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(Hildesheimer Allg. Zeitung, 26.05.11) Hildesheim. Den Atomausstieg wollen sie offenbar alle: Darüber waren sich die Diskussionsteilnehmer auf dem Podium und das überwiegend junge Publikuminder Robert-Bosch-Gesamtschule einig. Diskutiert wurde unter dem Titel "Erneuerbare Energien" vor und mit rund 120 Zuhörern eher die Frage, was man dafür in Kauf nehmen würde. Wie es Ulrich Räbiger, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat, bildhaft ausdrückte:"Wer den Hund will, muss auch die Flöhe nehmen."
So ein Floh könnte zum Beispiel ein höherer Strompreis sein, aber auch Beeinträchtigungen im Stadt- und Landschaftsbild – ob große Windparks, Biogasanlagen, Hochspannungstrassen, um Strom von der Küste ins Land zu transportieren, oder Solaranlagen auf den Dächern der Altstadt. Fast jedes Bauvorhaben treffe auf Widerstand bei Anwohnern, hieß es.
So sei es oft Wunsch der Gemeinden, die Dächer der Kirchen mit Solaranlagen zu versehen, der Denkmalschutz verbiete das aber, erklärte Reinhard Benhöfer, Fachreferent für Umweltschutz bei der evangelischen Landeskirche: "Das ist immer wieder eine Zerreißprobe." Und auch Matthias Köhler von der Kreisgruppe Hildesheim des BUND sprach von "zwei Seelen in der Brust". Es sei daher nötig, sich über Ziele einig zu werden und eine Akzeptanz in der Gesellschaft zu erreichen, meinten die Teilnehmer.
Zur Diskussion eingeladen und die Fragen vorbereitet hatten Schüler des zwölften Jahrganges aus einem Profilkursus Gesellschaft. Ihre Lehrerin Stephanie Wirth und Schülerin Charlotte Seitz übernahmen die Moderation und fragten auch nach den Bemühungen um erneuerbare Energiequellen in Hildesheim. Der heimische Energieversorger EVI bekam Anerkennung von den übrigen Teilnehmern auf dem Podium; es sei mit dem neuen Vorstand ein "Ruck" durch das Unternehmen gegangen, lobte Räbiger.
EVI-Vorstand Michael Bosse-Arbogast nannte das Wasserkraftwerk an der Innerste, den Bau des Holzheizkraftwerkes, die Beteiligung an einem Windpark und das Angebot von Solaranlagen. Der Anteil an selbst erzeugter Energie habe sich von 0,5 Prozent im Jahr 2005 auf jetzt 35 Prozent erhöht. "Wir wollen in allen genannten Bereichen expandieren", so Bosse-Arbogast. "Wir würden sofort eine Windkraftanlage bauen, wenn uns jemand ein Grundstück geben würde." Doch dafür, kritisierte Räbiger, seien auf Hildesheimer Gebiet kaum Flächen ausgewiesen, und auch beim Bau von Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden habe die Stadt bisher gebremst.
Die Forderung nach mehr Engagement von Seiten der Stadtverwaltung kam auch aus dem Publikum. Lehrer Roland Miyamoto erklärte, eine elfte Klasse der RBG habe eine Petition vorbereitet mit der Aufforderung an die Stadt, auf Naturstrom umzustellen. Die Möglichkeit, auf ein zertifiziertes Angebot von Strom aus erneuerbarer Energie umzustellen, werde allerdings bisher ohnehin nicht gut angenommen, sagte Bosse-Arbogast – obwohl das für gerade 24 Euro Aufpreis pro Haushalt zu bekommen sei. Er forderte die anwesenden Schüler auf, ihre Eltern zu Hause danach zu fragen.
Als große Herausforderung der Zukunft sahen alle Teilnehmer die Möglichkeit der Energie-Speicherung. "Da haben wir ein Problem vor uns", stellte Prof. Dr. Helmut Lessing vom Institut Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik der Universität Hildesheim fest, Projektkoordinator im Innovationsnetzwerk Region Hildesheim. Eine Kombination aus Wind und Sonne, aus Hochspannungstrassen und intelligenten Netzen mit regionalen Speichern, sowie die Nutzung von Elektro-Autos zum Ausgleich könnten die Lösung bringen. "Wir müssen uns an dem orientieren, was heute möglich ist."
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