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Es ist noch offen, welche Städte und Gemeinden sich Hoffnungen auf Oberschulen machen können / Präsident der Landesschulbehörde dämpft Erwartungen
(Quelle: KEHRWIEDER am Sonntag, 09.01.11) Hohegeiß/Landkreis. Noch immer ist offen, welche Städte und Gemeinden sich Hoffnungen auf die Oberschule machen dürfen. Die Landespolitik diskutiert noch über Mindestschülerzahlen und andere Details. Insofern brachte es wenig, den Präsidenten der Landesschulbehörde, Ulrich Dempwolf, nach Hohegeiß einzuladen. Er hielt sich mit konkreten Aussagen zurück, manches stand gar im Widerspruch bisheriger Aussagen der Kreisverwaltung.
So fragte der Grünen-Kreistagsabgeordnete Richard Bruns, ob es nicht denkbar sei, eine Schule mit zwei Standorten einzurichten – und an dem einen Standort Schüler der Klasse fünf bis sieben, am anderen Standort die Klassen acht bis zehn zu unterrichten. Dempwolf antwortete unter dem verständigen Nicken des Landrates, so etwas gebe es bereits in Niedersachsen. "Das ist ein richtiger Gedanke." Das fanden auch die Schulleiter in Duingen und Delligsen, als sie genau so ein Modell erdacht hatten. Aus der Kreisverwaltung hieß es dagegen, eine Schule mit zwei gleichberechtigten Standorten sei nicht genehmigungsfähig. Eine Schule mit einer Hauptund einer Außenstelle wiederum sei nur als befristete Übergangslösung gedacht, also auch nicht geeignet, einen Schulstandort dauerhaft zu retten. Dies bestätigte Dempwolf am Donnerstag in Hohegeiß.
Duingens Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Schulz wollte es noch einmal konkreter hören und sprach den Präsidenten der Landesschulbehörde, die dem Kultusministerium nachgeordnet ist, nach dessen Vortrag an. Wie könne denn ein genehmigungsfähiges Modell aussehen, in dem die Klassen fünf bis sieben und acht bis zehn auf zwei Standorte aufgeteilt werden? Man müsste einen Schulverbund gründen, so Dempwolf. "Herzlichen Glückwunsch", entgegnete Schulz. "Wir haben gerade 35 Jahre Schulverbund Duingen-Delligsen gefeiert."
Die Schulverwaltung des Landkreises legte erstmals Zahlen vor, die die Landesschulbehörde zur Genehmigung der neuen Schulform Oberschule benötigt. Der Landkreis muss errechnen, ob die Schulen für die nächsten zehn Jahre jeweils mindestens zwei fünfte Klassen bilden können. Für eine Oberschule mit einem gymnasialen Zweig muss eine weitere Klasse nachgewiesen werden. Noch ist offen, ob diese Mindestgröße bei 52 oder bei 48 Schülern liegt (plus gegebenenfalls 27 Gymnasial schülern). Auch Dempwolf wollte der politischen Entscheidung nicht vorgreifen, sagte aber im Verlauf der Diskussion: "Gehen wir mal von 48 Schülern aus." Erschwerend kommt hinzu, dass Oberschulen mit einem gymnasialen Zweig nicht die bestehenden Gymnasien gefährden sollen. Hier müsse Einvernehmen mit den Trägern der Gymnasien hergestellt werden, so der Behördenleiter. Nach den Zahlen des Landkreises wirkt sich die genaue Mindestschülerzahl kaum aus. Denn so oder so ließen sich nur für drei Schulen die erforderlichen Jungen und Mädchen bis 2020 nachweisen: Harsum, Sarstedt und Duingen/Delligsen. Auch Alfeld hat Chancen, hier könnte es aber im Jahr 2020 knapp werden. Für die Standorte Bockenem, Elze, Lamspringe, Nordstemmen, Söhlde und Schellerten reicht es nicht. Für Elze geht die Verwaltung bereits im nächsten Jahr davon aus, dass nur noch eine fünfte Klasse zustande kommt. Der Kreistag hatte der Krüger- Adorno-Schule zuletzt lediglich eine Bestandsgarantie gegeben, so lange zwei Parallelklassen zustande kommen. Die Leitung der Schule hat dies stets für machbar gehalten und sucht die Lösung jetzt in einer Zusammenarbeit mit der Christophorusschule.
In Söhlde und Schellerten will man an den gemeinsamen Schulplänen festhalten, bekräftigt Söhldes Bürgermeister Reiner Bender. Auch er hat aufmerksam zur Kenntnis genommen, dass eine Schule an zwei Standorten möglich sei. Außerdem glaubt er, dass die tatsächlichen Anmeldezahlen höher liegen würden als in den Daten des Landkreises, denen die Geburtenzahlen und das bisherige Anmeldeverhalten zugrunde liegen. "Wenn es in Söhlde und Ottbergen eine Oberschule mit gymnasialem Zweig gäbe, könnten wir die Abwanderung nach Hildesheim stoppen", ist Bender überzeugt. Die Krux ist nur: Ohne die Zahlen vom Landkreis kann eine Oberschule gar nicht beantragt werden. Und ob es einen gymnasialen Zweig gibt, entscheidet sich – wie bei den Gesamtschulen – erst einige Jahre später.
Ulrich Dempwolf, ein Hildesheimer übrigens, warnte davor, die Oberschule als ein Allheilmittel anzusehen. Sie sei eine sehr gute Ergänzung zu den bisherigen Schulen. "Wer aber denkt, mit der Oberschule ließen sich kränkelnde Standorte retten, der sollte diese Auffassung noch einmal überprüfen", sagte er. Die Logik sei ganz schlicht: "Nicht geborene Kinder kriegen auch keine Kinder."
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