Der ganz normale Neonazi-Alltag

Sechs Tage vor dem geplanten Aufmarsch von Neonazis in Hildesheim haben gestern etwa 50 Menschen in Diekholzen und Sibbesse gegen Rechts demonstriert.

Demonstrationen in Diekholzen und Sibbesse gegen rechte Online-Versandhändler

(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung 31.05.10) Diekholzen/Sibbesse. Sechs Tage vor dem geplanten Aufmarsch von Neonazis in Hildesheim haben gestern etwa 50 Menschen in Diekholzen und Sibbesse gegen Rechts demonstriert. In den beiden Ortschaften haben Online-Versandhändler ihren Firmensitz, die nach Ansicht des Arbeitskreises Antifaschismus der Neonazi- Szene zugerechnet werden müssen.

Nein, eine Demonstration in Diekholzen hat der örtliche Polizist Holger Schmidt während seiner achtjährigen Dienstzeit auch noch nicht erlebt: "Das ist für uns hier heute eine Premiere", sagte der Oberkommissar. Und auch so mancher Bürger rieb sich verwundert die Augen, als der Demonstrationszug in der Mittagszeit durch die Straßen Diekholzens zog.

Um keine Störer von rechts auf den Plan zu rufen, hatte der Hildesheimer Arbeitskreis Antifaschismus (AkA) die Demonstration kurzfristig angemeldet. "Wir wollen eine ganz entspannte Demo", sagte ein AkA-Sprecher zu Polizeieinsatzleiter Rainer Kahr.

Die Demonstranten hielten Wort. Vom Parkplatz am Einkaufszentrum ging es durch die Straßen Diekholzens zum Adler- Versand. Der zählt zur sogenannten Oi-Szene und vertreibt über das Internet vor allem CDs, Bekleidung und Accessoires aus dem Skinhead-Umfeld. Auf seiner Homepage wirbt der Versand mit dem Slogan "Home of the Skinheads". Zwar rekrutieren sich die Glatzen nicht ausschließlich aus Neonazis. Auf Treffen und Konzerten können aber immer wieder Symbole und T-Shirts mit eindeutigen Bezügen zur rechten Szene gezeigt werden. In seinen Berichten für 2008 und 2009 hat der Verfassungsschutz den Adler- Versand aus Diekholzen als einen von 13 neonazistischen Versandhändlern aufgelistet. "Das wollen wir der Bevölkerung mitteilen", sagte ein AkA-Sprecher.

Dieses Ziel verfolgten die Demonstranten eine Stunde später auch in Sibbesse. Dort betreibt der ehemalige Kreisvorsitzende der inzwischen verbotenen "Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei", Oliver Bode, den Nordwelt-Versand. Zu dessen Kunden zählen in erster Linie Hobby-Germanen und Freizeit-Wikinger. Wer aber auf der Homepage unter der Rubrik Bücher auf "Schriften der Artgemeinschaft" klickt, stößt auf zahlreiche Veröffentlichungen des verstorbenen Neonazis Jürgen Rieger. Weil auch das den meisten Bürgern verborgen geblieben sein dürfte, verteilen die Demonstranten in Sibbesse fl eißig Handzettel: "Die Nazis marschieren nicht nur einmal im Jahr auf. Wir wollen zeigen, dass sie ständig da sind", sagte ein AkASprecher.

Kategorie

Rechtsextremismus

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