Bahnsteig ruft Bund der Steuerzahler auf den Plan

Ein für viel Geld modernisierter, aber ungenutzter Bahnsteig in Barnten hat den Bund der Steuerzahler auf den Plan gerufen. An Gleis 1, dem einzigen frei zugänglichen, hält kein Zug mehr, an Gleis 3 lediglich die S-Bahn. Die ist aber nur über eine Brücke zu erreichen – für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Kinderwagen unmöglich.

Für 430.000 Euro wurde Gleis 1 in Barnten modernisiert - doch kein Zug hält

(Quelle: KEHRWIEDER am Sonntag, 23.10.11) Barnten. Ein für viel Geld modernisierter, aber ungenutzter Bahnsteig in Barnten hat den Bund der Steuerzahler auf den Plan gerufen. An Gleis 1, dem einzigen frei zugänglichen, hält kein Zug mehr, an Gleis 3 lediglich die S-Bahn. Die ist aber nur über eine Brücke zu erreichen – für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Kinderwagen unmöglich.

Der Bund der Steuerzahler hat nun einen Brief an die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) geschrieben und verlangt Aufklärung. Warum wurde der Barntener Bahnhof im Jahr 2008 für rund 1,8 Millionen Euro von der Deutschen Bahn und der LNVG modernisiert, wenn jetzt kaum noch Züge dort halten? Bis Ende 2009 hielt zumindest noch der Metronom an Gleis 1 in Barnten, mangels Nachfrage wurde der Halt von der LNVG gestrichen. Der Umbau dieses Gleises soll allein 430.000 Euro gekostet haben, wovon die LNVG 120.000 Euro und die Bahn AG den Rest gezahlt hat. Dem Bund der Steuerzahler gehe es weniger um die Frage, ob Gleis 1 oder Gleis 3 genutzt werden sollte, sagt Haushaltsreferent René Quante. "Uns geht es hautsächlich darum, die Sinnhaftigkeit der millionenschweren Modernisierung des Barntener Bahnhofs zu hinterfragen."

Bei der LNVG stößt er damit durchaus auf offene Ohren. "Unsere Förderung von Bahnsteig-Modernisierungen muss dem Öffentlichen Personennahverkehr zugute kommen", sagt Sprecher Rainer Peters. "Dazu gehört auch die Bahn." Mit der jetzigen Situation sei man nicht glücklich, "wir meinen, dass das auch anders geht". Wenn die Bahn AG den Fahrplan nicht umstelle, wolle man sogar eine Rückforderung der Fördergelder prüfen. "So einen Fall hat es bisher noch nicht gegeben", so Peters.

Bei der Bahn weiß man von dieser Drohung noch nichts, das Problem ist allerdings durchaus bekannt, bestätigt Sprecherin Sabine Brunkhorst. Die Schwierigkeit liege darin, "dass eine langlebige Infrastruktur nicht auf sich ändernde verkehrliche Anforderungen reagieren kann". So würde eine an Gleis 1 haltende S-Bahn knapp eine Minute Fahrzeit verlieren und der Eurobahn aus Hildesheim nach Hameln in Rössing in die Quere kommen. Eine frühere Abfahrt der S-Bahn aus Hannover sei ebenfalls nicht möglich. Weil durch Bremsen, Halten und Wiederanfahren das Gleis länger als bisher blockiert wäre, könnten zudem weniger Güterzüge verkehren. Die Bahn werde einen S-Bahn-Halt an Gleis 1 in Barnten vorsehen, "wenn das Zusammenspiel aller Kapazitätsanforderungen der Eisenbahnverkehrsunternehmen dies zulässt", so Brunkhorst, die aber zugleich betont, dass "Kapazitätsverringerungen" nicht möglich seien.

Der Bund der Steuerzahler wartet derweil noch auf Antworten auf seine Fragen. So will er wissen, ob die geringe Nachfrage, die zur Aufgabe von Gleis 1 geführt hat, nicht schon 2008 vorhersehbar war. In seinem aktuellen "Schwarzbuch" der größten Steuersünden, das am Donnerstag veröffentlicht wurde, ist der Landkreis Hildesheim nicht vertreten. Vielleicht beim nächsten Mal?

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