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Stadtverkehr lässt seine Busse am Abend und Sonntag wieder durchgängig 30 Minuten fahren
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 18.04.11) Hildesheim. Der Stadtverkehr (SVHi) kehrt dauerhaft abends und am Sonntag zu einem durchgängigen 30-Minuten- Takt zurück. Das Unternehmen lässt seine 100er-Linien auf den vier Hauptstrecken bereits seit einem Jahr probeweise in diesem Rhythmus verkehren, vorher hatten die Busse die Haltestellen abends ab 21.30 Uhr nur einmal pro Stunde angesteuert. Künftig ist der Halb-Stunden-Takt wieder Standard, sagt SVHi-Chef Kai Henning Schmidt. Der Test sei ein Erfolg gewesen. "Wir haben in diesen Stunden einen Fahrgast- Zuwachs von fünf Prozent." Das heißt: Es sitzen aufs Jahr gerechnet knapp 20 000 Menschen mehr in den Stadt-Bussen.
Mit dem Kurswechsel korrigiert der SVHi eine Entscheidung, die er vor fünf Jahren auf Druck des Rates getroffen hatte. Die Politiker wollten das Defizit auf drei Millionen Euro gesenkt sehen. Das Unternehmen fuhr deshalb tagsüber den Takt von zehn auf 15 Minuten zurück. Zwischen 21.30 Uhr und Mitternacht galt seither sogar nur noch ein Stunden-Takt.
Doch mit dem Defizit sank auch die Zahl der Fahrgäste. So sehr, dass der Rat nun ein besseres Angebot forderte. Für den SVHi das Signal, seine 100er-Flotte wieder flotter zu machen. Die hat seither tatsächlich mehr Menschen befördert, wie zwei Zählungen ergaben – eine vor der Umstellung, eine danach. Das Ergebnis präsentierte Schmidt dieser Tage dem Aufsichtsrat, der segnete die Umstellung ab. Die Zahlen können sich sehen lassen: Pro Woche saßen in der Zeit, um die es geht, 350 Menschen mehr in den Bussen. "Nicht wahnsinnig viel", räumt SVHi-Vize Bernd Störig ein. Doch davon ist niemand in der Hermann-Roemer- Straße ausgegangen - schließlich nutzen in der fraglichen Phase ohnehin nur sehr wenige Bürger Bus oder Bahn.
Gleichwohl ist der SVHi zufrieden: Der Zuwachs entspricht fünf Prozent. "Das ist überdurchschnittlich", betont Schmidt. Denn insgesamt stieg die Zahl der Fahrgäste im vergangenen Jahr nur um 0,75 Prozent auf 12,1 Millionen. Die Hoffnung mancher Politiker allerdings, der neue alte Takt beschaffe dem Stadtverkehr auch neue Anhänger, hat sich nicht erfüllt. Die meisten zusätzlichen Abend- Fahrgäste nutzten eine Zeitkarte, sind also bereits Stammkunden des Unternehmens.
Doch dessen Spitze hat sowieso nicht damit gerechnet, die 120 000 Euro Kosten für die 9000 zusätzlichen Touren pro Jahr einzufahren. Die Defizit-Obergrenze halte der SVHi trotzdem ein, versichert Schmidt: "Wir haben 2010 ein gutes Ergebnis erzielt." Wie gut, sagt er nicht.
Mit weiteren Takt-Verbesserungen dürfen die Bürger indes nicht rechnen. "Unser Angebot ist gut", findet der Stadtverkehr- Chef. Nun gelte es, diese Botschaft den Bürgern besser zu vermitteln. Der SVHi setzt dabei auf mehr Werbung und Beratung – letzteres vor allem im neuen Kunden-Center in der Schuhstraße. Nach dem Start am 1. Juli soll es dort sogar sonnabends Tickets und Tipps geben.
Zu denen dürften Hinweise auf die Ergänzungsbusse zählen, mit denen der SVHi versucht, dem Andrang von Schülern und Studenten in den Stoßzeiten Herr zu werden. Die oft zu hörende Forderung, dafür müssten mehr Fahrzeuge her, weist Planer Störig zurück. "Die Schüler-Busse sind morgens wie in anderen Großstädten zwar voll, aber nicht zu voll." So führen allein zwischen 7.10 und 7.25 Uhr von der Marienburger Höhe neun Fahrzeuge in die Stadt. "Wir haben das stets im Blick, bessern bei Bedarf immer nach", versichert Störig.
Das gelte auch für Busse zur Uni-Zentrale auf der Marienburger Höhe und deren Außenstelle auf der Domäne Marienburg. Dabei erschweren allerdings gleich zwei Faktoren dem SVHi das Geschäft, betont Störig: Kommt die S-Bahn aus Hannover nicht pünktlich am Bahnhof an, gerät der Bus-Fahrplan mit ins Trudeln . "Dann ist ein Bus gerade weg, weshalb der folgende nicht mehr für die Studenten reicht", erklärt Störig. Nachmittags und abends wiederum endeten die Vorlesungen so unterschiedlich, dass sich die Rückfahrt nicht "passgenau" für jedes Bedürfnis planen lasse. Doch der Stadtverkehr sei ständig mit Uni und Studenten im Gespräch, um die Situation so weit möglich zu verbessern.
Wenn das nicht gelingt, können sich Betroffene und andere Unzufriedene an die "Snub" wenden: Das Kürzel steht für die Nahverkehrs-Schlichtungsstelle Niedersachsen- Bremen, die der SVHi kürzlich gemeinsam mit acht anderen Verkehrsunternehmen ins Leben gerufen hat. Die Einrichtung soll bei Konflikten zwischen diesen und Kunden vermitteln - bevor die gleich juristisch vorgehen, heißt es auf der Internetseite der Snub. Dass der SVHi zu deren Gründern zählt, zeigt für Schmidt, wie sehr seinem Haus die Interessen der Fahrgäste am Herzen liegen. "Wir werden jeden auf die Schlichterstelle hinweisen, der mit unseren Antworten bei Beschwerden und Problemen nicht zufrieden ist."
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