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"Kreuz und quer durchgepflügt" / Gemeinde gibt Fehler zu
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 22.02.11) Borsum. Waldaufseher Heinrich Helmke ist fast täglich im Borsumer Wald. Zur Zeit muss er sich da so einiges an Klagen anhören. Denn statt der eigentlichen Naherholung, empfinden viele Spaziergänger, Jogger und Umweltfreunde die 60 Hektar zwischen Borsum und Asel wenig entspannend. Grund sind die tiefen Spuren und Furchen, die Fahrzeuge beim Holztransport im Wald hinterlassen haben.
"Der Boden ist hier kreuz und quer durchgepflügt", sagt Ursula Kaeser verärgert. Als Mitglied im Naturschutzverein Borsumer Kaspel steht sie mit ihrer Kritik nicht allein da. Auch Nina Lipecki von den Grünen zeigt sich beim Gang durch den Wald entsetzt. "Hier ist planlos hin- und hergefahren worden." Die Schäden durch das Befahren abseits der Wege seien überall deutlich sichtbar.
Passiert ist das verstärkt seit dem jüngsten Holzeinschlag im November. Seit dieser Zeit transportieren die Eigentümer mit Schleppern und Anhängern ihr Holz aus dem Wald. Besonderes Problem in Borsum: Die Fläche mit hauptsächlich Hainbuchen ist in 475 einzelne Mini-Flurstücke aufgeteilt. Auf einer Übersichtskarte gleicht die Grundstücks- Skizze einem höchst filigranen Puzzle.
Erschwerend kommt dazu, dass sich die Parzellen unter 258 Privatbesitzern aufteilen. Betreut wird der Borsumer Wald von der Landwirtschaftskammer Hannover, Förster Ernst-August Kiß ist für den Holzeinschlag im November zuständig. Kritik der Naturschützer: Es fehlt eine grobe Schlagordnung sowie gekennzeichnete, möglichst kurze Stammholz-Rückwege, damit nicht jeder planlos überall im Wald herumfahren dürfe.
Harsumer Grünen-Chef Jürgen Sander ist über die Folgen des Holzeinschlags ebenfalls sehr beunruhigt und hat reagiert. Er hat eine schriftliche Anfrage an Gemeindebürgermeister Gundolf Kemnah gestellt. Geklärt werden soll, ob die Gemeinde die Schäden im Wald untersucht hat? Auch ist Ratsherr Sander davon überzeugt, dass der weiche Waldboden durch das unsachgemäße Befahren verdichtet worden sei. "Eine dauerhafte Schädigung."
Das betreffe nicht nur das Privateigentum, sondern eben auch die Gemeinschaftsfläche mit der Paul- Feindt-Stiftung. "Wird über Schadensersatzansprüche nachgedacht?", fragt der Grüne in seinem Brief an den Bürgermeister. Da der Waldanteil der Gemeinde inzwischen unter fünf Prozent gesunken sei, aktuell sogar noch Waldstücke verkauft worden seien, müsse um die solide Erhaltung des Borsumer Holzes um so intensiver gekämpft werden.
Kemnah räumt ein, dass der Holzeinschlag in "diversen Punkten Anlass zur Kritik, aber keinen Anlass, von Seiten der Gemeindeverwaltung her hoheitlich tätig zu werden". Er sichert zu, mit der Unteren Forstbehörde beim Landkreis Hildesheim sowie mit der Landwirtschaftskammer Hannover Kontakt aufzunehmen, um "derartige Fehlabläufe zu verhindern".
Die kulturhistorische Bedeutung des Borsumer Holzes innerhalb der Gemeinde betont auch Winfried Kauer, Vorsitzender des Naturschutzvereins Borsumer Kaspel: "Dem Borsumer Wald kommt aufgrund seiner geringen Größe als Inselbiotop eine besondere Bedeutung für Pflanzen und Tiere zu." Auch er ist in Sorge um den Borsumer Wald, betont aber, dass es bereits konstruktive Gespräche mit dem Forstamt Südniedersachsen gegeben habe.
Waldaufseher Helmke hält die ganze Aufregung für übertrieben. Die tiefen Spuren der Schlepper und Anhänger sieht er längst nicht so dramatisch. Der Borsumer Landwirt vergleicht die Furchen mit seiner jahrelangen Erfahrung auf dem Acker: "Da richtet sich auch alles wieder auf".
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