthalle zu bekommen - für 800.000 Euro mehr wurden die Mensa-Pläne erweitert. Die Verantwortlichen in Rat- und Kreishaus freuten sich: Dank des Konjunkturpaketes II übernahm der Bund einen Großteil der Kosten. Das Vorhaben galt landesweit als Leuchtturm-Projekt, der damalige Ministerpräsident Christian Wulff legte persönlich den Grundstein.
Jetzt brachten die Schüler der drei beteiligten Schulen Werbezettel mit nach Hause - für einen Sponsorenlauf am 26. Juni. Und die Eltern lasen einen dringenden Appell: " Der Betrieb unserer schönen, neuen Mensa ist gefährdet, da es kein Geld für eine Fachkraft gibt, die die Essensausgabe übernimmt" , schrieben die Schulleiter Christine Klein (Gymnasium), Monica Fusch (Albert-Schweitzer) und Jürgen Sander (Oberschule). Und weiter: " Auch wenn ihr Kind nicht in der Mensa isst, ist es ein schönes Zeichen der Solidarität und Sportlichkeit, am Sponsorenlauf teilzunehmen."
Um eine dauerhafte Lösung geht es bei der Aktion allerdings nicht: " Der Lauf soll helfen, die Mensa wieder verlässlich für ein weiteres Schuljahr zu sichern" , erklärt Gymnasiums-Chefin Christine Klein. Zuvor hatte man sich mit Zuschüssen der Klosterkammer über Wasser gehalten. Die laufen jedoch aus. Das Problem hatte sich vor einem halben Jahr angebahnt, passiert ist seither nichts.
Die Sarstedter Ratlosigkeit passt zu Dem Dilemma, dass sich niemand so richtig für das Essen in den schönen neuen Mensen zuständig fühlt. Dabei klingt alles zunächst ganz einfach: " Das ist Aufgabe des Schulträgers" , sagt Corinna Fischer, Sprecherin des Kultusministeriums in Hannover. " Zu einer Ganztagsschule gehört ein warmes Mittagessen dazu - wer als Schulträger diesen Status beantragt, übernimmt auch die Verantwortung für das Mittagessen."
Schulträger ist der Landkreis - doch der leitet daraus nicht die Pflicht ab, Mensa- Personal zu bezahlen: " Der Landkreis hat als Schulträger durch die Herrichtung von Ausgabeküchen bzw. Mensen und Essensräumen dafür gesorgt, dass Schüler in der Mittagspause ein Essen einnehmen können" , heißt es in einer Vorlage von Schuldezernent Helfried Basse. " Für weitergehende Verpflichtungen des Schulträgers gibt es keine Rechtsgrundlage." Insbesondere sei man nicht verpflichtet, " Personal für Mensabetrieb und Essensausgabe vorzuhalten" . Daran ändere auch nichts, dass das Land die Bereitstellung der Verpflegung dem Schulträger zugewiesen habe.
Fachdienstleiter Karl-Heinz Brinkmann präzisiert die Position der Kreisverwaltung: " Deshalb hat der Landkreis sein Catering-System favorisiert, bei dem der Caterer nicht nur das Essen anliefert, sondern auch das Küchenpersonal stellt. Dies wollten die Schulen überwiegend nicht, um den Essenspreis möglichst gering zu halten." Deshalb hätten viele Schulen den Mensa-Betrieb über Förder oder Elternvereine geregelt.
So betreibt in der KGS Gronau der Förderverein die Mensa, wie Rektor Christian Schwarze berichtet. Das laufe sehr gut. Die IGS Bad Salzdetfurth finanziert das Personal durch den Essenspreis sowie Zuschüsse des Fördervereins. An der Oberschule Söhlde betreibt der Schulverein die Mensa, Verein und Schule versuchen mit Hilfe von Sponsoren und Aktionen, über die Runden zu kommen. Rektor Uwe Meinhardt ist mit der Situation aber alles andere als einverstanden, spricht von einem" heißen Eisen" . " Es gelingt nur über den Einsatz von Schulleitung und Eltern." Grundsätzlich müsse aber der Schulträger alle Kosten übernehmen. " Sonst kann Ganztagsschule nicht funktionieren." Im Moment seien die Schulleiter " sehr allein gelassen" .
Ein anderer Rektor berichtet, dass " im Schulleiterkreis" darüber diskutiert würde, die Mensa-Arbeit gar nicht mehr zu machen. Ganztagsschulen sind aber verpflichtet, Mittagessen auszugeben - da droht noch viel Ärger.
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