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Vor-Urteil im laufenden Klärungsprozess: Elternvertretung sieht sich brüskiert
(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 18.01.11) Adensen. Plötzliche Kehrtwende in der Gemeinde Nordstemmen? Gemeindebürgermeister Karl-Heinz Bothmann hat nun erklärt: "Wir werden nicht alle drei Grundschulen erhalten." Was für die Standorte Nordstemmen, Barnten und Adensen nur heißen kann, dass die kleinste der drei, also Adensen, mit dem Aus rechnen muss. Jedenfalls nach Auffassung des noch amtierenden Verwaltungs-Chefs. Barnten kann er kaum gemeint haben, denn dort hat die Gemeinde erst kürzlich 600 000 Euro investiert und Nordstemmen ist von den Schülerzahlen her gut aufgestellt. Überraschend ist die Aussage, weil gerade Bothmann einen ergebnisoffenen Moderationsprozess angestoßen hat. Überraschend aber auch aus einem weiteren Grund: Bothmann hat mit dem Thema künftig selbst nichts mehr zu tun. Zu einer weiteren Bürgermeister-Kandidatur tritt er nicht mehr an.
Verwunderlich ist Bothmanns klare Absage an Adensen vor allem auch, weil er seine Position mitten in einem gemeinsam vereinbarten Klärungsprozess äußert. Vor einem Jahr hatte der Rat seinen bisher geltenden Beschluss, alle drei Grundschulen in der Gemeinde um jeden Preis zu erhalten, aufgeweicht. Angesichts rapide sinkender Schülerzahlen hatte Bothmann vorgeschlagen, einen Moderator zu engagieren, der den Beteiligten bei der Entscheidung zur Seite stehen soll.
Doch in der jüngsten Sonnabendausgabe dieser Zeitung im Rahmen einer Bürgermeisterbefragung ließ sich Bothmann nun mit seiner unmissverständlichen Aussage zitieren.
Sehr zum Ärger beispielsweise der Elternvertretung an der Grundschule Adensen. Melanie Lange, stellvertretende Vorsitzende, zeigte sich sehr "alarmiert": "Es ist schon sehr fragwürdig, dass Bothmann im laufenden Prozess ein Ergebnis vorwegnimmt." Und so wird die nächste Elternratssitzung am kommenden Donnerstag ein neues Hauptthema haben, kündigt sie an: "Wie reagieren wir auf diesen Vorstoß?"
Auch die beiden Bürgermeisterkandidaten zeigten sich auf Nachfrage dieser Zeitung irritiert über Bothmanns Erklärung, möchten sie aber nicht kommentieren. Sowohl Norbert Pallentin (SPD) als auch Udo Niemann (CDU) teilen den Standpunkt, erst die Moderation zum Thema abzuwarten, um sich damit eine endgültige Meinung zu bilden.
Zur Schlüsselfigur der Moderation wird am Wochenende 18. und 19. März der Hildesheimer Uni-Wissenschaftler Dr. Herbert Asselmeyer vom Studiengang Organization Studies. Er ist seit Jahren ein gefragter Moderator für Themen und Konflikte, die scheinbar nicht lösbar sind und das auf vielen Gebieten.
Asselmeyer war bereits im November in Nordstemmen im Rahmen einer Informationsveranstaltung eingeladen, um sein Konzept vorzustellen, erläutert Friedrich Falke von der Schulverwaltung der Gemeinde. Im März gebe es demnach vor allem zwei Ziele, sagte Falke: Kriterien für eine gute Grundschule zu klären und den Prozess beschreiben, wie man zur besten Grundschule werde. "Wenn diese Zukunftskonferenz für die Grundschulen abgeschlossen ist, sollen die politischen Parteien ihr Urteil über die Zukunft der Schulen fällen", sagt Falke. Und das wird dann den üblichen Gang durch die Institutionen wie Schulausschuss und Rat nehmen. Ein zeitliches Ausstiegsszenario gibt es nicht, sagt Falke. Einzig und allein die Geburten- und die Anmeldezahlen seien es, die aufs Tempo oder auf die Bremse drücken würden.
Zu dieser Zukunftskonferenz sind jeweils zwölf Vertreter der drei Grundschulen sowie der Marienbergschule und insgesamt 16 Vertreter der Ratsparteien eingeladen. Dieses Gremium der 64 solle unter Moderation von Asselmeyer zu einem gemeinsamen Ergebnis kommen, so die Hoffnung der Gemeinde, sagt Falke.
Karl-Heinz Bothmann konnte gestern selbst nichts zu seinem überraschenden Einwurf sagen. Der Bürgermeister hatte sich einen freien Tag genommen.
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